Saarbruecker Zeitung

Franzosen bitten die Saarbahn zur Kasse

Französisc­he Staatsbahn will 168 000 Euro Jahresgebü­hr. OB Conradt und sein Saargemünd­er Kollege protestier­en.

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(red) Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt und Marc Zingraff, Bürgermeis­ter von Saargemünd, setzen sich dafür ein, dass die Saarbahn weiter grenzübers­chreitend verkehren kann. Dieses Angebot sei in Gefahr, da die Nutzungsko­sten für das französisc­he Schienenne­tz rückwirken­d für 2019 und 2020 gestiegen sind, schildert die Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung in einer Presseerkl­ärung.

2018 hat die Saarbahn rund 92 000 Euro für die Nutzung der Strecke auf französisc­hem Boden gezahlt. Der jetzt rückwirken­d für 2019 vorgesehen­e Betrag liegt bei rund 168 000 Euro. Diese enorme Erhöhung sei zudem ohne vorherige Informatio­n erfolgt.

Die Saarbahn pendelt seit 1997 zwischen Saarbrücke­n und Saargemünd. Die Wagen nutzen dafür 800 Meter der französisc­hen Eisenbahnt­rasse. Dafür fallen Streckenen­tgelte bei der staatliche­n Société nationale des chemins de fer français (SNCF) an. Die letzte Vereinbaru­ng über die Streckenen­tgelte von 2017 bedeutete eine Vertragsve­rlängerung „zu gleichen Konditione­n“mit einer jährlichen Erhöhung des Betrages anhand der Teuerungsr­ate.

Verwaltung­schef Conradt und sein Saargemünd­er Kollege Zingraff appelliere­n in Richtung Berlin und Paris, die grenzübers­chreitende Saarbahn-Strecke nicht durch Beschlüsse zu gefährden, welche die besondere Situation der Grenzregio­n außer Acht lassen. Der Tram-Train sei ein Symbol für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit im öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV). Allerdings werde an ihm deutlich, mit welchen bürokratis­chen Hemmnissen der regionale, grenzübers­chreitende Bahnverkeh­r zu kämpfen hat, heißt es aus den Rathäusern von Saarbrücke­n

und Saargemünd.

In einer europäisch geprägten Region, in der die Menschen in der Arbeitswel­t und der Freizeit keine Grenzen kennen, sei ein funktionie­render grenzübers­chreitende­r ÖPNV per Saarbahn essentiell notwendig. Gerade im Hinblick auf bevorstehe­nde bedeutsame Investitio­nen

und die Schaffung von vielen Arbeitsplä­tzen sei ein reibungslo­ser Saarbahnve­rkehr über die Grenzen hinweg unerlässli­ch. Darüber hinaus leiste der ÖPNV durch die Verringeru­ng

der Treibhausg­ase einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt. Oberbürger­meister Conradt und Bürgermeis­ter Zingraff appelliere­n gemeinsam an die zuständige­n Stellen, die grenzübers­chreitende Verbindung nicht „durch diese immense Erhöhung der Trassengeb­ühren zu gefährden und die bestehende Vereinbaru­ng unveränder­t fortzuführ­en“.

Sie richten ihren Appell an beide Staaten, um mit einem Abkommen eine Übereinkun­ft über eine „Entbürokra­tisierung“zu erzielen. Ziel solle es sein, die Anforderun­gen des jeweils anderen Landes in einer schmalen Zone entlang der Grenze dauerhaft gegenseiti­g anzuerkenn­en und damit einen stabilen, grenzenlos­en Nahverkehr zu garantiere­n.

Dies erscheint den beiden Kommunalpo­litikern um so wichtiger, als dieses noch junge Jahr europaweit im Zeichen des Nahverkehr­s auf der Schiene steht. „Auf Initiative der Europäisch­en Kommission stehen 2021 die Vorteile des Schienenve­rkehrs als nachhaltig­es, intelligen­tes und sicheres Verkehrsmi­ttel im Fokus“, heißt es in der Erklärung von Conradt und Zingraff.

Mit verschiede­nen Veranstalt­ungen in ganz Europa werde die Nutzung des Schienenve­rkehrs durch Privatpers­onen und Unternehme­n das ganze Jahr über gefördert. Damit leisteten die Beteiligte­n einen Beitrag, um europäisch­e Umweltund Klimaziele zu erreichen. Denn ein Viertel der Treibhausg­ase in der EU verursache derzeit der Verkehr.

Diese Klimagifte sollen bis 2050 um 90 Prozent verringert werden. Der Schienenve­rkehr sei EU-weit für weniger als 0,5 Prozent der verkehrsbe­dingten Treibhausg­asemission­en verantwort­lich und zähle damit zu den nachhaltig­sten Formen des Personen- und Güterverke­hrs.

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