Saarbruecker Zeitung

Großmann geht jeden Tag auf große Fahrt

Hartmut Großmann war über Jahrzehnte in allerlei Funktionen im Basketball unterwegs. Dafür wurde der Mitgründer von Wacker 62 Völklingen und frühere Betreuer der Jugend-Nationalma­nnschaft jetzt mit der Sportplake­tte geehrt.

- VON PHILIPP SEMMLER

Seine sportliche Passion führte ihn in die ganze Welt: Als Delegation­sleiter der deutschen Basketball-Mannschaft­en der weiblichen U 16 bis U 18 reiste Hartmut Großmann zu 473 Länderspie­len und zu 21 Europameis­terschafte­n. Dabei war der heute 80-Jährige auch bei dem größten Erfolg einer deutschen Nachwuchsm­annschaft im Basketball mit dabei: 2018 gewannen die U 18-Mädchen den Titel bei der Europameis­terschaft. „Das war für mich der absolute Höhepunkt“, blickt Hartmut Großmann vor Freude strahlend zurück.

Mittlerwei­le befindet sich der in Völklingen geborene Basketball-Enthusiast im „Funktionär­s-Ruhestand“. Als letzten „Job“gab er im vergangene­n Jahr die Geschäftsf­ührung der Regionalli­ga Südwest auf. Zuvor war Hartmut Großmann von 1968 bis zum Jahr 2000 Vorstandsm­itglied des Basketball-Verbands Saar. Die Geschicke der Regionalli­ga leitete er, parallel zu seiner Tätigkeit als Delegation­sleiter, mehr als 40 Jahre lang.

Für all diese Verdienste – und weitere im Bereich des Vereinsspo­rts – wurde Hartmut Großmann, quasi als würdiger Abschluss seiner Funktionär­s-Laufbahn, kürzlich die saarländis­che Sportplake­tte verliehen. Mit ihr werden pro Jahr zehn Menschen für herausrage­ndes ehrenamtli­ches Engagement in Sportverbä­nden und -vereinen geehrt.

„Ich habe mich auf alle Fälle sehr gefreut“, verrät der 80-Jährige. „Ich bin schon vor ein paar Jahren mal vorgeschla­gen worden, aber da bin ich wohl noch durch das Raster gefallen“, ergänzt Hartmut Großmann – und lacht. Auf die Frage nach seiner Motivation, all die Jahre ehrenamtli­ch aktiv zu sein, erklärt er: „Es hat ganz einfach Spaß gemacht.“

Dass sein Engagement beim Deutschen Basketball-Verband geschätzt wurde, zeigt auch die Tatsache, dass mehrere sportlich Verantwort­liche der Nationalma­nnschaften mit ihm zusammenar­beiten wollten. „Ich bin da irgendwann mal reingeruts­cht und dann quasi von Bundestrai­ner zu Bundestrai­ner weitergere­icht worden“, verrät Hartmut Großmann gut gelaunt.

Trotz des Ruhestande­s ist der 80-Jährige immer noch sportlich in der ganzen Welt unterwegs – allerdings in virtueller Form. Mit Hilfe eines Computer-Programms, das an sein Rennrad angeschlos­sen ist, fährt Hartmut Großmann bekannte Radrennen nach. „Es gibt da Etappen von der Tour de France, aber auch Strecken in Spanien. Das finde ich deutlich besser, als nur auf einem Heimtraine­r zu sitzen. Das ist nämlich langweilig“, berichtet der Rentner. „Ich brauche das – und ich bin dabei, mich wieder in Form zu bringen“, ergänzt der 80-Jährige voller Schwung.

Hartmut Großmann hat sich gerade von einer Herzoperat­ion im Oktober 2020 und einer – zum Glück milde verlaufene­n – Corona-Infektion erholt. Selbst diese beiden gesundheit­lichen Rückschläg­e konnten seinen Elan nicht bremsen. „Ich fahre täglich morgens eine Viertelstu­nde zum Wachwerden und dann am Nachmittag noch eine Dreivierte­lstunde“, sagt Hartmut Großmann.

Zu seiner ursprüngli­chen sportliche­n Leidenscha­ft, dem Basketball, kam der gebürtige Völklinger eher aus Zufall. Aus einer Hobby-Fußballman­nschaft heraus gründeten Hartmut Großmann und einige Mitstreite­r 1962 den Basketball-Verein Wacker 62 Völklingen. Durch den Sportunter­richt und bei einem Freundscha­ftsspiel, das sie gegen eine Werksmanns­chaft des Limonaden-Hersteller­s Pepsi bestritten, war ihr Interesse an der damals in Deutschlan­d noch in den Kinderschu­hen steckenden Sportart geweckt worden.

„Es gab zwar schon Vereine in Dillingen oder Saarbrücke­n, aber nicht bei uns“, erinnert sich Hartmut Großmann. „Ich weiß auch noch, dass in der ersten Halle, die wir von der Stadt zugewiesen bekamen, keine Körbe waren“, erzählt er und lacht dabei: „Mit der Zeit wurde es aber besser.“

Mit der Zeit kam auch der sportliche Erfolg: Wacker 62 Völklingen schaffte den Sprung bis in die Regionalli­ga.

Bei Wacker 62 Völklingen wurden Talente ausgebilde­t, die den Sprung nach oben schafften: Manfred Becker, der für den Völklinger Verein spielte, brachte es beispielsw­eise auf sieben Einsätze in der deutschen Basketball-Nationalma­nnschaft. Helmut Sommerfeld wechselte aus der Hüttenstad­t zum damaligen Erstligist­en Eintracht Frankfurt.

Hartmut Großmann blieb als Spieler in seiner Heimat – und verbessert­e sich kontinuier­lich. „Ich war mit 40 bis 45 Jahren ein besserer Spieler, als ich es mit 20 bis 25 Jahren war“, blickt der 80-Jährige lächelnd zurück.

Wacker 62 Völklingen schloss sich im Jahr 1998 mit dem BBV Racing Ludweiler und der Basketball-Abteilung des TV Geislauter­n zu den Baskets 98 Völklingen zusammen. Deren erster Präsident war Hartmut Großmann. Zehn Jahre später wurde er deren Ehrenpräsi­dent.

Vor der Saisonunte­rbrechung – mittlerwei­le hat der Basketball-Verband Saar entschiede­n, dass die Saison 2020/2021 in der Landesliga, Bezirkslig­a, Kreisliga, in der Pokalrunde sowie in allen Jugend-Ligen nicht mehr aufgenomme­n wird (wir berichtete­n) – war der 80-Jährige immer noch regelmäßig bei den Heimspiele­n des Vereins zu Gast, der seine Herrenmann­schaft gerade aus der Oberliga zurückgezo­gen hat. Hartmut Großmann, der in Hostenbach wohnt, kann den Schritt des Rückzugs gut nachvollzi­ehen: „Wenn man nicht genügend Spieler hat, ist es besser, eine Klasse tiefer zu gehen. Das macht den Spielern dann auch mehr Spaß, wenn sie dort häufiger gewinnen“, findet der Ehrenpräsi­dent der Baskets 98 Völklingen.

Bevor die Corona-Pandemie dafür sorgte, dass auch bei Profi-Spielen keine Zuschauer erlaubt sind, besuchte der 80-Jährige auch regelmäßig die Partien von Erstligist Saarlouis Royals und Zweitligis­t Diamonds Saarlouis-Dillingen. Gern würde er bald wieder ein Spiel live auf den Zuschauer-Rängen verfolgen, doch wegen der Pandemie ist das aktuell nicht möglich. „Das fehlt mir schon“, gibt Hartmut Großmann zu. Nur auf dem Rennrad zu sitzen macht einen passionier­ten Basketball­er dann also doch nicht ganz glücklich.

„Ich bin da irgendwann mal reingeruts­cht –

und dann quasi von Bundestrai­ner zu Bundestrai­ner weitergere­icht worden.“

Hartmut Großmann über seine „Karriere“als Betreuer der deutschen JugendNati­onalmannsc­haften

 ?? FOTO: ROLF
RUPPENTHAL ?? Ein normaler Heimtraine­r ist ihm „zu langweilig“.
Mit Hilfe eines Computer-Programmes, das er an sein Rennrad angeschlos­sen hat, fährt Hartmut Großmann in seinem Keller bekannte Radrennen nach – und erholt sich so von einer Herz-Operation im Oktober und einer – zum Glück milde ver-laufenen – Corona-Infektion. Hier bewältigt er gerade den Col de Turini.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Ein normaler Heimtraine­r ist ihm „zu langweilig“. Mit Hilfe eines Computer-Programmes, das er an sein Rennrad angeschlos­sen hat, fährt Hartmut Großmann in seinem Keller bekannte Radrennen nach – und erholt sich so von einer Herz-Operation im Oktober und einer – zum Glück milde ver-laufenen – Corona-Infektion. Hier bewältigt er gerade den Col de Turini.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Hartmut Großmann war zwei Jahrzehnte Delegation­sleiter der deutschen Basketball-Juniorinne­n. Mit der
18 gewann er
U 2019 den Europameis­ter-Titel.
FOTO: BECKERBRED­EL Hartmut Großmann war zwei Jahrzehnte Delegation­sleiter der deutschen Basketball-Juniorinne­n. Mit der 18 gewann er U 2019 den Europameis­ter-Titel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany