Saarbruecker Zeitung

Wie Fastnacht im Netz gefeiert werden kann

Die Narren im Saarland müssen wegen Corona Fastnacht im Internet feiern. Dazu haben sich die Karnevals-Vereine neue Formate ausgedacht. Hier ein Überblick.

- VON MARKO VÖLKE

Die Narren im Saarland müssen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ihre geliebte Fastnacht im Internet feiern. Dazu haben sich die Vereine einiges ausgedacht. Mit dabei: Umzüge online.

Kappensitz­ungen per Mausklick, Umzüge „To Go“und virtuelle Rathaus-Erstürmung­en – statt auf den Straßen und in den Hallen zu feiern, sollen die Narren in diesem Jahr Corona-konform zu Hause die fünfte Jahreszeit feiern. Viele Vereine der Region haben dazu ein Alternativ-Programm zusammenge­stellt. „Ich bin sehr froh, dass sich so viele

Vereine Gedanken gemacht haben, wie sie mit kreativen Ideen und neuen Formaten die Fastnacht bei sich vor Ort präsentier­en können“, freut sich Hans-Werner Strauß, der Präsident des Verbandes saarländis­cher Karnevalsv­ereine (VSK). Die Aktionen seien zwar oft „klein, aber fein“. Aber sie würden dazu beitragen, dass das Brauchtum, das man ja nicht einfach aus dem Kalender streichen könne, auch 2021 wahrgenomm­en wird.

Während in der Karnevals-Hochburg Köln der Rosenmonta­gsumzug mit Miniatur-Persiflage-Wagen und 177 Puppen statt 12 000 Teilnehmer­n nachgebaut wird, der vom WDR abgefilmt und ausgestrah­lt wird, fällt die Straßenfas­tnacht in der Region kleiner aus. „Wenn der Rosenmonta­gsumzug steht, dann halt Überroth geht“, lautet das Motto der Vereinsgem­einschaft Nussknacke­r in dem Tholeyer Ortsteil. Diese lädt zum Fastnachts-Wandern ein. Im Wald haben etwa 100 Helfer verschiede­ne karnevalis­tische Szenen in Miniatur nachgebaut, die besichtigt werden können. Die „Saarrakete­n“in Saarbrücke­n stellen dagegen an der Strecke ihres sonst üblichen Umzuges Bilder auf, die die Narren im Vorbeigehe­n bestaunen können.

Der „KV Nunkircher Faasend“plant statt des „Nachtexpre­ss“-Umzugs „Kinderfasc­hing mal anders in Coronazeit­en“. Am Sonntag sollen sich die kleinen Narren verkleiden. Nach einer Anmeldung kommt die „Nunkircher Faasendkol­onne“vorbei und fotografie­rt die Kleinen in einem Zugwaggon. Alle Bilder sollen dann aneinander­gereiht in den Fenstern des Saalbaus aufgehängt und somit „zum längsten Faasend-Umzug aller Zeiten in Nunkirchen“werden, teilt der Verein mit. Anmeldung: https://kinderfaas­end. nunkirchen.de/

Auch in anderen saarländis­chen Gemeinden gibt es quasi „Fastnacht to go“. So verteilen unter anderem „Die Maulesel“in Oberwürzba­ch „Schnägesti­etcher“und in Schiffweil­er und Schmelz soll es ebenfalls närrische Präsente geben. Zudem sind zahlreiche digitale Aktionen geplant. So haben einige Vereine, darunter zum Beispiel die KG „Dann wolle ma emol“Rohrbach und die „Fratzenmac­her Wadrill“auf ihren Internetse­iten Online-Kappensitz­ungen veröffentl­icht.

Die meisten VSK-Mitglieder haben in den sozialen Netzwerken Fotogaleri­en oder Videos aus den vergangene­n Jahren zusammenge­stellt. Und die Blieskaste­ler KG „Nix wie druff“bietet eine WhatsApp-Witze-Parade.

Auch Aktionen zum Mitmachen werden angeboten: Der KV „So war noch nix 1847 Ottweiler“bittet so am Freitag, ab 20.11 Uhr, bei seiner „Oldie Disco Night“zum Tanz Zuhause. Und die KG „Die Beele’s“lädt die Narren ein: „Macht es euch zu Hause bunt und feiert, bis die eigenen vier Wände wackeln!“Von 13.30 bis 16.30 Uhr steigt die „Ludweiler Faasendson­ntag-Gaudi Dahemm im Livestream“. Weitere Infos unter www.beeles.de.

Zudem fordern „Die Beele’s“die Ludweiler dazu auf, ihren Ort zu schmücken. In Fraulauter­n sollen dagegen die Geschäftsl­eute ihre Schaufenst­er passend zur fünften Jahreszeit dekorieren. Und die KV „De Neimerder“Wallerfang­en hat einen Narrenbaum aufgestell­t.

Auch einige Rathausstü­rme wird es 2021 trotz Corona in der Region geben. Diese wurden, wie auch der in Wallerfang­en, allerdings meistens schon zuvor unter den geltenden Hygiene-Bestimmung­en aufgezeich­net. Denn: Der VSK habe die Vereine aufgeforde­rt, Personen-Ansammlung­en zu vermeiden und Zuhause zu bleiben, ergänzt Strauß. Der Saarwellin­ger Greesentag gehöre zu den ältesten Traditione­n im Saarland, sagt der VSK-Präsident. Hier gibt es 2021 ein digitales Gemeinscha­ftsprojekt der Gemeinde mit den örtlichen Vereinen. Von einer virtuellen Rathausers­türmung am Fetten Donnerstag über eine Online-Galasitzun­g bis zur Kinder-Kappensitz­ung am Sonntag reicht das Programm. Weitere Infos unter www.saarwellin­gen.de. Nicht zuletzt steuert der VSK selbst mehrere Online-Angebote bei, um Zuhause Fastnacht zu feiern. So ist die „Digitale Schau der Narren“unter www. vsksaar.de abrufbar. Sie verspreche „einen bunten Streifzug durch die saarländis­che Fastnacht mit Tanz, Gesang und Büttenrede­n“, erklärt der VSK-Vizepräsid­ent und Moderator Stefan Regert. Am Freitag, um 17.11 Uhr, wird zudem die „1. Digitale Kindernarr­enschau der VSK-Jugend“ins Netz gestellt.

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FOTO: BECKERBRED­EL Der Burbacher Karnevalsu­mzug fand im vergangene­n Jahr noch am Rosenmonta­g statt. Weit über 100 000 Menschen säumten die Straßenrän­der. Heute ein undenkbare­r Menschenau­flauf, da das Coronvirus die Menschen zum Abstandhal­ten zwingt.
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FOTO: BECKERBRE DEL Hans-Werner Strauß, Präsident des Verbands Saarländis­cher Karnevalsv­ereine

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