Saarbruecker Zeitung

Er entschuldi­gte sich bei den Sanitätern

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Horst Remark.

- VON ALEXANDRA BROEREN

„Nie schlecht gelaunt und immer gut drauf?“Ja, gibt es das denn überhaupt? Rosel Hoffmann (71) aus Ludweiler nickt energisch: „Doch, genau so war mein Schwager Horst Remark. Immer hilfsberei­t, immer freundlich und höflich mit einer sympathisc­hen Ausstrahlu­ng. Er hat nie einfach nur ,guten Tag’ gesagt, er hat den Menschen immer einen ,wunderschö­nen guten Tag’ gewünscht. Und zwar aus ganzem Herzen.“Es habe ihm auch Freude gemacht, etwas für andere zu tun. „Er hat beispielsw­eise immer im Winter für die Nachbarn Schnee geschippt.“Oder er hat auch gerne Dinge repariert: „Da hat er nicht nachgelass­en, wenn etwas nicht funktionie­rt hat.“

Im April 2017 ist Horst Remark mit noch nicht ganz 65 Jahren gestorben, ganz plötzlich und unerwartet an den Folgen eines Hirnschlag­s. Ehefrau Karin Remark kann es bis heute nicht fassen. „Er hat sich noch bei den Sanitätern, die wir gerufen hatten, entschuldi­gt, weil Samstag war“, sagt sie. Drei Wochen lag er noch im Krankenhau­s. „Er hat gewartet, bis ich ihm gesagt habe: ,Du darfst gehen’, erst dann ist er gestorben“, sagt Karin Remark. Kennengele­rnt haben sich Horst und Karin Remark 1981 beim Fußball. Denn Horst hat in derselben Mannschaft gespielt wie Karins Brüder. 1983 sind beide ins obere Stockwerk des Elternhaus­es von Horst Remark in der Ludweiler St. Barbarastr­aße gezogen, 1984 hat das Paar geheiratet.

Der gelernte Elektriker hat bis zu seiner Frühpensio­nierung mit 53 Jahren als Magazinver­walter in der Göttelborn­er Grube gearbeitet. Und zwar gerne und mit Leidenscha­ft. „Der letzte Tag dort war ein schlimmer Tag für ihn“, sagt Karin Remark. „Er hätte gerne weitergema­cht.“

So hat er sich dann aufs Ehrenamt verlegt. Seit 2006 hat das Ehepaar Remark mitgeholfe­n, die Völklinger Tafel aufzubauen. Viele Jahre lang sei Horst Remark täglich mit dem Tafel-Bus unterwegs gewesen und habe die Geschäfte abgeklappe­rt. „Er hat dort im wahrsten Sinne des Wortes die Lebensmitt­el erbettelt“, sagt Schwägerin Rosel Hoffmann. Ein Knochenjob, denn das Auto muss von Hand eingeladen und wieder abgeladen werden. Später hat Horst Remark das Ehrenamt gewechselt und hat sich in der Saarbrücke­r Bahnhofsmi­ssion engagiert. Damit hat er auch einen kleinen Traum von sich wahr gemacht, denn eine seiner Leidenscha­ften gehörte der Bahn und dem Zugfahren. „23 Jahre lang haben wir gemeinsam mit drei anderen Ehepaaren jedes Jahr einen anderen Weihnachts­markt besucht“, erinnert sich Karin Remark, „und zwar immer mit dem Zug, denn er hat ja Züge geliebt.“Ein übers andere Jahr planten sie diesen Ausflug als zweitägige Tour mit Übernachtu­ng. Auch sonst ist das Ehepaar viel gereist. „Wir waren in Paris, und wir haben uns in Hamburg den König der Löwen angesehen.“Denn auch Musicals hat Horst Remark geliebt und war begeistert­er Fan von Marianne Rosenberg und Helene Fischer. Die Karten, die er zu Helene Fischers Tour 2017 gekauft hatte, konnte er leider selbst nicht mehr nutzen. Karin Remark hat sie verschenkt.

Außerdem wird sich der eine oder andere unserer Leser an Horst Remark erinnern. Denn Karin Remark hat viele Jahre lang als Springerin unsere Zeitung in und um Völklingen und im Warndt ausgetrage­n. Und Ehemann Horst war immer dabei. „Er hat mich nie alleine gehen lassen“, sagt Karin Remark. „Ja, er war fit, ging viel wandern, hat sich gesund ernährt und auf sich geachtet“, sagt sie weiter. So hat das Ehepaar regelmäßig Wanderurla­ube gemacht. „2016 waren wir in Wanderurla­ub am Trifels.“Und er liebte die Weinfeste in der Pfalz, auch als Nichtrauch­er und Nichttrink­er. „Er mochte einfach die Atmosphäre dort gerne“, erinnert sich Karin Remark.

„Er hatte noch so viel vor“, sagt sie. An seinem 70. Geburtstag wollte er eigentlich ein großes Fest mit allen Freunden feiern, dafür hatte er bereits mit der Planung begonnen. Traurigerw­eise wurde nichts daraus.

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FOTO: KARIN REMARK Hier ist Horst Remark unterwegs in Freiburg, das muss um 2014/2015 gewesen sein, so erinnert sich seine Frau, die das Foto gemacht hat.
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FOTO: GERHARD GROSSE Hier winkt Horst Remark fröhlich, wie er immer war. Das war 2011 mit seiner Frau Karin Remark im Heimatort in Ludweiler.

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