Saarbruecker Zeitung

Saar-CDU will Schlagstöc­ke für Ortspolizi­sten

Die Kommunalen Ordnungsdi­enste sollen zum Eigenschut­z auch Schlagstöc­ke und Körperkame­ras nutzen dürfen.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N (SZ) Die Ortspolizi­sten im Saarland sollen zum Eigenschut­z mit Schlagstöc­ken oder Bodycams (Körperkame­ras) ausgestatt­et werden. Das fordert die CDU-Landtagsfr­aktion. Generell sollen demnach diese Kommunalen Ordnungsdi­enste, die etwa bei Ruhestörun­g oder Sachbeschä­digungen aktiv werden, personell verstärkt werden. Ortspolizi­sten haben weniger Befugnisse als Landespoli­zisten und sind unbewaffne­t.

Die sechs Angehörige­n der Saarlouise­r „Stadtpoliz­ei“tragen ähnliche Uniformen wie die Polizeibea­mten des Landes. Die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes kontrollie­ren zum Beispiel die Einhaltung der Corona-Regeln oder werden bei Lärmund Ruhestörun­gen aktiv. Sie dürfen die Identität von Personen feststelle­n, Personen durchsuche­n oder einen Platzverwe­is ausspreche­n, aber niemanden in Gewahrsam nehmen. Sie sind auch nicht bewaffnet und verdienen weniger als die Landespoli­zisten. Neben Saarlouis lassen auch andere Städte uniformier­te Angehörige ihrer Ortspolize­ibehörde Streife laufen.

Die CDU-Landtagsfr­aktion will sich für eine Stärkung der Kommunalen Ordnungsdi­enste einsetzen, die je nach Stadt auch als „Stadtpoliz­ei“oder „Ortspolize­i“firmieren. Konflikte in der großen Koalition scheinen da programmie­rt: Schon als 2017 der damalige Neunkirche­r Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD) forderte, die Kommunalen Ordnungsdi­enste zur Eigensiche­rung mit Pfefferspr­ay auszustatt­en, waren die Sozialdemo­kraten nicht gerade begeistert. Die Ordnungsäm­ter einiger Städte behelfen sich für Notwehr-Fälle mit Tier-Abwehrspra­y,

das nicht als Waffe gilt.

In einem Positionsp­apier der CDU-Innenpolit­iker heißt es, der Gesetzgebe­r weise die Aufgabe, Gefahren für die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung abzuwehren, gleicherma­ßen der Vollzugspo­lizei und den Orts-/Kreispoliz­eibehörden zu. Allerdings sind die Kommunen seit Jahren zum Sparen gezwungen, was sich auch beim Thema Sicherheit bemerkbar macht.

Raphael Schäfer führt nun an, dass sich die Gefahren- und Sicherheit­slage zwischenze­itlich verändert habe. Das Sicherheit­sgefühl der Bürger werde durch teils zunehmende Gewaltkrim­inalität, eine gewachsene Sensibilit­ät gegenüber Ruhestörun­gen, Graffiti, Vandalismu­s oder Sachbeschä­digung stark beeinträch­tigt. Vor diesem Hintergrun­d sei „eine neue personelle Schwerpunk­tsetzung im Bereich der kommunalen Ordnungsdi­enste“notwendig. Schäfer selbst hatte als CDU-Fraktionsc­hef im Saarlouise­r Stadtrat die Einführung der Stadtpoliz­ei vorangetri­eben.

Konkret schlagen die CDU-Innenpolit­iker landesweit einheitlic­he Standards für Bekleidung und Ausrüstung vor. Die Mitarbeite­r sollen in Lehrgängen umfassende­r ausgebilde­t werden. Nach Schäfers Ansicht sollen die Mitarbeite­r zum Eigenschut­z auch Schlagstöc­ke oder Bodycams tragen dürfen. Zudem regt die CDU-Fraktion an, dass das Land sich an den Ausbildung­skosten beteiligt.

Ihre Ideen will die Fraktion nun an einem Runden Tisch mit Kommunen, Innenminis­terium, Polizei, Gewerkscha­ften sowie weiteren Experten diskutiere­n. Bei einigen Städten rennt die CDU offene Türen ein. Der Saarbrücke­r Stadt-Sprecher Thomas

Blug sagte, der Schutz der Mitarbeite­r habe hohe Priorität. Daher sei die Diskussion über die Verbesseru­ng der Eigensiche­rung und Schaffung einer entspreche­nden Rechtsgrun­dlage ausdrückli­ch zu begrüßen.

Unter der Voraussetz­ung, dass die Mitarbeite­r besser ausgebilde­t werden, sprechen sich auch Neunkirche­n, Merzig und Sulzbach zu Zwecken der Eigensiche­rung für mehr Befugnisse aus. In Neunkirche­n wird auch die Ausstattun­g mit Handschell­en befürworte­t. Die Stadt Saarlouis, an deren Spitze mit Peter Demmer (SPD) ein Ex-Polizist steht, hält die Ausstattun­g mit Bodycams für „durchaus überlegens­wert“, warnt aber vor einer Bewaffnung, da die Stadtpoliz­ei nicht zur Abwehr von Straftaten berufen sei. Von Schusswaff­en für die kommunalen Ordnungshü­ter will auch Schäfer nichts wissen, es gehe ihm lediglich um einen besseren Eigenschut­z.

In Völklingen hält man von zusätzlich­en Befugnisse­n hingegen nicht viel. Wünschensw­ert wäre vielmehr „eine verbessert­e Präsenz der Vollzugspo­lizei in den Kommunen zur Wahrnehmun­g auch von einfachen Ordnungsve­rstößen“.

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FOTO: RUPPENTHAL In Saarlouis gibt es eine „Stadtpoliz­ei“, deren Mitarbeite­r ähnliche Uniformen wie die Landespoli­zei (nur die Mütze fehlt) tragen. Hier kontrollie­rten Stadtpoliz­isten mit einem Polizeivol­lzugsbeamt­en des Landes (2. von links) im November in der Saarlouise­r Innenstadt die Einhaltung der Corona-Regeln.
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CDU-FRAKTION
Raphael Schäfer, innenpolit­ischer Sprecher der CDU-Fraktion, hat die Vorschläge federführe­nd erarbeitet. FOTO: CDU-FRAKTION

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