„Glaube an Deine Idee“
Tarek Amer ist HTW-Absolvent. Für sein Engagement, auch außerhalb des Campus, hat er einen Preis gewonnen.
Als Tarek Amer vor vier Jahren nach Deutschland kam, hatte der Syrer den Architektur-Bachelor in der Tasche und ein Ziel vor Augen: den Master an einer deutschen Hochschule. Nach dem Studium in Damaskus, wo Krieg und Terror wüteten, ging er in den Oman, um bei einer großen Baufirma zu arbeiten. Wie am Fließband habe er dort Gebäude geplant, erinnert er sich: „Mir wurde das bald zu langweilig, ich wollte etwas Kreatives tun.“Dass er dafür weiterstudieren muss, war Amer schnell klar. Seine Mutter und seine Schwester waren zu diesem Zeitpunkt bereits aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Doch ausschlaggebend für die Entscheidung, hierherzukommen, sei für ihn das hohe Niveau der hiesigen Architekturstudiengänge gewesen, sagt er.
Berlin war Tarek Amers erste Station in Deutschland. Einerseits zum Lernen der deutsche Sprache, andererseits aber auch die erste Herausforderung. Tarek Amer lernte nicht nur in Kursen, sondern auch als ehrenamtlicher Helfer, unter anderem bei der Bahnhofsmission in Berlin. Um das fürs Masterstudium erforderliche Sprachniveau zu erreichen, zog er nach Oldenburg, wo er weiter Kurse belegte und sich im „Haus Welcome“, einer Begegnungsstätte von Einheimischen sowie Flüchtlingen, engagierte.
Nachdem er die sprachliche Hürde genommen hatte, bewarb sich der junge Mann an zwölf deutschen Hochschulen und erhielt zu seiner Überraschung viele Zusagen. Dass seine Wahl auf die HTW Saar fiel, hat vor allem mit dem Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zu tun. Das Architekturstudium an der HTW Saar erreicht in fast allen Kriterien die Spitzengruppe.
Die hohe Bewertung bei der Betreuung, dem Lehrangebot und der Unterstützung im Studium war für Tarek Amer besonders wichtig: „Ich wusste, dass ich im persönlichen Austausch mit den Professoren, die nur jeweils wenige Studenten betreuen, viel lernen kann.“Rückblickend auf die vergangenen zwei Jahre hat der heute 33-Jährige viel Positives zu berichten, zum Beispiel von der familiären Atmosphäre an der Hochschule sowie von sehr guten Freunden, die ihn unterstützt haben. Er sei froh, dass er Bafög bekommen habe und er sich deshalb voll auf sein Studium konzentrieren konnte.
Die guten Noten, die er für seine Leistungen erhielt, standen für ihn dabei nie im Vordergrund: „Ich habe immer versucht, Sinnvolles zu tun und war bereit, dafür auch neue Wege zu gehen“, erklärt er. Architektur müsse funktionieren: „Die Gesellschaft braucht keine Kunst, sie braucht vor allem Lösungen.“Diese Philosophie liegt ebenso Amers Masterarbeit „Floating Units“, auf Deutsch: „schwimmende Einheiten“, zugrunde. Darin beschäftigt er sich mit automatisierten Bauprogrammen für die indonesische Hauptstadt Jakarta, die in den nächsten Jahren – bis 2050 geschätzt bis zu 40 Prozent – auch wegen des Klimawandels im Meer zu versinken droht.
Die Masterarbeit wurde mit 1,3 benotet, was einer der Gründe dafür war, dass Tarek Amer mit dem diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) geehrt wurde. Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 2006 an ausländische Studenten an der HTW Saar verliehen, die sich mit überdurchschnittlichen Studienleistungen und bemerkenswertem gesellschaftlichem sowie interkulturellem Engagement hervortun. Die Auswahljury hat Tarek Amer mit deutlicher Mehrheit, unter allen Vorschlägen aus den Fakultäten, ausgewählt.
Bei der Preisverleihung im kleinen Kreis am HTW-Campus Göttelborn statt lobte Professor Andy Junker, Vizepräsident für Studium, Lehre und Internationalisierung an der HTW, die „weit überdurchschnittlichen“Leistungen sowie die zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten Amers: „Sie sind ein begabter, talentierter und multilingualer Mensch mit großem Engagement in unserer Gesellschaft. Damit sind Sie auch ein Vorbild für andere Studierende und Mitmenschen und zeigen einmal mehr, dass Geflüchtete einen wichtigen Beitrag leisten zum Miteinander der Kulturen in Deutschland.“
Mit dem hervorragenden Master-Abschluss, der DAAD-Auszeichnung und seiner Mehrsprachigkeit hat der Architekt gute Aussichten im Berufsleben. Auch eine weitere Karriere
an einer Hochschule sei eine Option. In fernerer Zukunft wolle er aber für Lösungen sorgen, wo Menschen sie am dringendsten benötigen, in Entwicklungsländern zum Beispiel. Ebenso will er Studenten auf ihren Wegen begleiten und sie ermutigen, ihren Träumen zu folgen. Seine Botschaft an sie: „Glaub an deine Idee! Versuch immer mal was anderes, gib alles, was du hast! Und hab keine Angst, denn es geht nicht ums Risiko, sondern um die Leidenschaft.“
Tarek Amer kann sich gut vorstellen, noch einige Zeit im Saarland zu bleiben. Er fühle sich wohl hier, mag Land und Leute, selbst das Grillen am Schwenker habe er schätzen gelernt. Auf die Frage, wo denn seine Heimat sei, hat er eine klare Antwort: „Heimat ist nicht ein Stück Land, kein bestimmter Ort, sondern es sind für mich die Familie und Menschen, die mir wichtig sind.“
„Ich habe immer versucht, Sinnvolles zu tun
und war bereit, dafür auch neue Wege zu gehen.“
Tarek Amer
HTW-Absolvent und DAAD-Preisträger