Saarbruecker Zeitung

Kampf gegen Vermüllung durch Kippen

Der Bund plant einen neuen Warnhinwei­s auf Zigaretten­schachteln. Zudem werden Hersteller für die Entsorgung zur Kasse gebeten.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Die Zahl der Raucher sinkt in Deutschlan­d zwar, im Jahr 2020 griffen rund 15 Millionen Menschen zur Zigarette. Doch das Problem mit den Kippen bleibt. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) will nun dagegenhal­ten. Ab Juli muss auf Zigaretten­schachteln vor der Vermüllung durch weggeworfe­ne Filter gewarnt werden. Zudem sollen die Hersteller stärker bei den Kosten der Beseitigun­g herangezog­en werden.

Laut Statistik werden am Tag in Deutschlan­d rund 400 Millionen Zigaretten geraucht, Umweltverb­ände gehen davon aus, dass rund drei Viertel der Stummel anschließe­nd achtlos weggeschni­ppt werden. Allein für die Entsorgung der Überbleibs­el müssen die Kommunen im Jahr 225 Millionen Euro ausgeben, wie es kürzlich in einer Studie des Verbands kommunaler Unternehme­n (VKU) hieß. Zugleich sind Zigaretten­kippen auch aus einem anderen Grund ein besonderes Müllproble­m. Denn die Filter bestehen aus Cellulosea­cetat, das sich erst nach vielen Jahren auflöst.

Die Raucher sollen nun sensibilis­iert werden. Vor wenigen Wochen beschloss das Kabinett eine Verordnung zur Kennzeichn­ung von Einwegkuns­tstoff, mit der eine EU-Vorgabe umgesetzt wurde. „Wir wollen achtloses Wegwerfen von Verpackung­en und Artikeln aus Plastik verhindern“, so die Ministerin damals. Das öffentlich­e Augenmerk lag seinerzeit zwar vor allem auf Coffee-toGo-Becher. Die Regelung sehe aber auch die Kennzeichn­ung von Zigaretten­packungen vor, so ein Sprecher des Umweltmini­steriums.

Der neue zusätzlich­e Warnhinwei­s – neben dem über die Gefahren des Rauchens – muss demnach ab dem 3. Juli „deutlich erkennbar ins Layout der Verpackung­en“integriert sein. Zu sehen ist dann ein Schild auf rotem Hintergrun­d, das vor dem Wegschnipp­en der Zigaretten­kippen warnt. Daneben sind auf blauem Untergrund ein durchgestr­ichener Stummel sowie eine Schildkröt­e zu sehen – ein Hinweis darauf, wie sehr inzwischen Plastik und ähnliche Stoffe die Weltmeere vermüllen und die Tiere gefährdet.

Doch der Warnhinwei­s ist nur ein erster Schritt. Das Umweltmini­sterium will die Tabakkonze­rne bei der Beseitigun­g ihrer Produktabf­älle auch zur Kasse bitten. Sie sollen an den „Reinigungs­kosten des öffentlich­en Raums“wie Straßen und Parks beteiligt werden. Wie genau und ab wann, ist offen.

Wer übrigens seine Kippe einfach auf der Straße entsorgt, muss bereits heute vielerorts mit einem Bußgeld rechnen. Die Strafe reicht von 20 bis 120 Euro, denn jede Kommune legt die Höhe selber fest.

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IMAGO IMAGES ?? Achtlos weggeworfe­ne Zigaretten­kippen liegen am Bordstein auf einem Parkplatz. Die Filter gelten als großes Umweltprob­lem. Der Bund will deshalb Raucher stärker sensibilis­ieren und die Hersteller in die Pflicht nehmen.
FOTO: TACK/ IMAGO IMAGES Achtlos weggeworfe­ne Zigaretten­kippen liegen am Bordstein auf einem Parkplatz. Die Filter gelten als großes Umweltprob­lem. Der Bund will deshalb Raucher stärker sensibilis­ieren und die Hersteller in die Pflicht nehmen.

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