Ein Narrenpaar ulkt diesmal in der Küche
Simona und Andreas Ehrlich aus Göttelborn sind leidenschaftliche Fastnachter. Daran kann selbst der Lockdown nichts ändern.
Sie zogen die lokale Prominenz durch den Kakao, redeten über Stellen, an denen sie gerne geküsst werden möchten, und sie machten den etwas anderen Corona-Test mit anschließender Astra-Zeneca-Impfung.
Simona und Andreas Ehrlich standen am vergangenen Samstag in der heimischen Küchen-Bütt und hatten bei der Online-Kappensitzung des Karnevalsverein „von der Höh“Göttelborn eine Live-Auftritt. „Wir haben uns den ganzen Tag einen kleinen Auftritt überlegt und wollten einfach ein bisschen Spaß unter die Leute bringen. Es ist sehr schade, dass keine richtigen Kappensitzungen mit Publikum stattfinden können. Wir stehen seit elf Jahren in der Bütt und haben in diesem Jahr närrisches Jubiläum“, sagt Simona Ehrlich.
Sie ist die Putzfrau Erna, und ihr Mann spielt die Putzfrau Agathe. In jedem Jahr denken sich die beiden ein neues Motto aus und schreiben sich bis zur nächsten Session Witze auf. Im vergangenen Jahr gaben die zwei auf der Bühne einen urkomischen Erste-Hilfe-Kurs, und das
Publikum flippte aus.
„In den ersten vier Jahren haben wir viel über das Ortsleben in Göttelborn berichtet, danach kamen die Mottos, und es wurde immer aufwändiger“, sagt Andreas Ehrlich. Er ist im Vorstand des SV Göttelborn und auch im Göttelborner Ortsrat.
Zur Fastnacht kam er klassisch in einer Kneipe im Ort. „Meine Cousine hat in der Session 1999/2000 einen Prinzen fürs Prinzenpaar gesucht, und ich habe irgendwann einfach zugesagt. So ging das los. Dann bin ich direkt ins Männerballett, und seit elf Jahren sind wir in der Bütt“, sagt der 51-Jährige weiter.
Simona Ehrlich bekam die Fastnacht in die Wiege gelegt. Sie stammt aus Neunkirchen. Dort waren ihre Mutter und ihre Tante schon im Karneval aktiv. In ihrer ersten Büttenrede vor elf Jahren wurde eine wahre Begebenheit zum
Brüller des Abends. „Ich war in dem Jahr mit einer Freundin in Neunkirchen shoppen. Wir hatten auf dem Parkplatz des Textilgeschäftes Vögele geparkt, und als wir zurückkamen, war die Heckscheibe meines Autos eingeschlagen. Auf der Polizeiwache habe ich dann ohne nachzudenken gesagt, dass sie mir beim ,Vögele’ die Heckscheibe eingeschlagen haben. Die Polizisten haben mich mit großen Augen angeschaut. Ich habe es dann noch präzisiert und gesagt, dass es beim ,Vögele’ auf dem Parkplatz war“, erzählt Simona Ehrlich.
Sie, ihr Mann und ihre Tochter Alina müssen richtig laut lachen. „Ich habe erst nach der zweiten Aussage bei der Polizei gemerkt, was ich da gesagt habe. Da war vielleicht was los“, so die 44-Jährige weiter.
Tochter Alina sagt. „Die zwei sind wirklich so drauf. Die müssen sich gar nicht verstellen. Im Prinzip ist bei uns jeden Tag irgendeine Büttenrede“, sagt sie. Simona und Andreas haben ihre absolute Leidenschaft gefunden und wollen immer besser werden.
„Wir haben schon einige Lehrgänge für Büttenredner besucht und wirklich viel dazugelernt. Wir lernen unsere Reden in jedem Jahr komplett auswendig und proben sie in den zehn Wochen vor der Fastnacht bis zu dreimal am Tag. Es ist viel Arbeit, aber es zahlt sich aus“, erklärt Andreas Ehrlich.
Bis zu acht Auftritte haben sie in jeder Session. In diesem Jahr bleibt es bei der einen Büttenrede in der Küche. „Es ist schade, doch wir können es nicht ändern. Wir werden an den tollen Tagen aber zu dritt zu Hause feiern. Wir lassen uns die Fastnacht nicht nehmen“, sagt Erna, und Agathe fügt hinzu. „Fastnacht ist kein Hobby von uns, das ist eine Lebenseinstellung.“
Den „Corona-Test“und die „Impfung“haben die zwei gut überstanden, doch sie werden beides in den kommenden Wochen wohl noch ein paarmal wiederholen.
„Wir haben uns den ganzen Tag einen kleinen Auftritt überlegt und wollten einfach ein bisschen Spaß unter die
Leute bringen.“
Simona Ehrlich über ihren Beitrag zur Online-Sitzung des Karnevalsvereins „von der Höh“Göttelborn