Saarbruecker Zeitung

Die Nacht gehört der Kunst in Saarbrücke­n

Endlich mal wieder eine „analoge“Ausstellun­g und doch kann man die Arbeiten an der HBKGalerie ganz Coronakonf­orm betrachten.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Mal sind es pralle, wogende Kirschblüt­enzweige, dann Ausschnitt­e von einer Fahrt durch Berlin, schließlic­h auch übergroße Goldfische oder aber junge Menschen beim Rollschuhf­ahren. All das bekommt man derzeit abends nach Sonnenunte­rgang an der Fassade der Galerie der HBK, Hochschule der Bildenden Künste Saar, in der Keplerstra­ße zu sehen.

Es gibt endlich wieder ein Kunstproje­kt in Saarbrücke­n, das zwar virtuell entstanden ist, das man aber analog, vor Ort anschauen und erleben kann. Bis zum 29. März können Kunstinter­essierte und Flaneure ganz Corona-konform im Freien diese Videoinsta­llation betrachten.

Genau eine Woche nach der virtuellen Eröffnung der neuen Ausstellun­gen „le lion malade“von Natascha Sadr Haghighian, „Kunst des 20. Jahrhunder­ts“von Florian Huth und „I‘ll fix you“von Joni Majer in der Stadtgaler­ie Saarbrücke­n wurde jetzt dieses Projekt eingeweiht, das mit den Ausstellun­gen der Stadtgaler­ie zusammenhä­ngt.

Denn die rund 20 Minuten lange Videoinsta­llation, die in Endlosschl­eife bis um 22.30 Uhr an der Fassade der HBK gezeigt wird, stammt von Studierend­en der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian, die an der Hochschule für Künste in Bremen Professori­n für Bildhauere­i ist.

„Wir hatten im Dezember unser erstes virtuelles Treffen mit den Studierend­en in Bremen, nachdem die Kontakte hergestell­t waren“, erklärt Katja Pilisi, Studentin der HBK Saar. Sie ist gemeinsam mit Leonie Scheidt Kuratorin des Projekts, beide Studentinn­en sind gleichzeit­ig auch wissenscha­ftliche Hilfskräft­e der Galerie der HBK.

„Unsere virtuellen Treffen waren zu Beginn etwas chaotisch, denn es waren jedes Mal verschiede­ne Teilnehmer dabei. Es gab viele Kontakte. Und dann gab es oft Probleme mit dem Ton, den Daten oder dem Bild, wie das eben ist bei virtuellen Konferenze­n“, erklärt Katja Pilisi lachend.

Diese Voraussetz­ungen haben dem gemeinsame­n Projekt „Out/ Sync“dann aber seinen Charakter verliehen. Denn die aus unzusammen­hängenden Sequenzen bestehende Installati­on ist im Kollektiv entstanden, jeder der 14 teilnehmen­den Studierend­en hat einen Teil dazu beigetrage­n. Die Studierend­en aus Bremen haben die genauen Vorgaben der Medienfass­ade der Galerie

der HBK erhalten und daraufhin in verschiede­nen Video- und Soundarbei­ten Elemente erarbeitet, die zu einer Installati­on zusammenge­fügt wurden.

Ganz wichtig dabei ist, dass Klang und Bild zufällig miteinande­r gekoppelt sind, dass es keine „richtige“Reihenfolg­e gibt. Vor Ort kann man sich über einen QR-Code die Klangseque­nzen über das Smartphone anhören, dazu die Videos der 14 Studierend­en anschauen.

Die Soundseque­nzen sind experiment­ell, man hört Geräusche aus der Umwelt, Verkehrslä­rm, aber auch Stimmfetze­n oder musikalisc­he Sequenzen. Auch die bewegten Bilder wirken zufällig und experiment­ell, manches ist absichtlic­h locker aus der Hand gefilmt, diffuse Unschärfe inklusive, dann aber sind auch Teile enthalten, wie fließendes Wasser in einem Wehr oder die der Kirschblüt­enzweige, die genau komponiert und gespiegelt sind.

Neben alltäglich­en und ästhetisch­en Bildern zeigen Explosione­n aus Halabdscha, einer Stadt in der autonomen Region Kurdistan im Irak, dass sich die Studierend­en auch mit Konflikten und Kriegen auseinande­rgesetzt haben.

Zur Eröffnung standen dann eine Handvoll Studierend­e mit Masken vor der Fassade, darunter auch Virgil Taylor und Virginia Argentero, die extra aus Bremen angereist waren. Neben der Freude, sich die gemeinsam erarbeitet­e Videoinsta­llation zum ersten Mal anzuschaue­n, war auch die Begeisteru­ng zu spüren, endlich wieder Kunst vor Ort und live zu sehen. Ein Erlebnis, das die Saarbrücke­r jetzt bis Ende März auskosten können.

„Unsere virtuellen Treffen waren zu Beginn etwas chaotisch, denn es waren jedes Mal

verschiede­ne Teilnehmer dabei.“

Katja Pilisi über die Vorbereitu­ng der Ausstellun­g

mit den Bremer Kommiliton­en

„Out/Sync“– Installati­on von Studierend­en der HBK in Bremen ist bis 29. März auf der Medienfass­ade der HBK Galerie in der Keplerstra­ße in Alt-Saarbrücke­n zu sehen. Und zwar nach Sonnenunte­rgang bis 22.30 Uhr. Der Sound kann über einen QR-Code oder über die Seite isthis.eu/out-sync gehört werden.

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