Wie die Fastnacht nach Bliesransbach kam
Armin Follmar und weitere Vereinsmitglieder widmen sich seit 1973 dem Frohsinn. Auch ihr geistreiches Mundart-Theater kommt an.
Nach der Fastnacht ist vor der Mundart. Normalerweise wären die Mitglieder des Kulturund Trachtenvereins Bliesransbach schon mitten in den Vorbereitungen für ihre Mundart-Theateraufführungen im Mai. Jedes Jahr organisiert der Verein die Fastnacht im Ort und wenig später das Theaterspiel. „Viele Mitglieder machen beides, und zusätzlich haben wir im Herbst noch Mundart-Theatertage und das Krimi-Dinner“, sagt Armin
Follmar. Der Bliesransbacher ist schon seit 62 Jahren im Kultur- und Trachtenverein – und seit 1988 dessen Vorsitzender.
Mit mehreren Bliesransbachern holte er 1973 die Fastnacht ins Dorf. „Wir hatten bis dahin keine Fastnacht. In den Jahren davor kamen die Sitterswalder Kappeskepp durch familiäre Beziehungen zu uns in den Ort und veranstalteten Kappensitzungen“, erinnert sich Follmar.
Als der Kultur- und Trachtenverein seine Fastnachtsabteilung „Die Heckeholer“gründete, boomte die Fastnacht vom ersten Tag an in
Bliesransbach. „Es kamen so viele Leute, dass wir nach wenigen Jahren schon zwei Kappensitzungen anbieten mussten“, erinnert sich der 71-Jährige.
Er war viele Jahre Elferratspräsident, Organisator, Büttenredner und Tänzer im Bliesransbacher Karneval. Der eigentliche Grund, warum er 1958 in seinen Verein ging, war die Trachtentanzgruppe, die 1957 gegründet wurde. „Ich habe früher auch mal Fußball gespielt, aber Sport war nicht so meins“, erinnert sich Follmar und lacht.
Seine Familie war schon seit Generationen in kulturtreibenden Vereinen und spielt bis heute Theater. 1958 war die Bliesransbacher Trachtengruppe zu Besuch im Schwarzwald. Armin Follmar machte als Achtjähriger mit und fing sofort Feuer. Er erlebte in ganz Deutschland und darüber hinaus die Blütezeit der
Trachtenkultur und deren Niedergang. „In den 1980er-Jahren kamen 15 000 Menschen aus ganz Europa zu unserem Trachtenfest nach Bliesransbach. So ein Fest wurde jeweils zwei Jahre lang organisiert. Ab den 2000er-Jahren wurde das immer weniger. Heute existiert unsere Trachtensparte nur noch auf dem Papier. Das geht aber nicht nur uns so, das ist in ganz Deutschland so und sehr schade“, sagt Follmar.
Im Gegensatz zur Trachtenkultur ist das Mundart-Theater seit Jahren lebendiger als je zuvor. Alle Aufführungen sind in jedem Jahr in wenigen Tagen ausverkauft – sogar im vergangenen Jahr trotz Corona. „Wir mussten im vergangenen Jahr am Ende leider alles absagen und die Karten zurücknehmen. Eine Erklärung, warum Mundart funktioniert und der Trachtentanz nicht mehr, habe ich nicht. Vielleicht ist es der Zeitgeist“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Er war Abteilungsleiter für Personal und Finanzen bei der Stadt Saarbrücken und wusste durch seine beruflichen Erfahrungen ganz genau, wie man einen Verein führt. Wie lange er noch Chef des Kulturund Trachtenvereins sein wird, weiß er nicht. „In diesem Jahr hätten wir normalerweise Neuwahlen. Ob wir eine Versammlung abhalten können, ist wegen Corona noch völlig unklar. Man merkt den Mitgliedern aber schon an, dass sie wieder auf die Bühne und spielen wollen. Das geht mir ganz genau so“, sagt die 71-jährige Kulturlegende aus Bliesransbach.
„Es kamen so viele Leute, dass wir nach wenigen Jahren schon zwei Kappensitzungen anbieten mussten.“
Armin Follmar über den Erfolg der Fastnachtsabteilung „Die Heckeholer“im Kultur- und Trachtenverein Bliesransbach