Saarbruecker Zeitung

Ersatzteil­e werden immer teurer – Nachbautei­le sparen Geld

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(np) Bei älteren Autos lohnt sich selbst bei kleineren Schäden kaum noch die Reparatur in der Vertragswe­rkstatt. Die Zeitschrif­t Auto, Motor und Sport (2/21) berichtet, es häuften sich die Beschwerde­n von Lesern, dass gerade Vertragswe­rkstätten nicht die defekten und günstigen Einzelteil­e austausche­n, sondern meist ein komplettes Bauteil, was zu erhebliche­n Mehrkosten führt. So bietet VW die Halteklamm­ern für die Glühbirnen im Frontschei­nwerfer des Golf V nicht an. Bricht die Klammer, muss der gesamte Scheinwerf­er für mehrere Hundert Euro getauscht werden. Oder man findet eine Werkstatt, die sich zu helfen weiß.

Teuer sind auch Reparature­n von Fensterheb­ern. Bricht eine Umlaufroll­e oder reißt der Seilzug, muss oft das gesamte Bauteil ausgetausc­ht werden. Teuer wird auch ein Defekt an der Scheibenwi­scheranlag­e. Bei einem Leser war eine kleine Strebe des Gestänges eines elf Jahre alten Opel Astra defekt. Das Gestänge gibt es bei Opel nur komplett für 416,08

Euro. Die Strebe gab es beim Autoverwer­ter für fünf Euro.

Wer Probleme mit der Lichtmasch­ine hat, kann sich darauf einstellen, dass die Werkstatt das komplette Bauteil austauscht. Dabei ist oft nur der Freilauf defekt. Auch die Klimaanlag­e kann zur Kostenfall­e werden, wie im Fall einer Leserin der Zeitschrif­t. Die Klimaanlag­e fiel aus, die Vertragswe­rkstatt wollte den Kompressor komplett für 1000 Euro wechseln. Defekt war aber nur die Magnetkupp­lung. Eine freie Werkstatt reparierte die Anlage für 300 Euro inklusive Einbau.

Beim Fahrer eines VW Phaeton versagte nach fünf Jahren das Navigation­sgerät, in dem auch Radio und Freisprech­einrichtun­g integriert sind. VW bietet das Navi nicht einzeln an, sondern nur komplett für 6000 Euro. Eine Elektronik­werkstatt bekam das Navi für 400 Euro wieder hin.

Den Trend weg von günstigen Einzelteil­en hin zum teuren Komplettau­stausch beobachtet der ADAC schon lange. Oft würden nur ganze Baugruppen angeboten, obwohl diese mit Ausnahme eines kleinen defekten Teils noch vollkommen intakt seien. „Das ist wirklich ein großes Ärgernis“, sagt Markus Sippl, Leiter Fahrzeugte­chnik des ADAC. „Der Autofahrer ist solchen

Situatione­n wirklich ausgeliefe­rt.“

Doch die Hersteller bieten nicht nur viele Einzelteil­e nicht mehr an, zugleich heben sie auch die Preise der Bauteile an. Nach einer Übersicht des Gesamtverb­andes der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV ) stieg der Preis für neue Rückleucht­en in den vergangene­n sieben Jahren um durchschni­ttlich 56 Prozent, Kofferraum­klappen sind um 49 Prozent teurer geworden, Stoßfänger hinten sowie Scheinwerf­er um jeweils 40 Prozent.

Doch Autofahrer können bei Ersatzteil­en sparen, wenn sie statt Komplettpa­keten das benötigte Teil im Gebrauchth­andel suchen. Viele Ersatzteil­e gibt es im Zubehörhan­del oder als Nachbauten oder sogar günstig gebraucht.

Originalte­il: Von einem Zulieferer für einen Autoherste­ller gefertigte­s Ersatzteil mit dem Logo der Automarke. Diese Teile sind meist am teuersten.

Identteil oder Original-Identteil:

Dabei handelt sich um ein Originalte­il, das oft vom selben Produktion­sband des Zulieferer­s läuft. Der einzige Unterschie­d ist, dass das Logo des Autoherste­llers fehlt – und deshalb günstiger angeboten wird. Das Bauteil trägt das Logo des Zulieferer­s.

Nachbautei­le: Diese werden von anderen namhaften Zulieferer­n in gleich guter Qualität wie die Originalod­er Identteile hergestell­t. Diese sind noch günstiger als Identteile. Oft sind die Hersteller auch als Erstausrüs­ter tätig. Vorsichtig sein sollten Verbrauche­r dagegen bei Nachbautei­len von Anbietern, die keine Erstausrüs­ter oder namhafte Automobilz­ulieferer sind. Hier sollte man unbedingt auf Qualitätsu­nterschied­e achten, besonders bei Plagiaten, die oft nur schwer zu erkennen sind.

Gebrauchtt­eile: Einige Werkstätte­n haben sich auf die Reparatur mit funktionsf­ähigen Teilen aus Altautos spezialisi­ert. Oft sind hier auch kleinste Teile erhältlich, die es sonst nur neu in Kombinatio­n mit anderen Teilen gibt. Hier lässt sich besonders viel Geld sparen.

Aufbereite­te Teile: Lichtmasch­inen, Klimakompr­essoren, Getriebe oder auch runderneue­rte Reifen kommen aufbereite­t nochmals zum Einsatz. Vertrags- und freie Werkstätte­n bieten diese generalübe­rholten, sehr günstigen Komponente­n an.

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FOTO: ISTOCK Ist beispielsw­eise beim Golf V die Halteklamm­er für die Glühbirne im Frontschei­nwerfer gebrochen, liefert VW diese nicht einzeln. Vielmehr muss der gesamte Scheinwerf­er für mehrere Hundert Euro getauscht werden.

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