Saarbruecker Zeitung

Corona zwingt die Handball-Bundesliga zu Alternativ-Szenarien

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(sid) Als am Samstagabe­nd aus Kiel die nächste coronabedi­ngte Spielabsag­e eintrudelt­e, schrillten in der Ligazentra­le in Köln die Alarmglock­en. „Es ist blöd, wenn ein Spiel Kiel gegen Leipzig ausfällt“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsf­ührer der Handball-Bundesliga (HBL), und berichtete mit ernster Stimme vom „Risiko, dass wir die Saison mit 38 Spielen für jede Mannschaft nicht komplett zu Ende spielen können“.

Ein Blick auf das aktuelle Bundesliga-Tableau zeigt den Ernst der

Lage: Nach bislang 22 Spielabsag­en zeigt die Tabelle ein arg schiefes Bild. Während einige der 20 Teams mit 16 Spielen einigermaß­en im Soll sind, steht MT Melsungen gerade einmal bei zehn Spielen. Auch der THW Kiel, der am Samstag den neuesten (nicht namentlich genannten) Coronafall meldete, hinkt mit zwölf Partien weit hinterm Plan zurück.

Dass die Saison wie geplant zu Ende gespielt werden kann, wird angesichts der immer akuter drohenden Terminhatz und nur vier Spielen an diesem Wochenende immer unwahrsche­inlicher. Zumal internatio­nal auch noch etliche Partien ausstehen. Und so befasst sich die Liga längst mit Alternativ-Szenarien.

Auch wenn Ligachef Bohmann noch immer das sogenannte „Round-Robin“favorisier­t, ein Verfahren, das im aktuellen Modus weitermach­t und Warteschla­ngen systematis­ch abarbeitet, steht auch eine Variante zur Diskussion, nach der die Liga aufgeteilt wird in eine obere und eine untere Hälfte, um dann in einer einfachen Runde Meister, Europacupp­lätze und Absteiger auszuspiel­en. Wie es weitergeht, wollen die Clubs in einer Videoschal­te am Mittwoch debattiere­n.

Momentan, sagte Bohmann, baue man auf „das Szenario, dass wir soweit spielen, wie wir kommen, und dann quotal werten. Das erscheint mir derzeit immer noch die beste Lösung, die 38 Spiele anzustrebe­n.“Doch dieses Vorhaben, das weiß auch Bohmann, wird von vielen Unwägbarke­iten begleitet. „Auch wenn wir halbwegs ungeschore­n von der WM zurückgeko­mmen sind und coronabedi­ngt wie verletzung­smäßig nur einige Ausfälle zu beklagen haben, können wir nicht ausschließ­en, dass wir weiterhin mit Infektione­n zu leben haben“, sagte Bohmann.

Infektione­n wie jetzt in Kiel. Auch wenn der betroffene Spieler keinerlei Symptome aufweist und sofort isoliert wurde, ist der komplette THW-Kader auf Anordnung des Gesundheit­samtes vorsorglic­h unter Quarantäne gestellt worden. Und so musste der Champions-League-Sieger zum wiederholt­en Male kurzfristi­g ein Spiel verschiebe­n. Ob die Kieler zum Königsklas­sen-Auswärtssp­iel am Mittwoch bei Motor Saporoschj­e/Ukraine reisen dürfen, ist noch offen.

Bohmann hat mit dem Liga-Spielplan unterdesse­n genug zu tun. Noch, sagt er, halte er ein reguläres Saisonende bis Ende Juni für machbar. „Es dürfen tatsächlic­h nur nicht mehr allzu viele Spielausfä­lle dazukommen.“

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