Viel heiße Luft soll Rasen retten
Überherrner Firma will schwierigen Untergrund im Ludwigsparkstadion bespielbar machen. Fehler schon bei den ersten Bauplänen?
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken muss derzeit auf schwierigem Untergrund seine Heimspiele bestreiten. Der Rasen im noch immer nicht fertiggestellten Ludwigsparkstadion hat ein Nässeproblem. Nun soll heiße Druckluft das Grün besser bespielbar machen. Die Kosten seien ziemlich überschaubar, verspricht „Rasenretter“Pieter Vierveijzer von einer Fachfirma in Überherrn.
Viel heiße Luft und noch mehr Euro – zuletzt offiziell 46,5 Millionen – sind in das immer noch nicht abgeschlossene Sanierungsobjekt Ludwigsparkstadion geflossen. Nun soll für kleines Geld und mit Druckluft zumindest das Nässeproblem des Spielfeldes gelöst werden. „Wir machen daraus wieder einen Fußballplatz“, verspricht „Rasenretter“Pieter Vierveijzer, „und es kostet weniger als zwei neue Tore.“
Nachdem an diesem Montag der erste Versuch wegen des zu stark gefrorenen Bodens abgebrochen werden musste, soll an diesem Dienstag mittels einer Druckluftlanze der zu sehr verdichtete Untergrund aufgebrochen werden. „Das Gerät dringt tief in den Boden ein und schafft dort mittels Druckluft sogenannte Kavernen. Die werden dann mit einem Tongemisch verfüllt“, erklärt der 57-jährige Holländer, dessen Fachfirma in Überherrn ansässig ist: „Dadurch kann das Wasser dann abfließen. Man muss sich das vorstellen, wie wenn man den Stöpsel aus der Badewanne zieht. Nur ziehen wir nicht nur einen Stöpsel. Wir werden auf etwa einem Viertel des Spielfeldes pro Quadratmeter eine solche Kaverne benötigen.“
Der Experte ist sich sicher, das Problem so langfristig in den Griff zu bekommen. Während der Arbeiten wird sich der Untergrund anheben, mit dem Entweichen der Luft werde er aber noch mal auf das normale Niveau zurückkehren und dann mit einer leichten Walze zu glätten sein. „Dadurch wird die Spielfähigkeit am
Samstag gegen Zwickau nicht gefährdet“, verspricht Vierveijzer in Richtung 1. FC Saarbrücken.
Warum das Wasser im Park steht, beschäftigt mittlerweile Gerichte. Die beauftragte Firma Kempf aus Saarbrücken streitet mit der Landeshauptstadt um Geld und Verantwortlichkeit. Nach SZ-Informationen widersprechen sich die vorliegenden Gutachten in der Ursachenermittlung. Mehr und mehr verdichten sich aber die Indizien, dass ursächliche Fehler schon in den allerersten Umbauplänen gemacht worden sind. „Das neue Gutachten der Firma MPI hat die mangelhafte Wasserdurchlässsigkeit von Teilen des Platzes bestätigt und einen Vorschlag zur dauerhaften Sanierung aufgezeigt“, erklärt Stadt-Pressesprecher Thomas Blug, „die Arbeiten können aber erst in der Vegetationsphase ab Mai beginnen.“Die Kosten dafür würden noch ermittelt, ein – nicht auszuschließender – kompletter Neubau der Spielfläche von Grund auf könnte etwa 800 000 Euro kosten.
„Eine Unbespielbarkeit des Platzes nach anhaltenden oder starken Regenfällen oder anhaltendem Frost kann aktuell nicht ausgeschlossen werden“, bestätigte Blug. Zwar war der Platz am Montag in einem der Jahreszeit entsprechenden Zustand, aber besonders der durch den Wasserstau beim Spiel gegen Ingolstadt besonders in Mitleidenschaft gezogene Bereich ist holprig. Für die Nacht auf Dienstag war Schneefall vorhergesagt, gefolgt von Regen und Nachtfrösten bis zum Wochenende.
Die Installation der Rasenheizung gestaltet sich aber weiter schwierig. „Die ausführende Firma arbeitet als Subunternehmer für den Hauptauftragnehmer zur Herstellung des Rasens (Anm. d. Red.: die Fa. Kempf ), mit dem wir uns im Rechtsstreit befinden“, sagt Blug, „daher sind die noch ausstehenden Arbeiten zur Inbetriebnahme aufgrund juristischer Fragestellungen nicht ohne Weiteres durchführbar.“Heißt: Dem FCS droht ein Umzug ins Ausweichstadion nach Frankfurt, denn die vom
DFB vorgeschriebene Rasenheizung funktioniert noch nicht und wird vor dem Spiel gegen den FSV Zwickau am Samstag auch kaum in Betrieb gehen. „Wir haben schon vor Wochen eine Anfrage an die Stadt gestellt und auf die Dringlichkeit der Aktivierung hingewiesen“, sagt Christian Seiffert, der beim FCS für Stadionfragen zuständig ist, „da wir bislang keine negative Rückmeldung bekommen haben, gehen wir davon aus, dass das Spiel im Ludwigspark stattfinden kann.“