Menschen „bestärken, unterstützen, trösten“
Neue Herausforderungen für Saarbrücker Gemeinwesenarbeit: Impftermine vereinbaren, Verordnungen erklären, Familien begleiten.
entwickelt. Zu diesen zählen zum Beispiel das BürgerInnen-Zentrum, das Kinderhaus sowie der Jugendclub in Brebach. Träger der Projekte sind neben dem Diakonischen Werk, der Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung, der Verein Pädsak und die Paritätische Gesellschaft für Gemeinwesenarbeit gGmbH.
„Wir wollen Strukturen schaffen und bestehende langfristig verbessern“, sagt Poersch, die erst seit einem halben Jahr in der GWA Brebach mitwirkt: „Ich bin in der Pandemie-Krise hinzugekommen, da ist alles etwas anders. Aktuell liegt der Schwerpunkt eher in der Einzelfallhilfe.“
Dazu habe es in den vergangenen Wochen zum Beispiel auch gehört, Menschen bei der Organisation
einer Beerdigung unter Corona-Bedingungen zu unterstützen. „Wir hatten in letzter Zeit einige Sterbefälle. Viel Angehörige waren damit überfordert.“
In der GWA Brebach kümmert sich Sozialarbeiterin Elke Kranzhöfer zudem besonders um Senioren. „Aktuell organisieren wir Einkaufshilfen und beraten Angehörige zu den Themen Pflege und häusliche
Versorgung“, erzählt Kranzhöfer. Über 80-Jährige finden bei der Sozialarbeiterin auch Unterstützung bei der Vereinbarung von Impfterminen. „Wir schauen einfach immer: Was ist akut?“, erklärt Claudia Rebmann aus dem Fachbereich Bildung und Soziale Teilhabe bei der Diakonie Saar.
Alle offenen Angebote wie Seniorentreff, Qi Gong, Yoga, Kaffee-und-Kuchen-Nachmittage
mussten eingestellt werden. Corona-bedingt seien Hausbesuche derzeit nur in Ausnahmefällen möglich, sagt Kranzhöfer. Da bliebe regelmäßig nur der telefonische Kontakt.
„Manche, mit denen ich spreche, haben dann eine ganz raue Stimme, weil sie schon seit zwei Tagen nicht mehr mit jemandem geredet haben“, erzählt die Sozialarbeiterin. „Manche schaffen es ganz gut. Aber andere verkraften es nicht mehr, alleine zu sein“, fügt sie noch hinzu.
Neben den alten Menschen seien vor allem die jungen die Verlierer der Pandemie, sagt Poersch. Auch den Jugendlichen, mit denen sie Kontakt habe, setze die anhaltende Isolation zunehmend zu. „Die Sinnhaftigkeit wird hinterfragt“, sagt Poersch. Vor dem Lockdown konnten bis Dezember im Jugendclub Brebach noch bis zu fünf Personen zusammenkommen. Jetzt gebe es eine zeitintensive Eins-zu-Eins-Betreuung. Hier zeige sich oft, dass vor allem der Online-Unterricht eine riesige Überforderung in den Familien darstellt.
In der GWA lernt man laut Poersch einige Familien sehr gut kennen, sie habe manchmal Sorge, dass die Stimmung dort kippen könnte. Die Beratung erfordere Sensibilität. „Es geht langsam an die Substanz und verhindert eine normale Jugend. Unser Ansatz ist immer wieder bestärken, unterstützen und trösten.“
Zumindest für die nächsten fünf Jahre ist das Fortbestehen der GWA schon gesichert. Im Dezember hatten die Einrichtungen die Zusage über Fördergelder in Höhe von rund 16,3 Millionen Euro von Landeshauptstadt und Regionalverband bis 2025 bekommen (die SZ berichtete). Über diese Planungssicherheit zeigt sich auch Abteilungsleiter Wolfgang Schönberger erfreut: „Denn Angebote der Gemeinwesenarbeit erfüllen in den Saarbrücker Stadtteilen ganz elementare Funktionen für die dort lebenden Menschen und werden stark nachgefragt.“