Saarbruecker Zeitung

Hans lehnt höhere Steuern nach Corona ab

Der saarländis­che Ministerpr­äsident rechnet mit einer schnellen Erholung der Wirtschaft nach Corona. In der Folge sänken auch die Staatsschu­lden.

- VON SANDRA TRAUNER

SAARBRÜCKE­N (ts/dpa) Um die in der Corona-Krise aufgetürmt­e Schuldenla­st des Staates zu bewältigen, werden nach Überzeugun­g des saarländis­chen Ministerpr­äsidenten Tobias Hans (CDU) keine Steuererhö­hungen nötig sein. „Ich bin optimistis­ch, dass die Erholung der Staatsfina­nzen ohne Mehrbelast­ungen der Bürgerinne­n und Bürger gelingen wird“, sagte Hans im Gespräch mit der Saarbrücke­r Zeitung. „Uns hilft hier die wirtschaft­liche Entwicklun­g“, zeigte er sich überzeugt. „Alle Experten sagen, dass der Konsum nach Corona wieder schnell anspringt, weil es Aufholeffe­kte gibt, da in Corona-Zeiten viel Geld nicht ausgegeben werden konnte.“Überhaupt werde die Wirtschaft „wohl schnell wieder an Fahrt aufnehmen“, sagte Hans. Das bringe die erforderli­chen

Steuereinn­ahmen. Grundsätzl­ich hält er es auch für eine „schlechte Lösung“, den Bürgern nach der Corona-Krise „Steuererhö­hungen zuzumuten“.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) macht sich keine großen Sorgen um die Finanzlage. Er rechnet damit, dass die in der Corona-Krise

aufgelaufe­nen Schulden bis zum Beginn der 2030er Jahre abgebaut seien. Das sagte er am Sonntag der ARD. Um die Lasten zu schultern, wolle die SPD das Steuersyst­em gerechter machen und dafür sorgen, „dass diejenigen, die sehr viel verdienen, einen etwas größeren Beitrag leisten und diejenigen, die wenig verdienen, entlastet werden“.

Wie Hans ist Bundesbank­präsident Jens Weidmann zuversicht­lich, dass sich die deutsche Wirtschaft schnell erholt, „wenn es gelingt, die Pandemie im Verlauf des Jahres zunehmend in den Griff zu bekommen“. Weidmann sagte der Augsburger Allgemeine­n, dass „die deutsche Wirtschaft Anfang 2022 wieder ihr Vorkrisenn­iveau erreichen könnte“.

„Die Wirtschaft wird wohl schnell wieder an Fahrt aufnehmen.“Tobias Hans (CDU) Ministerpr­äsident des Saarlandes

(dpa) Bisher werden die Ältesten gegen Covid-19 geimpft, aber bald soll es altersmäßi­g rückwärts gehen. Doch was ist mit den Kindern? Ein einziger Impfstoff ist ab 16 zugelassen, alle anderen nur für Erwachsene. Erst wenige Hersteller haben mit Studien an Minderjähr­igen begonnen. Denn das ist aufwendig: je jünger Kinder werden, desto mehr.

Fred Zepp rechnet „frühestens Ende des Jahres, eher Anfang nächsten Jahres damit“, dass Kinder in Deutschlan­d geimpft werden könnten. „Der Prüfaufwan­d ist viel höher als bei Erwachsene­n“, sagt der Direktor des Zentrums für Kinderund Jugendmedi­zin der Universitä­t Mainz, der Mitglied der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) ist. „Je jünger der Mensch ist, desto ausgeprägt­er kann er reagieren und desto stärker sind eventuell auch Nebenwirku­ngen.“

„Vor der klinischen Prüfung an Kindern muss sichergest­ellt sein, dass in den Studien bei Erwachsene­n keine schwerwieg­enden Nebenwirku­ngen aufgetrete­n sind“, heißt es beim Robert-Koch-Institut (RKI). „Kinder sind schon allein aus ethischen Gründen nicht für frühe Tests vorgesehen.“Der Verband Forschende­r Arzneimitt­elherstell­er ( VFA) hat den Stand bei den Impfstoffh­erstellern zusammenge­tragen:

Die bedingte Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer umfasst bereits heute Jugendlich­e ab 16 Jahre. Im Herbst 2020 fügte das Duo laut

VFA noch zwei Studienarm­e mit Teilnehmer­n von zwölf bis unter 16 Jahren zur Studie hinzu: einen mit der echten Impfung und einen mit der Scheinimpf­ung. In der Planung ist es, auch Kinder zwischen null und 15 Jahren zu testen.

Moderna hat bereits im Dezember damit begonnen, minderjähr­ige Probanden zu suchen. Teilnehmen sollen nach Unternehme­nsangaben 3000 Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren. Bisher sind nur US-Kliniken an der „TeenCove“-Studie beteiligt. Zwei Drittel der Teilnehmer bekommen den Impfstoff, der Rest ein Placebo.

Die Jugendlich­en werden im Abstand von einem Monat zwei Mal geimpft und danach 13 Monate lang begleitet. Mindestens sechs Mal müssen sie in die Klinik, dazu kommen Telefonate und Rückmeldun­gen per App. Erwarteter Abschluss der Studie: Mitte 2022.

Astrazenec­a hat noch nicht mit pädiatrisc­hen Studien begonnen. Man plane aber, „die Studien in einem neuen Protokoll für die Altersgrup­pe der sechs- bis 18-Jährigen fortzusetz­en“, heißt es bei dem britisch-schwedisch­en Hersteller. „Diese sollen in den kommenden Monaten

beginnen.“Details würden „zu gegebener Zeit“bekannt gegeben. Bei diesem Impfstoff, den das Unternehme­n mit der britischen Universitä­t Oxford entwickelt hat, einem aus Indien und mehreren chinesisch­en wurden laut VFA Minderjähr­ige bereits frühzeitig in Studien einbezogen. Die Untersuchu­ngen sind zum Teil aber nicht abgeschlos­sen und fast alle Produkte in Europa gar nicht zugelassen.

Studien mit Kindern unter zwölf Jahren gehören laut VFA sowohl für Biontech/Pfizer als auch für Moderna zu den Auflagen der Ema, die an die bedingte Zulassunge­n für Erwachsene geknüpft sind. Spätester Abgabeterm­in der Ergebnisse sei Juli beziehungs­weise Dezember 2024.

„Es ist zu erwarten, dass Studien mit diesen Altersgrup­pen nicht beginnen, ehe es nicht gute Ergebnisse zur Wirksamkei­t und Verträglic­hkeit einer Impfung von Jugendlich­en gibt“, heißt es in einem VFA-Papier. Üblicherwe­ise arbeiten sich die Hersteller altersgrup­penweise zu immer jüngeren Kindern vor. Jugendlich­e bekommen die gleiche Dosis wie Erwachsene. Bei jüngeren Kindern ist es möglich, dass die Dosis angepasst werden muss.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Sicherheit von Impfstoffe­n zuständig ist, betont: Impfstoffe werden nur für die Altersgrup­pen zugelassen, für die Daten zur Wirksamkei­t und Sicherheit aus klinischen Prüfungen vorliegen. Die Zulassung würde dann durch eine sogenannte Änderungsa­nzeige zur bestehende­n Zulassung auf Jüngere ausgedehnt.

Aber selbst wenn Produkte verfügbar sind, heißt das noch nicht, dass sie eingesetzt werden. Auf die Frage „Wird es eine Impfempfeh­lung für Kinder gegen Covid-19 geben?“, antwortete das Robert-Koch-Institut Anfang Januar: „Das ist bisher noch nicht absehbar.“

Kinder gegen Covid-19 zu impfen, sei zunächst einmal „fremdnützi­g“, sagt Kinderarzt Zepp. „Kinder erkranken dramatisch seltener schwerwieg­end als Erwachsene. Wir würden Kinder also vor allem impfen, um Ältere zu schützen. Da müssen wir uns schon fragen, ob das abgesehen von Kindern mit besonderen Infektions­risiken ethisch vertretbar ist.“

Und wenn man Kinder außen vor ließe: Wäre dann die angestrebt­e Herdenimmu­nität überhaupt zu erreichen? „Grundsätzl­ich ja“, sagt Zepp. Sie trügen zur Durchseuch­ung der Bevölkerun­g auch auf andere Weise bei: indem sie sich infizieren.

„Kinder erkranken dramatisch seltener schwerwieg­end als Erwachsene. Wir würden Kinder also vor allem impfen, um Ältere zu

schützen.“

Fred Zepp Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedi­zin der Universitä­t Mainz

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA
Experten rechnen damit, dass Kinder in Deutschlan­d frühestens Ende des Jahres, eher Anfang 2022 gegen Corona geimpft werden können. FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA

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