Warum Biathlon im Fernsehen so erfolgreich ist
(dpa) Wenn im Schnee auf kleine schwarze Scheiben geschossen wird, schnellen die Einschaltquoten nach oben. Obwohl Biathlon nur von wenigen Deutschen betrieben wird, lockt die Sportart regelmäßig ein Millionen-Publikum vor den Fernseher. Die Skijagd ist hierzulande nach Fußball der zweite große TV-Liebling. ARD und ZDF dürfen sich bei der WM im slowenischen Pokljuka auf große Reichweiten und hohe Marktanteile freuen.
Biathlon ist ein TV-Phänomen, das die öffentlich-rechtlichen Sender seit Jahren mit stabilen oder steigenden Zahlen erfreut. „Es ist und bleibt die beliebteste Winterport-Disziplin“, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: „Es bietet die meisten Überraschungen. Das Faszinierende ist, dass man bis zum letzten Schießen nicht weiß, wer gewinnt – es kann immer noch etwas passieren. Man muss bis zum Schluss dranbleiben.“
Die Sportart habe eine wachsende Beliebtheit, „weil sie sich immer wieder neu erfindet“, sagt der Medienwissenschaftler Christoph Bertling. „Wir wissen, dass Sportarten, die sich immer stärker mediatisieren wollen, gewisse Schritte einleiten, damit die Medien auf sie aufmerksam werden. Biathlon hat das ganzheitlich und wohlüberlegt gemacht und über zehn, 15 Jahre tatsächlich auf verschiedenen Ebenen durchgezogen“, erklärte der Dozent an der Sporthochschule Köln. „Sie sind in die Stadien gegangen, sie haben ein Happening oder eine Eventisierung draus gemacht, ihre Wettkämpfe komplett neu ausgerichtet.“
Während der laufenden Weltcup-Saison ist die Zahl der TV-Zuschauer sogar gestiegen, obwohl das Publikum vor Ort fehlte. „Biathlon wird noch mehr geschaut als im vergangenen Jahr“, berichtet ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. „Wir hatten am letzten Wochenende vor der WM mit fast sechs Millionen Zuschauern und Marktanteilen um die 30 Prozent und darüber absolute Rekordwerte.“
Biathlon hat Formel 1 im Fernsehen schon lange als Nummer 2 hinter Fußball abgehängt. Einzelne Rennen hatten sogar mehr Zuschauer als Spiele der Fußball-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr. Insgesamt schafften es neun Biathlon-Übertragungen unter die 50 erfolgreichsten Sport-Sendungen des Jahres 2020. Nur Handball kann da mithalten und hat bei Erfolgen höhere Einschaltquoten. Allerdings blieben die beim WM-Desaster im Januar in Ägypten aus. Die meistgesehene Partie war gegen Spanien mit 4,95 Millionen Interessierten – und liegt unterhalb mehrerer Biathlon-Übertragungen dieses Jahres.
Auch bei der Skijagd seien „kontinuierliche Erfolge der deutschen Starter“für die Quote wichtig, sagt ARD-Mann Balkausky. Das Stammpublikum ist aber offensichtlich größer, da es auch nach dem Ende der Karrieren von Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier keinen Einbruch gab. Das TV-Publikum hierzulande ist aber offensichtlich ein Sonderfall. Eurosport-Sportchef Gernot Bauer sagt: „Biathlon ist vor allem in Deutschland ein Phänomen.“In anderen Ländern seien die Quoten bei weitem nicht so hoch.