Saarbruecker Zeitung

Prüflinge zurück im Klassenzim­mer

- VON FRANK BREDEL

Es war noch dunkel, als Schülerin Darya Darsht am Montagmorg­en die Tür zum Günther-Wöhe-Gymnasium für Wirtschaft in Saarbrücke­n hinter sich schloss. Die Abiturient­in und ihre Klassenkam­eradinnen Bianca Baumann

und Anne Miosga waren auf dem Weg zum Unterricht ihres Oberstufen­gymnasiums. Mitten im verschärft­en Lockdown hatte das Ministeriu­m für die Abschlussk­lassen Präsenz-Unterricht verfügt.

Jetzt waren die drei auf dem Weg in ihre Klasse. Im Schulgebäu­de brannte Licht, in einer Klasse und im Sekretaria­t. Alles andere blieb dunkel, und so sah es auch

Produktion dieser Seite:

Martin Trappen, Michael Kipp

Dietmar Klosterman­n in den Nachbargeb­äuden der anderen Gymnasien aus: Minimalbet­rieb für die Prüflinge. Schülerspr­echer hatten protestier­t gegen diese Schulöffnu­ng, der Dillinger Schülerspr­echer Kai Vettori schrieb einen geharnisch­ten Brandbrief ans Ministeriu­m (wir berichtete­n). Er bemängelte, dass man Präsenz-Unterricht mit Gesundheit­sschutz in

Pandemie-Zeiten nicht vereinbare­n könne.

Die Saarbrücke­r Schüler sahen das gelassener. Bianca Baumann: „Ich komme mit Onlineunte­rricht und mit Präsenzunt­erricht klar. Ich verstehe die Schulöffnu­ng für uns, weil wir genug verpasst haben. Insgesamt fühlt es sich ein wenig unfair an“, sagt sie und blickt damit auf die

Rahmenbedi­ngungen, unter denen sie ihr Abitur machen muss. Anne Miosga: „Im März sind schon die Prüfungen. Es wird mit den Klassenarb­eiten knapp. Anderersei­ts müssen wir mit dem Bus zur Schule kommen und der Nahverkehr ist riskant“, sagt sie und spielt auf die Ansteckung­sgefahr in Bussen an. Am Montag seien die Busse vergleichs­weise leer gewesen, aber das könne auch anders kommen.

Darya Darsht hatte keinen leeren Bus auf dem Weg zur Schule und kritisiert die vollen neun Stunden Unterricht am ersten Tag. „Das ist schon sehr anstrengen­d, vor allem mit Maske. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich wenigstens auf die prüfungsre­levanten Fächer beschränkt und um 13 Uhr den Schultag beendet“, sagt sie.

Keine der drei Schülerinn­en hat grundsätzl­ich etwas gegen den Präsenz-Unterricht. Andere Schüler, die ihre Namen nicht nennen wollten, äußerten sich ähnlich. Keiner der Befragten wollte vor der Prüfung reinen Online-Unterricht. Im Saarland starteten gestern 2700 Gymnasiast­en, 850 Gemeinscha­ftsschüler und 450 Berufsschü­ler ihren Präsenzunt­erricht.

„Im März sind schon die Prüfungen. Es wird mit den Klassenarb­ei

ten knapp.“

Anne Miosga

Schülerin

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Abschlussk­lassen der Gymnasien, Berufs- und Gemeinscha­ftsschulen müssen wieder in den Präsenz-Unterricht.

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