„Der Umgang mit der Pandemie ist kein Hasardspiel!“
(red) In an einem offenen Brief an Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) und Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) kritisiert die Riegelsberger Allgemein- und Fachärztin für Anästhesie Dr. Sabine Bellmann die Entscheidung, die Abschlussklassen im Saarland wieder in den Präsenzunterricht zu führen, scharf. „Mit Ihrer Entscheidung missachten Sie die momentane Infektionslage und setzen Schüler sowie Lehrer
einem großen Experiment an lebenden Menschen aus“, schreibt Bellmann in dem Brief, der unserer Zeitung vorliegt.
„Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass Sie Ihre persönlichen Vorstellungen ohne Rücksicht auf Leib und Leben anderer mit allen Mitteln durchsetzen wollen. Aber der Umgang mit der derzeitigen Pandemie ist kein Hasardspiel!“, so Bellmann weiter. Der Unterricht könne momentan nicht unter den vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Hygieneregeln erfolgen. Arbeitsund Infektionsschutz im Unterricht seien nicht gewährleistet und die Teilnehmer des Unterrichts würden mit hoher Wahrscheinlichkeit Infektionen in ihre Familien tragen. Bellmann verweist in diesem Zusammenhang auch auf die derzeit nach wie vor hohen Infektionszahlen und die neuen Virus-Varianten mit einer weitaus schnelleren Ausbreitung.
Sie sieht kein Problem darin, dass die Schüler der Abschlussklassen den Stoff fürs Abitur selbst durch den Online-Unterricht erarbeiten müssen. Denn „viele dieser jungen Menschen, darunter auch meine 18-jährige Tochter, werden spätestens im Herbst an den Universitäten
wichtige Themen selbstständig erarbeiten müssen.“
Bellmann bittet die Entscheidungsträger in der Politik, die Entscheidung zur Rückkehr zum Präsenzunterricht auszusetzen und die Schulen erst nach dem 31. Januar zu öffnen. Sie appelliert: „Nehmen Sie Ihre große Verantwortung für Schüler und Lehrer ernst! Nur so können Sie Leben schützen und zum Gelingen des jetzigen Lockdowns beitragen!“