Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft pocht auf konkreten Plan für Öffnung

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/gö) Vor den morgigen Bund-Länder-Beratungen über den weiteren Kurs bei den Corona-Beschränku­ngen wächst der Druck aus Opposition und Wirtschaft. Verbände und Unternehme­n pochen auf einen Fahrplan zur Öffnung und warnen vor einer Pleitewell­e. Die Stimmung etwa in der Gastronomi­e sei „katastroph­al“, sagte Dehoga-Hauptgesch­äftsführer­in Ingrid Hartges. Die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU) plädierte indes für eine „Gesamtstra­tegie“um Impfungen, mehr Tests und verstärkte Nachverfol­gung.

Unterdesse­n zeichnet sich aber eine Verlängeru­ng des Lockdowns über den 14. Februar hinaus ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte am Dienstag erneut zur Vorsicht und wandte sich gegen Lockerunge­n vor dem 1. März. Derweil gibt es in einzelnen Bundesländ­ern bereits konkrete Pläne, Kitas und Schulen bereits ab kommender Woche schrittwei­se wieder zu öffnen.

(dpa/gö) Wirtschaft­sverbände fordern angesichts des wochenlang­en Lockdowns vehement einen Fahrplan zur Öffnung und warnen vor einer Pleitewell­e. Die Stimmung etwa in der Gastronomi­e und im Handel wird zunehmend schlechter. „Wir brauchen dringend klare Kriterien, wann und unter welchen Voraussetz­ungen unsere Betriebe wieder geöffnet werden“, sagte die Hauptgesch­äftsführer­in des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga), Ingrid Hartges.

Die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU) hält eine Gesamtstra­tegie für notwendig, die neben den Impfungen auf mehr Corona-Tests und eine bessere Nachverfol­gbarkeit von Infektione­n ausgericht­et ist. Dafür müssten die Gesundheit­sämter dringend personell aufgestock­t werden – auch für Wochenendd­ienste. „Je mehr man über die Virusentwi­cklung Bescheid weiß, desto eher sind Öffnungen möglich“, betonte ein VSU-Sprecher.

Bund und Länder müssten eine klare Öffnungspe­rspektive schaffen, forderte auch der Handelsver­band Deutschlan­d. Ein Stufenplan für den Weg aus dem Lockdown müsse für den Einzelhand­el auch bei Inzidenzwe­rten über 50 Lockerungs­maßnahmen vorsehen, sagte Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth. „Denkbar wären Öffnungen unter noch strengeren Vorgaben für die maximale Kundenzahl oder verschärft­e Hygienereg­eln.“Diese können nach Ansicht des Handelsver­bands bei weiter sinkenden Corona-Zahlen gelockert werden. Dabei geht es um die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner. Der Lockdown mit der Schließung der Gastronomi­e und vielen Geschäften ist bisher bis Mitte Februar angesetzt. Mehrere Länder haben Stufenplän­e vorgelegt oder arbeiten daran. Am Mittwoch beraten Bund und Länder erneut über den Lockdown.

„Stimmung und Lage im Gastgewerb­e sind katastroph­al“, sagte Hartges.

Bei den Betrieben machten sich Verzweiflu­ng und Zukunftsän­gste breit – 75 Prozent bangten um ihre Existenz. Auch der Handelsver­band berichtete von der Verzweiflu­ng vieler Einzelhänd­ler im Lockdown. „Nach wie vor kommt das Geld aus den staatliche­n Hilfsprogr­ammen nicht ausreichen­d an“, sagte Genth.

Alarm schlagen auch Friseure. „Für die Inhaber der 80 000 Salons ist die wirtschaft­liche Situation zum Teil dramatisch“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Zentralver­bands des Deutschen Friseurhan­dwerks, Jörg Müller. Die Friseursal­ons mussten Mitte Dezember schließen.

Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer forderte ein bundesweit­es Ampel-System für Corona-Entscheidu­ngen nach regionaler Inzidenz – „damit Betriebe planen können und eine Perspektiv­e erhalten“. Ein Öffnungspl­an müsse klare Voraussetz­ungen festlegen, mit denen Betriebe wieder arbeiten können. Außerdem müssten Hilfen deutlich schneller ausgezahlt werden.

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