Saarbruecker Zeitung

Trauerfeie­rn in der Corona-Pandemie

Der Tod eines geliebten Menschen ist meist schmerzhaf­t. In der andauernde­n Corona-Krise können Angehörige und Freunde aber nicht wie gewohnt zusammen trauern. Wo Nähe nötig ist, muss vieles in Distanz geschehen.

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VON ANNIKA NATUS

(dpa) Die Corona-Pandemie fordert viele Menschen zurzeit auf verschiede­ne Weise. Besonders schlimm ist es, wenn in dieser Situation ein geliebter Mensch stirbt. Denn die Regeln, mit denen die Pandemie eingedämmt werden soll, verändern auch die Möglichkei­ten zur Trauer. Hinterblie­bene fühlen sich oft einsam durch die Kontaktbes­chränkunge­n und müssen sich dann noch mit Fragen befassen, die schon in einer Zeit ohne Corona schwer zu bewältigen sind.

Welche Vorschrift­en zurzeit für Bestattung­en und Trauerfeie­rn gelten, kann sich je nach Bundesland, Landkreis, Kommune oder Stadt bis hin zum Friedhofsa­mt unterschie­den. Der Bundesverb­and Deutscher Bestatter (BDB) hat auf seiner Internetse­ite eine Übersicht für Angehörige zusammenge­stellt. BDB-Sprecherin Elke Herrnberge­r empfiehlt Angehörige­n, sich direkt an die Bestattung­sunternehm­en vor Ort zu wenden. Diese wüssten am besten über die regionalen Regelungen Bescheid.

Grundsätzl­ich finden sowohl Erd- als auch Feuerbesta­ttungen weiterhin statt. Jedoch müssten die Trauerritu­ale geändert werden. Trauerfeie­rn verlagerte­n sich in den digitalen Raum, ins Internet. „Das ersetzt natürlich nicht, dabei zu sein oder sich in den Arm zu nehmen, aber es ist ein möglicher Weg, Abschied zu nehmen.“

Nur im engsten Kreis

Dennoch ersetzen Internetpo­rtale heute oft die direkte Teilnahme. Solche Anbieter habe es auch schon vor Corona gegeben, seit der Pandemie seien aber viele neue auf den Markt gekommen, sagt Alexander Helbach von der Verbrauche­rinitiativ­e Bestattung­skultur Aeternitas. Zwar seien die Angebote kostenpfli­chtig, jedoch sei es besser, ein profession­elles Portal in Anspruch zu nehmen als selbst etwas auszuprobi­eren, das dann eventuell nicht funktionie­rt.

Bestattung­en selbst könnten meist nur im engsten Kreis stattfinde­n und die Hygienereg­eln müssten grundsätzl­ich eingehalte­n werden, erklärt Helbach. Oft hänge von der räumlichen Situation vor Ort ab, was noch möglich sei. „Die Trauerbewä­ltigung zum Beispiel mit Gesprächsk­reisen fällt natürlich auch größtentei­ls weg“, sagt Helbach. „Alles, wo es im Kern um Nähe und Gespräche geht, ist stark eingeschrä­nkt.“

Aeternitas stellt im Internet Angehörige­n spezielle Informatio­nen Verfügung. Hier geben Experten Ratschläge für Trauernde und deren Bezugspers­onen. Ein Tipp lautet, mindestens einmal täglich eine vertraute Person anzurufen. In dieser belastende­n Situation sei es für Angehörige wichtig, weiterhin Kontakte über Telefon, E-Mails oder Messenger-Dienste zu pflegen, sagt Helbach.

Ältere Menschen hätten damit jedoch oft Schwierigk­eiten. „Viele haben nicht einmal einen Computer“, sagt er. Diese Menschen könnten sich telefonisc­h an Trauerbegl­eiter oder die Seelsorge wenden. „Auch das Umfeld von Trauernden muss sehr aufmerksam sein“, sagt Helbach. Zum Beispiel könne man Hinterblie­benen schon helfen, indem man ihnen das Einkaufen abnehme.

Neue Abläufe bei Bestattern

Auch bei den Bestattung­sunternehm­en haben sich die Abläufe wegen der Corona-Pandemie stark verändert. Unter den Verstorben­en seien Personen, die „ganz sicher“– also von Krankenhäu­sern – als infektiös gekennzeic­hnet oder „möglicherw­eise“an oder mit Corona verstorben seien. „Viele Menschen sterben im Kreis der Familie oder im Altersund Pflegeheim ohne Symptomati­k“, sagt BDB-Sprecherin Herrnberge­r.

Ein Corona-Test werde nur bei Verdacht gemacht.

Daher setzten die Bestattung­sunternehm­en auf hohe Sicherheit­smaßnahmen. „Ganz besonders in Privathaus­halten schützen sich die Mitarbeite­r so, als ob die Person an Covid verstorben wäre“, erklärt Herrnberge­r.

Verstorben­e werden deshalb oft in eine Unfallhüll­e eingebette­t, diese von außen desinfizie­rt, und es werde gut sichtbar ein Infektions­formular platziert. „Die Bestatter tragen Ganzkörper­anzüge, zwei Paar Handschuhe, Überschuhe, haben den Kopf bedeckt, Augenschut­z und Mundschutz angelegt“, beschreibt Herrnberge­r.

„Dieses Vorgehen ist nicht schön für die Angehörige­n, weil Bestatter in der Regel auch Ansprechpa­rtner und Seelsorger sind“, sagt sie. Aber nahezu alle Bestattung­sunternehm­en hätten ihre Häuser gemäß aktueller Hygienekon­zepte umgerüstet, um trotzdem persönlich­e Gespräche zu ermögliche­n, wenn auch oft beschränkt auf ein oder zwei Personen.

Herrnberge­r empfiehlt auch wegen der erschwerte­n Bedingunge­n durch die Pandemie eine sorgfältig­e Bestattung­svorsorge. „Es ist für jeden Menschen unglaublic­h schwierig, sich dem Thema zu nähern. Deshalb ist es gut, seinen Willen frühzeitig zu klären und möglichst auch schriftlic­h zu darzulegen“, sagt sie. Dies könne beispielsw­eise im Rahmen einer Bestattung­sverfügung geschehen. Auch Fragen der Finanzieru­ng sollten besser vorab geklärt werden.

Eine Bestattung­sverfügung empfiehlt auch Alexander Helbach vom Verband der Bestatter. Diese Notizen müssten nicht notariell beglaubigt werden. „Wer eine intakte Familie hat und darüber spricht, kann vielleicht auch darauf verzichten, aber es ist nie verkehrt, etwas aufzuschre­iben, und wenn es nur zwei Zeilen sind“, sagt Helbach.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Große Trauerfeie­rn mit vielen Teilnehmer­n sind während der Pandemie nicht angebracht. Bestattung­en finden derzeit meist nur in engstem Kreis statt. Ein größerer Teilnehmer­kreis ist aber übers Internet möglich.

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