Saar-Handballer brechen die Saison ab
Die Handball-Saison im Saarland im Jugend- und Aktivenbereich sowie in den RPS-Oberligen wird abgebrochen. TV Homburg will hoch.
Der Handball-Verband Saar hat angesichts der Coronavirus-Pandemie die Saison in allen Ligen der Aktiven und Jugend abgebrochen. Aufund Absteiger soll es keine geben. Etwas anders läuft es beim Abbruch der RPS-Oberligen.
Die Spielzeit 2020/21 im Saar-Handball ist beendet, bevor sie richtig in Fahrt gekommen ist: Das Präsidium des Handballverbandes Saar (HVS) beschloss am Montag, die aufgrund der Corona-Pandemie ruhende Spielzeit im Aktiven- und Jugendbereich ganz abzubrechen – und auf Auf- sowie Absteiger zu verzichten. Einige Teams hatten in der aktuellen Runde wenige Spiele bestritten, andere noch überhaupt keine.
„Wir haben eine Fürsorgepflicht für Sportler und Vereine. Denen müssen wir Planungssicherheit geben“, sagt der für den Spielbetrieb zuständige Vizepräsident Lukas Huwig. Dass die Runde selbst in verkürzter Form noch hätte regulär zu Ende geführt werden können, daran glaubten die Verantwortlichen nicht mehr. „Dass wir vom Lockdown direkt wieder zu Kontaktsport in Mannschaftsstärke übergehen dürfen, halte ich nicht für realistisch. Zumal die Sportler nach der langen Pause eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen, bevor wieder gespielt werden kann“, analysiert Huwig. Ein Spielbetrieb
mit ausreichender Vorbereitungszeit wäre so zeitlich nicht mehr möglich gewesen, da die Spielzeit bis zum 30. Juni beendet sein muss.
Eine verkürzte Runde der ohnehin schon in Staffeln unterteilten Spielklassen zu werten, hält der Verband nicht für sinnvoll. „Jemanden nach sieben oder acht Spieltagen eine Etage runterzuschicken, wäre nicht fair“, findet Huwig. Sollte im Frühjahr doch wieder Mannschaftssport erlaubt sein, können Vereine Freundschaftsspiele bestreiten.
Zuvor hatte am Donnerstag das Präsidium der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) beschlossen, die Spielzeit bei Aktiven und Jugend abzubrechen. Der Unterschied: In der überregionalen Spielklasse wird bei den Aktiven zwar ebenfalls auf Absteiger verzichtet, Vereine, die eine Etage höher wollen, können sich aber für einen Aufstieg in die 3. Liga bewerben. Clubs müssen dies bis zum 1. März mitteilen – und eine Bankbürgschaft von 10 000 Euro hinterlegen. Wie über den Aufstieg entschieden wird, ist offen. Möglich wäre, dass eine Aufstiegsrunde gespielt wird.
Als einziger saarländischer Oberligist hat der TV Homburg auf SZ-Anfrage erklärt, sich für einen Drittliga-Aufstieg
bewerben zu wollen. Dabei ist der Club gerade erst in die Oberliga aufgestiegen und hat dort noch kein Spiel bestritten. „Unser Ziel ist es ohnehin, mittelfristig in die 3. Liga aufzusteigen“, sagt TV-Abteilungsleiter Jörg Ecker. „Ich bin sportlich von der nun angebotenen Lösung zwar nicht unbedingt überzeugt. Aber ich wäre ja mit dem Klammersack gepudert, wenn wir nicht versuchen würden, diese Chance wahrzunehmen.“
Dank eines größeren Sponsoren-Pools, dem auch Dr. Theiss Naturwaren angehört, sieht sich der Verein finanziell für die dritthöchste deutsche Spielklasse gewappnet. Und auch sportlich sähe Ecker das Team hierfür gerüstet. „Wir haben schon jetzt sieben Spieler im Kader, die mindestens auf Drittliga-Niveau gespielt haben.“Darunter ist beispielsweise der ehemalige serbische Nationalspieler Ljubomir Josic.
Die Handballfreunde Illtal, in den vergangenen Spielzeiten der erfolgreichste saarländische Oberligist, verzichten auf eine Drittliga-Bewerbung. „Unser ursprüngliches Ziel war es zwar eigentlich, in die Aufstiegsrunde zu kommen. Aber jetzt haben wir zu viele Abgänge im Kader. So würde das keinen Sinn machen“, sagt deren Vorsitzender Markus Dörr. Bei den HF ist Philipp Kockler in der Winterpause zu Drittligist SV 64 Zweibrücken gewechselt. Nach der Saison wird Kapitän Pascal Meisberger aufhören, Jonas Guther tritt berufsbedingt kürzer. Keine Aussage wollte Alexander Hewener, Trainer der HSG Völklingen, treffen. Völklingen zählte in den vergangenen Jahren nicht zu den Aufstiegsanwärtern und hat gerade einen personellen Umbruch hinter sich.
In der Frauen-Oberliga möchten weder die HF Köllertal noch Aufsteiger HSG Saarbrücken in die 3. Liga. „Man muss bedenken, wo wir herkommen“, sagt Huwig, der auch Vorsitzender der HF Köllertal ist. Sein Team wurde vergangene Saison Vorletzter. Und Saarbrückens Trainer David Hoffmann erklärt: „Wir freuen uns, nächste Saison wieder Oberliga spielen zu dürfen. Diese Herausforderung ist für uns groß genug.“
Wie es mit dem Spielbetrieb in der 3. Liga weitergeht, ist derweil noch offen. Mitte Januar hatten sich der Deutsche Handball-Bund (DHB) und die Vereine grundsätzlich auf folgende Vorgehensweise verständigt: Die Spielrunde wird noch nicht abgebrochen, aber der normale Spielbetrieb wird – wenn der DHB-Bundesrat seine Zustimmung gibt – dennoch nicht fortgesetzt. Stattdessen soll es eine Art Ligapokal in verschiedenen Gruppen mit bis zu fünf Mannschaften geben. Der Abstieg soll ausgesetzt, eine Aufstiegsrunde zur 2. Liga aber gespielt werden.
„Ich wäre ja mit dem
Klammersack gepudert, wenn wir
nicht versuchen würden, diese Chance
wahrzunehmen.“
Jörg Ecker,
Abteilungsleiter Handball des TV Homburg, zu einem möglichen
Drittliga-Aufstieg