Saarbruecker Zeitung

Spätere Rente bringt Steuernach­teil

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(dpa) Senioren müssen prinzipiel­l für ihre Rente Einkommens­teuer zahlen. Dabei bleibt allerdings ein gewisser Anteil steuerfrei. Maßgebend für den steuerfrei­en Anteil ist das Jahr des Rentenbegi­nns. „Je später man in Rente geht, desto niedriger ist der steuerfrei­e Anteil“, erklärt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahl­er.

Bei Senioren, die 2005 oder früher in Rente gingen, betrug der steuerfrei­e Anteil beispielsw­eise noch 50 Prozent der ersten Jahresrent­e. Senioren, die 2021 den Ruhestand antreten, bekommen hingegen lediglich noch 19 Prozent steuerfrei. Maßgebend sei dabei das Jahr des tatsächlic­hen Rentenbegi­nns, hat das Finanzgeri­cht Schleswig-Holstein entschiede­n (Az.: 2 K 159/19).

Im verhandelt­en Fall stand dem Kläger mit Vollendung des 65. Lebensjahr­es eine Rente aus dem Versorgung­swerk der Rechtsanwä­lte zu. Er beantragte die Rentenzahl­ung aufzuschie­ben und war noch drei Jahre bis 2012 berufstäti­g. In seiner Einkommens­teuererklä­rung für 2012 verlangte er, den steuerfrei­en Anteil für seine Rente mit dem Prozentsat­z des Jahres 2009 zu bestimmen, denn dies sei das Jahr des eigentlich­en Renteneint­ritts.

Das Finanzamt und schließlic­h auch das Finanzgeri­cht Schleswig-Holstein zogen hingegen den geringeren Prozentsat­z des Jahres 2012 heran, weil der Kläger erst in diesem Jahr tatsächlic­h in Rente gegangen war. Steuerlich werden dadurch die Senioren benachteil­igt, die ihren Beruf noch länger ausüben und später in Rente gehen, weshalb der Kläger Revision beim Bundesfina­nzhof einlegte (Az: X R 29/20). Die Entscheidu­ng steht noch aus.

Rentner in vergleichb­arer Situation könnten sich allerdings auf das laufende Verfahren stützen und Einspruch gegen ihren Steuerbesc­heid und den zu geringen steuerfrei­en Anteil einlegen, rät Isabel Klocke. Dann bleibe der eigene Fall bis zu einem abschließe­nden Urteil offen. Die vom Finanzamt festgesetz­ten Steuern müssten allerdings zunächst gezahlt werden. Eine Korrektur wäre bei einem positiven Urteil dann möglich.

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