Die Nacht gehört der Kunst in Saarbrücken
Endlich mal wieder eine „analoge“Ausstellung und doch kann man die Arbeiten an der HBKGalerie ganz Coronakonform betrachten.
Mal sind es pralle, wogende Kirschblütenzweige, dann Ausschnitte von einer Fahrt durch Berlin, schließlich auch übergroße Goldfische oder aber junge Menschen beim Rollschuhfahren. All das bekommt man derzeit abends nach Sonnenuntergang an der Fassade der Galerie der HBK, Hochschule der Bildenden Künste Saar, in der Keplerstraße zu sehen.
Es gibt endlich wieder ein Kunstprojekt in Saarbrücken, das zwar virtuell entstanden ist, das man aber analog, vor Ort anschauen und erleben kann. Bis zum 29. März können Kunstinteressierte und Flaneure ganz Corona-konform im Freien diese Videoinstallation betrachten.
Genau eine Woche nach der virtuellen Eröffnung der neuen Ausstellungen „le lion malade“von Natascha Sadr Haghighian, „Kunst des 20. Jahrhunderts“von Florian Huth und „I‘ll fix you“von Joni Majer in der Stadtgalerie Saarbrücken wurde jetzt dieses Projekt eingeweiht, das mit den Ausstellungen der Stadtgalerie zusammenhängt.
Denn die rund 20 Minuten lange Videoinstallation, die in Endlosschleife bis um 22.30 Uhr an der Fassade der HBK gezeigt wird, stammt von Studierenden der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian, die an der Hochschule für Künste in Bremen Professorin für Bildhauerei ist.
„Wir hatten im Dezember unser erstes virtuelles Treffen mit den Studierenden in Bremen, nachdem die Kontakte hergestellt waren“, erklärt Katja Pilisi, Studentin der HBK Saar. Sie ist gemeinsam mit Leonie Scheidt Kuratorin des Projekts, beide Studentinnen sind gleichzeitig auch wissenschaftliche Hilfskräfte der Galerie der HBK.
„Unsere virtuellen Treffen waren zu Beginn etwas chaotisch, denn es waren jedes Mal verschiedene Teilnehmer dabei. Es gab viele Kontakte. Und dann gab es oft Probleme mit dem Ton, den Daten oder dem Bild, wie das eben ist bei virtuellen Konferenzen“, erklärt Katja Pilisi lachend.
Diese Voraussetzungen haben dem gemeinsamen Projekt „Out/ Sync“dann aber seinen Charakter verliehen. Denn die aus unzusammenhängenden Sequenzen bestehende Installation ist im Kollektiv entstanden, jeder der 14 teilnehmenden Studierenden hat einen Teil dazu beigetragen. Die Studierenden aus Bremen haben die genauen Vorgaben der Medienfassade der Galerie
der HBK erhalten und daraufhin in verschiedenen Video- und Soundarbeiten Elemente erarbeitet, die zu einer Installation zusammengefügt wurden.
Ganz wichtig dabei ist, dass Klang und Bild zufällig miteinander gekoppelt sind, dass es keine „richtige“Reihenfolge gibt. Vor Ort kann man sich über einen QR-Code die Klangsequenzen über das Smartphone anhören, dazu die Videos der 14 Studierenden anschauen.
Die Soundsequenzen sind experimentell, man hört Geräusche aus der Umwelt, Verkehrslärm, aber auch Stimmfetzen oder musikalische Sequenzen. Auch die bewegten Bilder wirken zufällig und experimentell, manches ist absichtlich locker aus der Hand gefilmt, diffuse Unschärfe inklusive, dann aber sind auch Teile enthalten, wie fließendes Wasser in einem Wehr oder die der Kirschblütenzweige, die genau komponiert und gespiegelt sind.
Neben alltäglichen und ästhetischen Bildern zeigen Explosionen aus Halabdscha, einer Stadt in der autonomen Region Kurdistan im Irak, dass sich die Studierenden auch mit Konflikten und Kriegen auseinandergesetzt haben.
Zur Eröffnung standen dann eine Handvoll Studierende mit Masken vor der Fassade, darunter auch Virgil Taylor und Virginia Argentero, die extra aus Bremen angereist waren. Neben der Freude, sich die gemeinsam erarbeitete Videoinstallation zum ersten Mal anzuschauen, war auch die Begeisterung zu spüren, endlich wieder Kunst vor Ort und live zu sehen. Ein Erlebnis, das die Saarbrücker jetzt bis Ende März auskosten können.
„Unsere virtuellen Treffen waren zu Beginn etwas chaotisch, denn es waren jedes Mal
verschiedene Teilnehmer dabei.“
Katja Pilisi über die Vorbereitung der Ausstellung
mit den Bremer Kommilitonen
„Out/Sync“– Installation von Studierenden der HBK in Bremen ist bis 29. März auf der Medienfassade der HBK Galerie in der Keplerstraße in Alt-Saarbrücken zu sehen. Und zwar nach Sonnenuntergang bis 22.30 Uhr. Der Sound kann über einen QR-Code oder über die Seite isthis.eu/out-sync gehört werden.