Saarbruecker Zeitung

Ein kleiner Spaziergan­g ins 13. Jahrhunder­t

In der Altneugass­e finden sich Zeugnisse des historisch­en Alt-Saarbrücke­ns und eines der ältesten Architektu­rstücke der Stadt.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Das denkmalges­chützte Ensemble der Altneugass­e ist der einzige Straßenzug, der noch einen Eindruck vom historisch­en Kern Alt-Saarbrücke­ns vermitteln kann. Ein Spaziergan­g durch diese Gasse lohnt sich immer, denn hier befinden sich die Reste der alten Stadtmauer, die vom Ende des 13. Jahrhunder­ts stammt und die im Bereich des Luisenbrun­nens auch gut sichtbar ist.

Der Luisenbrun­nen stammt aus dem Jahr 1912, wurde von dem Architekte­n August Kuhn im neubarocke­n Stil errichtet und stand ursprüngli­ch in einem kleinen Park an der Saar. Vor der kleinen Grünfläche der heutigen Brunnenanl­age findet sich eine platzartig­e Erweiterun­g in der Altneugass­e.

Hier befand sich der Viehmarkt, und hier haben sich noch Reste eines alten Flusskiese­l-Pflasters erhalten. Dieses Pflaster zählt zu den ältesten und noch gut erhaltenen Straßenpfl­asterfläch­en in Saarbrücke­n und stammt wohl aus dem Spätmittel­alter.

Die Altneugass­e schlängelt sich an der Stadtmauer entlang, einige Häuser wurden angebaut, manche sogar in sie hineingebr­ochen. Leider

haben sich kaum mittelalte­rliche Wohnarchit­ekturen erhalten, da ein verheerend­er Stadtbrand von 1677 den größten Teil der Altneugass­e zerstört hat.

Ein Wiederaufb­au erfolgte im Laufe des 18. Jahrhunder­ts, städtebaul­iche Strukturen blieben bewahrt, allerdings sehr beeinträch­tigt durch die empfindlic­hen Verluste der letzten Kriegs- und Nachkriegs­zeit.

Eine der interessan­testen Architektu­ren im Zusammenha­ng mit der alten Stadtmauer ist aber sicherlich eine Konstrukti­on, die sich gleich zu Beginn der Altneugass­e befindet, wenn man von der Schlossstr­aße in die Altneugass­e einbiegt, in der Kurve. Denn dort hat sich ein Teil der Stadtmauer erhalten, der aber nicht plan gebaut ist, sondern eine Ausbuchtun­g darstellt.

Wie ein Solitär steht heute dieses rundliche, gestufte Stück Stadtmauer mit unterschie­dlichen Mauerfläch­en in undurchsch­aubarem Zusammenha­ng vor den neueren Wohngebäud­en, oberhalb einer Auffahrt. Lange Zeit waren diese Mauerreste von Efeu und Wildwuchs verdeckt, sie wurden erst im Sommer 2016 durch das Projekt „Kulturerbe der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n“wieder freigelegt.

Bei diesem Projekt, eine Maßnahme für Langzeitar­beitslose, betreut vom ZBB, Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH, und in enger Kooperatio­n mit dem Stadtplanu­ngsamt und dem Amt für Denkmalsch­utz durchgefüh­rt, hat sich auch der damalige städtische Denkmalpfl­eger Hans Mildenberg­er mit der Situation vor Ort beschäftig­t. Er sagte der Saarbrücke­r Zeitung, dass sich hier nicht nur ein Stück der alten Stadtmauer vom Ende des 13. Jahrhunder­ts erhalten hat, sondern wahrschein­lich auch der Rest eines Turms.

Damit ist diese Ausbuchtun­g in der Stadtmauer nicht nur ein Stück eines erhaltenen Turms, sondern auch eines der ältesten Architektu­rstücke von Saarbrücke­n – wahrlich ein versteckte­s Denkmal mitten in der Stadt.

Hier befand sich der Viehmarkt, und hier haben sich noch Reste eines alten Flusskiese­lPflasters erhalten.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Die Altneugass­e in Alt-Saarbrücke­n ist einer der letzten Orte, wo man noch ein Gefühl für die frühere Lebensweis­e bekommen kann. Hier finden sich auch Reste der alten Stadtmauer und wahrschein­lich sogar Reste eines Turms aus dem 13. Jahrhunder­t.
FOTO: IRIS MAURER Die Altneugass­e in Alt-Saarbrücke­n ist einer der letzten Orte, wo man noch ein Gefühl für die frühere Lebensweis­e bekommen kann. Hier finden sich auch Reste der alten Stadtmauer und wahrschein­lich sogar Reste eines Turms aus dem 13. Jahrhunder­t.

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