Saarbruecker Zeitung

Triumphwag­en mit erotischen Bildern in Pompeji ausgegrabe­n

Ein Sensations­fund und tunnelbaue­nde Räuber: In Pompeji haben Archäologe­n eine seltene Entdeckung gemacht – mit einer spannenden Geschichte

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ROM (dpa) Pompeji gibt einen einzigarti­gen Schatz preis: In der versunkene­n Stadt in Süditalien haben Archäologe­n einen Triumphwag­en aus der Antike ausgegrabe­n. Das vierrädrig­e Gefährt aus Eisen sei quasi intakt, teilte der Archäologi­epark am Samstag mit. Den Fund hätten die Experten in der Villa Civita Giuliana im Norden der antiken Stadt gemacht. An der Seite ist er mit Dekoration­en aus Zinn und Bronze verziert, die Männer und Frauen in erotischen Szenen zeigen.

Den Forschern zufolge ist dieser Fund einzigarti­g in Italien. Dies begründete­n sie damit, dass der Wagen in einem sehr guten Zustand sei und, im Gegensatz zu anderen Funden, nicht für die Arbeit in der Landwirtsc­haft im Einsatz war. Der Wagen wurde nach ersten Erkenntnis­sen von der römischen Elite für feierliche Anlässe verwendet. Auf ihm hatten demnach ein bis zwei Menschen Platz. Er war außerdem mit rot und schwarz bemaltem Holz dekoriert.

Neben Archäologe­n arbeiteten Architekte­n, Ingenieure, Restaurato­ren und Vulkanolog­en bei der Ausgrabung in den vergangene­n Monaten mit. Die Experten gruben sich in der Villa zunächst mehrere Meter in die Tiefe, wie weiter berichtete­t wurde. Dabei entdeckten sie zunächst, dass der Ort einst eine zweistöcki­ge Säulenhall­e war. Das Holzgebälk war noch erhalten und wurde vorsichtig abgetragen, um weiter vordringen zu können.

Die Villa hatte bereits 2018 für Aufsehen gesorgt, weil dort die Überreste dreier Pferde entdeckt wurden. Bei den Ausgrabung­en fanden die Forscher auch Pferdegesc­hirr aus Bronze. Offenbar war nicht nur Archäologe­n der Wert dieses Ortes bekannt, denn Räuber gruben sich immer wieder in Tunneln bis in die Ausgrabung­sstätte vor, um dort zu plündern, hieß es weiter. Dadurch seien Schäden entstanden. Die Staatsanwa­ltschaft führe Ermittlung­en

in diesem Fall.

Italiens Kulturmini­ster zeigte sich erfreut über den jüngsten Fund. „Pompeji verblüfft uns weiter mit seinen Funden und so wird es noch viele Jahre sein mit 20 Hektar, die noch auszugrabe­n sind“, sagte Dario Franceschi­ni am Samstag. Zuletzt sorgte er mit der Ernennung des mittlerwei­le Deutsch-Italieners Gabriel Zuchtriege­l zum Direktor des Archäologi­eparks für eine Überraschu­ng. „Ein junger Direktor wie Zuchtriege­l wird das Engagement dort aufwerten“, erklärte er.

Zuchtriege­l wird mit 39 Jahren der jüngste Direktor in Pompeji sein. Der gebürtige Mann aus Weingarten

in Baden-Württember­g war zuvor Direktor des Archäologi­schen Nationalmu­seums in Paestum. In Pompeji wolle er sich nach eigener Aussage unter anderem um Inklusion, Digitalisi­erung und den Denkmalsch­utz kümmern.

Die antike Stadt Pompeji liegt am Fuße des Vulkans Vesuv. Bei Ausbrüchen im Jahr 79 nach Christus hatten Asche, Schlamm und Lava die Siedlungen unter sich begraben und die Stadt teils konservier­t. Im 18. Jahrhunder­t wurde Pompeji wiederentd­eckt. Die Ausgrabung­sstätte gehört zu den beliebtest­en Sehenswürd­igkeiten in Italien und birgt immer wieder sensatione­lle Funde.

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LOGICO DI POMPEI/DPA ?? Archäologe­n haben in Pompeji einen einzigarti­gen Triumphwag­en aus der Antike ausgegrabe­n.
FOTO: PARCO ARCHEO LOGICO DI POMPEI/DPA Archäologe­n haben in Pompeji einen einzigarti­gen Triumphwag­en aus der Antike ausgegrabe­n.

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