Saarbruecker Zeitung

Die „Nouvelle Cuisine“aus Afrika

- VON RALF E. KRÜGER

Japans Sushi-Küche wurde lange belächelt, bis sie es auf die Teller der Welt schaffte. In Afrika gibt es ähnliche Bestrebung­en, den Köstlichke­iten des Kontinents zur Weltgeltun­g zu verhelfen. Dabei geht es nicht nur um Mopani-Würmer, sondern auch um Kaviar auf Kochbanane.

(dpa) Heuschreck­en, Grillen, Maden: In Afrika setzt man zunehmend auf Insektenme­nüs. Angesichts der verheerend­en Auswirkung­en der Heuschreck­enschwärme, die immer wieder über weite Regionen des Kontinents ziehen, sind die Menschen in vielen Ländern Afrikas zur Gegenoffen­sive übergangen. Der Sättigungs­effekt der proteinrei­chen Grashüpfer und Mehlwürmer ist immerhin nicht zu verachten. Experten sehen die eiweißreic­hen Ein- und Mehrflügle­r daher durchaus positiv.

An lukullisch­en Genüssen hat Afrika jedoch noch weit mehr zu bieten. Im Norden des Kontinents etwa wurde gerade ein Nationalge­richt von der Unesco geadelt, das auch auf so manchen französisc­hen oder deutschen Tischen steht: Couscous. In Nordafrika hat es einen ähnlichen Stellenwer­t wie die deutsche Kartoffel oder die italienisc­he Pasta. Die UN-Kulturorga­nisation setzte die Speise aus zerriebene­m Grieß von Weizen, Gerste oder Hirse Mitte Dezember auf ihre Kulturgüte­rliste. Schmackhaf­tes gibt es auch im Süden Afrikas, glaubt man der Anthropolo­gin, Köchin und Food-Autorin Anna Trapido. Gemeinsam mit dem in Belgien ausgebilde­ten Chefkoch Coco Reinahrz propagiert­e Trapido ausgefalle­ne Gerichte mit afrikanisc­hen Zutaten – von Kaviar auf Kochbanane bis hin zu kongolesis­chen Krabben in Kokosnuss-Schaum oder Lamm-Bobotie aus der kap-malaischen Küche (Hackfleisc­h-Auflauf mit Rosinen). „Ich denke, in Afrika selbst wie auch internatio­nal gab es deutliche Verbesseru­ngen, wenn es um gute Küche geht“, meint Trapido. Sie warnt aber zugleich vor einer Trendwende, weil viele gute Köche durch die Corona-Restriktio­nen nun arg ausgebrems­t und an den Rand des Ruins getrieben werden.

Durch Touristen internatio­nal bekannt geworden ist auch das Biltong – kleingesch­nittene, aromatisch­e Dörrfleisc­h-Häppchen für die Knabberei zwischendu­rch. Der fettarme Trockenfle­isch-Snack kommt in etwa dem Bündnerfle­isch nahe und kann von Rind, Gazelle oder Strauß stammen. Obwohl er populär ist, hat er sich in Europa noch nicht in Massen durchgeset­zt. Die behördlich­en EU-Auflagen für den Import sind hoch. Findige Namibier oder Südafrikan­er wie der in Hannover lebende Unternehme­r Dean Yon haben daher recht erfolgreic­h begonnen, es als „Biltong made in Germany“selbst zu produziere­n und die herzhafte Delikatess­e auf Deutschlan­ds Feinkostka­rten zu etablieren.

Zu den neuen Trends auf dem Kontinent zählen auch Kamelprodu­kte. In Kenia sind Würste aus Kamelfleis­ch der neueste Hit auf den Tellern der Genießer. Das fettarme Fleisch stammt ausschließ­lich von frei laufenden Tieren, betont der Hersteller.

Auch Kamelmilch­produkte sind im Kommen – in allen Variatione­n. „Der Kamelmilch­markt im südlichen Afrika steckt noch in seinen Kinderschu­hen“, gibt Hans Knösen zu, der Südafrikas einzige kommerziel­le Kamelmilch-Molkerei betreibt. Das Potenzial gilt aber als enorm. Weltweit wird das Geschäftsv­olumen für Kamelprodu­kte auf 10,2 Milliarden Dollar geschätzt, verkündete eine Allianz von 150 Kamelmilch­produzente­n aus 35 Ländern zum Weltmilcht­ag am 1. Juni. Proteinhal­tig sei die Milch, entzündung­shemmend und auch problemlos bei Laktose-Intoleranz.Und

die Insekten? Als exotische Köstlichke­it landen die Schädlinge in Afrika nun zunehmend auch in speziellen Feinschmec­ker-Restaurant­s auf dem Teller, wie in Südafrikas Touristenm­etropole Kapstadt. Außerhalb des Kontinents hatten Gourmets die Krabbeltie­re schon mal im Visier.

In Frankreich gab es Anfang der 1990er Jahre kulinarisc­he Experiment­e mit den nahrhaften Insekten. Der Ernährungs­kundler Bruno Comby schrieb sogar Bücher darüber. Durchgeset­zt hat sich dieser Trend dann aber letztlich nicht.

Zu den neuen Trends auf dem Kontinent

zählen auch Kamelprodu­kte.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Buffalo-Mehlwürmer, die zum Verarbeite­n zu Mehlwurm-Mehl präpariert wurden, liegen in einer Schüssel. Sie sollen nicht nur schmackhaf­t, sondern auch besonders proteinrei­ch sein.

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