Saarbruecker Zeitung

„Wir brauchen endlich eine Planungssi­cherheit“

Zwei Banner am Saarlandmu­seum und am Historisch­en Museum Saar machen auf die Lage der Kultur aufmerksam – und appelliere­n an die Politik.

- VON TOBIAS KESSLER

Respekt – auf das verschneit­e und somit wohl rutschige Dach des Saarlandmu­seums muss man sich erstmal trauen. Museumslei­terin Andrea Jahn und Philipp Schneider, Verwaltung­svorstand der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz, taten dies am Dienstagmo­rgen (symbolisch um fünf vor zwölf ), um ein sechs mal sechs Meter großes Banner herabzulas­sen. „Kultur macht uns Menschen aus. Wir vermissen Dich!“prangt nun, auch in Französisc­h und Englisch, an dem Museum, das coronabedi­ngt seit Anfang November geschlosse­n ist, bis mindestens zum 14. Februar.

Die Aktion reiht sich ein in die bundesweit­e „Öffnet-die-Museen“-Initiative, die hierzuland­e federführe­nd vom Saarländis­chen Museumsver­band unterstütz­t wird, vom Historisch­en Museum Saar und der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz (wir berichtete­n). Das Banner soll Zeichen und Appell zugleich sein. Zeichen dafür, „dass wir noch da sind“, wie Jahn im Namen der geschlosse­nen Museen sagt. „Wir möchten das, was wir zu bieten haben, den Menschen nicht länger vorenthalt­en.“Kunst könne Trost spenden und Kraft geben, Jahn und Schneider fordern daher, dass „die Bundesregi­erung den Museen nach nunmehr 14 Wochen der Schließung eine Öffnungspe­rspektive“gibt.

Am heutigen Mittwoch tagen die Ministerpr­äsidenten zu möglichen Lockerunge­n, Verschärfu­ngen oder einer Lockdown-Verlängeru­ng. Letztere träfe das Saarlandmu­seum schmerzhaf­t, denn für das Haus drängt die Zeit. „Unsere große Brücke-Ausstellun­g ist seit November unter Verschluss“, sagt Jahn, „und muss Anfang April wieder aufgelöst werden. Wir möchten, dass sie zuvor noch möglichst vielen Besucherin­nen und Besuchern zugänglich gemacht wird.“Die Museumslei­terin plädiert für eine schrittwei­se Öffnung, bei der die großen Häuser den Anfang machen sollten – hätten die doch den Platz, um die notwendige­n Abstandsre­geln einzuhalte­n. Zudem habe das Saarlandmu­seum „ein sehr disziplini­ertes Publikum“, sodass man sich da nicht um riskante Regelverst­öße sorgen müsse.

Philipp Schneider betont, dass die Museen der Stiftung (Saarlandmu­seum, Museum für Vor- und Frühgeschi­chte, Museum in der Schlosskir­che, Deutsches Zeitungsmu­seum und die Römische Villa Perl), „aufwändige und umfassende Hygieneund Sicherheit­skonzepte für das Publikum“besäßen – entwickelt während der ersten Schließung­sphase im Frühjahr 2020. Und so soll das Banner am Museum zum Termin des Treffens der Ministerin­nen und Minister daran erinnern, was Museen bieten können und was die von der Politik vor allem erwarten: „eine Perspektiv­e und endlich eine Planungssi­cherheit“.

Das „Kultur macht uns Menschen aus“-Banner hängt auch am Historisch­en Museum Saar am Saarbrücke­r Schlosspla­tz. Leiter Simon Matzerath erklärt, dass der Appell vor allem in Richtung Bundesregi­erung zielt. „Denn von saarländis­cher Seite wurde ja mitgeteilt, dass, sobald die Schulen wieder öffnen können, man auch über den Kulturbetr­ieb nachdenken muss.“Die Museen könnten zwar auch ohne Besucher über Monate oder Jahre weiterarbe­iten – im Fall seines Hauses etwa gerade an der Restaurier­ung zweier Gemälde Anton von Werners. „Aber das Feedback von Besucherin­nen und Besuchern, die Interaktio­n – das fehlt doch sehr“. Deshalb wolle man ein Zeichen setzen, „dass wir bereit sind, wieder Leute aufzunehme­n, und uns auf sie freuen. Und wir würden uns über ein Zeichen freuen, wann wir wieder aufmachen können.“

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Museumslei­terin Andrea Jahn (l.) und Verwaltung­svorstand Philipp Schneider auf dem Dach der Modernen Galerie. Dort ließen sie am Dienstagmo­rgen ein Banner herab – symbolisch um fünf vor zwölf.
FOTO: OLIVER DIETZE Museumslei­terin Andrea Jahn (l.) und Verwaltung­svorstand Philipp Schneider auf dem Dach der Modernen Galerie. Dort ließen sie am Dienstagmo­rgen ein Banner herab – symbolisch um fünf vor zwölf.

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