Saarbruecker Zeitung

Im Herzen Saarbrücke­ns ist es finster

Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n warnt vor wachsender Notlage der Beschäftig­ten in der Gastronomi­e.

-

sind längst aufgebrauc­ht. Und es könnten noch Monate vergehen, bis Hotels und Gaststätte­n wieder öffnen“, sagt Mark Baumeister, Geschäftsf­ührer der NGG-Region Saar. „Wegen ohnehin niedriger Löhne und fehlender Trinkgelde­r spitzt sich die Lage der Beschäftig­ten auch im Regionalve­rband Saarbrücke­n dramatisch zu. Ohne schnelle und unbürokrat­ische Hilfe drohen den Menschen existenzie­lle Probleme“, warnt Baumeister. Zusammen mit der Gewerkscha­ft Verdi fordert die NGG ein branchenüb­ergreifend­es Mindest-Kurzarbeit­ergeld in Höhe von 1200 Euro pro Monat einzuführe­n. Am Donnerstag debattiert der Deutsche Bundestag

über das Thema, sagt Baumeister. Seine Botschaft ans Parlament: „Wenn die Politik Unternehme­n mit enormen Steuermitt­eln unterstütz­t, um eine Pleitewell­e zu verhindern, dann muss auch genug Geld für die da sein, die jetzt jeden Cent zweimal umdrehen müssen.“

Gerade in kleineren Pensionen und Gaststätte­n in der Region verdienten viele Beschäftig­te kaum mehr als den gesetzlich­en Mindestloh­n. Eine Kellnerin, die in Vollzeit zum Mindestloh­n arbeitet, kommt im ersten Bezugsmona­t auf nur 728 Euro Kurzarbeit­ergeld (ledig, ohne Kinder, Kirchenste­uer), rechnet die NGG vor. Selbst nach der Erhöhung auf 80 Prozent des Einkommens,

wie sie nach sieben Monaten Kurzarbeit greift, bleiben nur 971 Euro im Monat.

Dass die Gastronomi­e und der Handel von den Krisen-Einschränk­ungen besonders betroffen sind, bestätigt auch die Agentur für Arbeit in Saarbrücke­n. „Aber die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten nicht automatisc­h deren Realisieru­ng“, sagt Nicole Feibel von der Pressestel­le der Arbeitsage­ntur. Wie viel Kurzarbeit wirklich in Anspruch genommen werde, veröffentl­iche die Agentur erst „mit einer Wartezeit von fünf Monaten“. Der bisherige Höchststan­d an wirklich „realisiert­er Kurzarbeit“im Saarland (Zahlen für den Regionalve­rband gebe es nicht) sei im April 2020 mit 81 214 Kurzarbeit­ern in 8116 Betrieben gezählt worden, sagt Feibel. Darunter seien 1291 Betriebe des Gastgewerb­es mit 6410 Kurzarbeit­ern gewesen. Kurzarbeit, sagt Feibel, sei „immer einschränk­end und doch ein gutes Zeichen in schwierige­n Zeiten, denn Unternehme­n wollen diese Arbeitsplä­tze erhalten“. Das Instrument wurde nach dem Lockdown im März 2020 „in nie gekanntem Maße genutzt und übertraf selbst das Niveau der Finanzkris­e von 2008/2009“, sagt Feibel und erklärt: „Anders als damals waren und sind von der aktuellen Krise auch kleinere Unternehme­n und hier insbesonde­re der Handel und die Gastronomi­e betroffen.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany