Grenzgänger stürmen wegen Test-Pflicht die Apotheken
Wegen der hohen Nachfrage durch Pendler laufen die Forbacher Test-Stationen auf Hochtouren. Unterdessen sinkt der Inzidenzwert in Moselle auf 284.
für Schnelltests für die nächsten drei Tage ausgebucht sein sollen, und versucht es deshalb in Forbach. Andere haben schon Angst vor einer Ausgangssperre am Wochenende, so wie in Dünkirchen, denn dann müssten sie drei Mal Anstehen für den Test und den Wocheneinkauf in die Arbeitswoche quetschen. Immerhin weiß Steven Vicari bereits, dass er bald in seinem Betrieb getestet werden kann. „Nur montags nach dem Wochenende muss ich dann wieder hierherkommen.“
Wesentlich kürzer ist die Wartezeit für das Grüppchen Grenzgänger, das sich im Zentrum von Forbach vor einer Testhütte eingefunden hat. In dem umfunktionierten Weihnachtsmarktstand führt ein Labor schon seit Monaten seine Corona-Tests durch. Neue Formulare und entnommene Proben müssen von der Testhütte nur über die Straße und durch die Hintertür des Labors getragen werden. In der Testhütte nimmt Sandrine Kreid-Welker Nasenabstrich nach Nasenabstrich vor, tütet Röhrchen ein und gibt über das Fenster noch Auskunft über das Anmeldeformular, das vor der Hütte ausliegt. „Gestern war es schrecklich, ich weiß nicht, wie viele Leute es waren“, sagt sie zwischen zwei Tests und zuckt unter der blauen Schutzkleidung mit den Schultern. Nach dem durch die neue Regelung ausgelösten Ansturm der Grenzgänger ist die Anzahl der Tests hier nun auf 50 am Morgen und 50 am Nachmittag begrenzt. „Das Labor kommt sonst nicht mit dem Auswerten nach“, erklärt Kreid-Welker, die mit jedem Testling ein kurzes freundliches Gespräch zu führen oder einen kleinen Scherz zu machen weiß.
Vor der Hütte wartet Arminda Motha, die in einer Saarbrücker Kita als Reinigungskraft arbeitet. „Alle zwei Tage testen lassen, das wird schrecklich“, sagt sie. Sie gibt zu bedenken, dass sie seit Monaten keine Kontakte mehr habe und erst mit dem Reinigen beginne, wenn Kinder und Personal die Kita verlassen haben. Immerhin beträgt hier die Wartezeit an diesem Dienstagvormittag nur eine halbe Stunde. Aber: Es ist ein klassischer PCR-Test, das Ergebnis aus der umfunktionierten Testhütte werden die Grenzgänger am Abend oder in der Nacht per E-Mail bekommen.
Dass die Menschen aufgrund der neuen Regeln aus Berlin und deren Auswirkung im Alltag frustriert sind, könne er gut verstehen, sagte am Dienstag der Präfekt des Départements Moselle, Laurent Touvet. „Deshalb haben wir auf französischer Seite auf eine weitere Verschärfung der Regeln verzichetet – um die Pendler nicht doppelt zu belasten“, sagte er vor Journalisten. Grenzgänger, die sich nach 18 Uhr testen lassen müssen, werden das auch trotz Ausgangssperre machen können. Zugleich kündigte Touvet an, den Alkoholkonsum in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern im öffentlichen Raum zu verbieten, um mögliche Menschenansammlungen zu verhindern. Über die Lage im Département Moselle äußerte er sich vorsichtig optimistisch. „Der Peak wurde letzte Woche mit einem Inzidenzwert von 315 erreicht. Mittlerweile sind wir wieder bei 284. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt langsam, aber stetig“, so der Präfekt. Mit einer Positivitätsrate von sechs Prozent liege Moselle unter dem nationalen Durchschnitt.