Saarbruecker Zeitung

Ein Jahr Corona im Saarland – das lange Leiden

Am 3. März 2020 meldete das Gesundheit­sministeri­um den ersten Corona-Fall. Der Kampf gegen das Virus ist ein Jahr später noch lange nicht beendet.

- VON MANUEL GÖRTZ

SAARBRÜCKE­N Ein Jahr nach Bekanntwer­den des ersten Corona-Falls befindet sich das Saarland noch immer mitten in der Pandemie-Krise – ein Rückblick.

März 2020: Das Saarland hat seinen ersten Corona-Fall. Am 3. März meldet das Gesundheit­sministeri­um dass sich ein 50-jähriger Oberarzt, der an der Kinderklin­ik im Homburger Universitä­tsklinikum arbeitet, vermutlich auf einem Kongress in Frankfurt mit dem Virus infiziert hat. 58 Kontaktper­sonen müssen in Quarantäne. Später kommt heraus, dass sich niemand angesteckt hat. Am 23. März tritt der Mediziner wieder seinen Dienst an. Die Krankheit sei mild verlaufen, heißt es. Am gleichen Tag gibt das Gesundheit­sministeri­um bekannt, dass sich bereits 403 Saarländer mit dem Virus infiziert haben. Die Landesregi­erung reagiert auf die rasante Ausbreitun­g des Virus und verbietet bereits Mitte März Großverans­taltungen mit mehr als 1000 Besuchern. Nachdem das Robert-Koch-Institut die französisc­he Nachbarreg­ion Grand Est, wo die Corona-Zahlen explodiere­n, als Corona-Risikogebi­et eingestuft hat, beginnt die Bundespoli­zei mit Grenzkontr­ollen an den sonst offenen Übergängen zu Frankreich. Die Grenze zu Luxemburg wird ebenfalls geschlosse­n. Wenige Tage danach schränkt die Landesregi­erung auch die Bewegungsf­reiheit der Saarländer massiv ein. Die Bürger dürfen ihre Wohnungen nur noch aus triftigen Gründen verlassen. Auch die Gastronomi­e darf keine Gäste mehr bewirten. Und es kommt noch schlimmer: Die Schulen gehen bis Ostern in den Lockdown, Mannschaft­ssport darf nicht mehr stattfinde­n, Vergnügung­sstätten und Geschäfte, die keine Waren des täglichen Bedarfs anbieten, werden geschlosse­n. Auch Friseure und Kosmetiksa­lons machen zu. Menschen in Altenund Pflegeheim­en dürfen nicht mehr besucht werden. An mehreren Orten im Land eröffnen Corona-Teststatio­nen. Die größte davon auf dem Saarbrücke­r Messegelän­de.

April 2020: Um für alle Fälle gerüstet zu sein, werden die Krankenhäu­ser in Lebach und Ottweiler zu Bereitscha­ftsklinike­n für Corona-Patienten. Derweil wird der Lockdown vorsichtig gelockert. Die Saarländer dürfen wieder in kleinen Gruppen Sport machen, kleine Läden wieder öffnen. Allerdings gilt ab Ende des Monats in den Geschäften eine Maskenpfli­cht.

Mai 2020: Weil die erste Corona-Welle langsam abebbt, dürfen Geschäfte, Friseursal­ons und Zoos wieder öffnen. Auch die Schulen öffnen nach und nach wieder. An der Grenze zu Luxemburg fallen die Kontrollen weg.

Juni 2020: Die Freibäder öffnen unter strengen Hygienevor­schriften wieder. Mitte des Monats geht auch die Grenze zu Frankreich wieder auf.

Juli 2020: Luxemburg wird erneut Corona-Risikogebi­et.

August 2020: Das neue Schuljahr startet mit Maskenpfli­cht auf den Fluren. Immer wieder schließen Schulen wegen Corona-Fällen.

September 2020: Nachdem sich eine Lehrkraft, die in mehreren Klassenstu­fen unterricht­ete, mit Corona infiziert hat, muss das Lebacher Geschwiste­r-Scholl-Gymnasium komplett in Quarantäne. Mehr als 1000 Schüler sind betroffen.

Oktober 2020: Corona-Ausbrüche auf mehreren Privatpart­ys in und um Marpingen führen dazu , dass der gesamte Landkreis St. Wendel als Corona-Risikogebi­et eingestuft wird. Das Virus breitet sich weiter aus. Ende Oktober ist das gesamte Saarland Risikogebi­et.

November 2020: Anfang des Monats geht das Saarland in einen Teil-Lockdown. Gastronome­n dürfen keine

Gäste mehr bewirten, auch Kinos und Museen werden wieder geschlosse­n.

Dezember 2020: Mitten im Weihnachts­geschäft werden wieder fast alle Geschäfte geschlosse­n. Schüler müssen vor Weihnachte­n zurück ins Home-Schooling. Das Fest darf nur im engsten Familienkr­eis gefeiert werden. Nachdem die EU das Präparat von Biontech-Pfizer als ersten Corona-Impfstoff zugelassen hat, starten Ende des Monats die ersten Corona-Impfungen im Saarland.

Januar 2021: Der Lockdown wird zunächst bis Ende des Monats verlängert, private Zusammenkü­nfte sind nur im Kreis der Angehörige­n des eigenen Haushaltes sowie mit einer zusätzlich­en Person gestattet.

Februar 2021: Ein Ende des Lockdowns ist noch lange nicht in Sicht. Weil die Zahl der Saarländer, die sich mit Corona infizieren, im Vergleich zum Bundesdurc­hschnitt besonders hoch ist, berät sich die Landesregi­erung mit Experten. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) kündigt anschließe­nd eine Ausweitung der Tests sowie eine weitere Modernisie­rung der

Kontaktnac­hverfolgun­g an. Nach über zwei Monaten Zwangspaus­e gehen eine Woche vor Monatsende Grund- und Förderschu­len wieder in den Präsenzunt­erricht. Die Kitas kehren zum Regelbetri­eb zurück.

März 2021: Als wesentlich ansteckend­er geltende Virus-Mutationen machen sich zunehmend auch im Saarland breit. Weil im angrenzend­en französisc­hen Départemen­te Moselle die Situation besonders schlimm ist, stuft die Bundesregi­erung das Départemen­te als Virusvaria­ntengebiet ein. Ab 2. März müssen selbst Berufspend­ler aus Frankreich beim Grenzübert­ritt einen negativen Corona-Test dabeihaben, der nicht älter als 48 Stunden ist. Aber es gibt auch erste zaghafte Lockerunge­n. Seit 1. März dürfen Friseur- Kosmetiksa­lons und Gartenmärk­te im, Saarland wieder öffnen. Ab 8. März will Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) auch an den weiterführ­enden Schulen in den Wechselunt­erricht starten.

Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik, Tom Peterson Gerrit Dauelsberg

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FOTO: BECKERBRED­EL Am 27. Dezember 2020 kommen frühmorgen­s die ersten Impfdosen im Saarland an. Sofort wird mit dem Impfen begonnen.

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