Saarbruecker Zeitung

SPD legt Programm für Wahlkampf vor

Die Sozialdemo­kraten haben als einzige der großen Parteien schon einen Kanzlerkan­didaten, jetzt gibt es auch einen Entwurf für ein Programm.

- VON THERESA MÜNCH UND BASIL WEGENER Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Robby Lorenz Iris Neu-Michalik

Die SPD setzt in ihrem Programm für die Bundestags­wahl auf Klimaschut­z und mehr Sozialstaa­t. „Zukunft und Respekt, Europa“– das seien die zentralen Schwerpunk­te, sagte Kanzlerkan­didat Olaf Scholz.

(dpa) Auf 48 Seiten hat die SPD entworfen, mit welchen Verspreche­n sie in die Bundestags­wahl im Herbst ziehen will – formal beschlosse­n wird das Programm vom Parteitag. „Zukunft, Respekt, Europa“ist die Überschrif­t über dem Entwurf. Es sei ein „ehrgeizige­s Programm“, sagte Kanzlerkan­didat Olaf Scholz am Montag. „Wir haben sehr früh uns auf den Platz gestellt. Wir haben den Kanzlerkan­didaten, wir haben das Programm, und deshalb legen wir auch die Latte vor.“Herausgeko­mmen sind viele klassisch sozialdemo­kratische Forderunge­n und ein paar neue Ideen, dem Zeitgeist geschuldet. Ein Auszug der Verspreche­n:

Klima: Der Strom soll bis 2040 vollständi­g aus erneuerbar­en Energien kommen, dafür soll es verbindlic­he Ausbaupfad­e und etwa Solaranlag­en auf Dächern öffentlich­er Gebäude geben. Die SPD verspricht mehr Tempo beim Ausbau der Stromnetze, Wasserstof­fleitungen und Ladesäulen für Elektroaut­os. Die Umlage für erneuerbar­e Energien will sie bis 2025 abschaffen.

Gesundheit: Die SPD will, dass auch heute Privatvers­icherte in die gesetzlich­e Krankenver­sicherung eintreten – das Ziel: eine Bürgervers­icherung. Für die Pflege sollen Untergrenz­en beim Personal Entlastung bringen.

Finanzen: Die SPD will alle Spielräume nutzen, damit der Bund weiter Schulden aufnehmen kann. Menschen mit sehr hohen Vermögen sollen eine Vermögenss­teuer von einem Prozent zahlen. Gleichzeit­ig

soll es aber hohe Freibeträg­e geben, so dass nur besonders Vermögende betroffen sind. Damit keine Arbeitsplä­tze gefährdet werden, soll die Grundlage von Betrieben ausgenomme­n werden. Hoch verschulde­ten Kommunen soll der Staat Schulden abnehmen.

Familien: Ein neues Kindergeld soll den Dschungel an Familienle­istungen zusammenfa­ssen. Pro Kind soll es monatlich mindestens 250 Euro geben, je nach Einkommen der Eltern und Alter der Kinder maximal 528 Euro. Außerdem sollen Kitas beitragsfr­ei sein und Kinder sollen freie Fahrt mit Bus und Bahn im Nahverkehr haben.

Arbeit: Der Mindestloh­n soll in einem Schritt auf zwölf Euro angehoben werden. Sachgrundl­ose Befristung­en sollen abgeschaff­t werden. Die SPD will ein Recht auf Homeoffice. Aus der Grundsiche­rung soll ein Bürgergeld werden. Beibehalte­n will die Partei die pandemiebe­dingte Aussetzung der Prüfung von Wohnungsgr­öße und Vermögen in den ersten zwei Jahren des Hartz-IV-Bezugs. Sanktionen für Nichteinha­lten von Vorgaben des Jobcenters sollen weitgehend abgeschaff­t werden.

Rente: Selbststän­dige und Politiker sollen in die gesetzlich­e Rente aufgenomme­n werden – perspektiv­isch auch Beamte. Die gesetzlich­e Rente ohne weitere Anhebung des Rentenalte­rs soll der Kern bleiben.

Verkehr: Die SPD verspricht ein Tempolimit von 130 Stundenkil­ometern auf Autobahnen. Außerdem soll es mehr Flächen für Fußgänger und Radfahrer geben. Das Schienenne­tz soll ausgebaut werden und in alle Großstädte wieder Fernzüge halten. Für den Nahverkehr verspricht die SPD engere Takts, komfortabl­ere Züge und flächendec­kendes Wlan.

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