Saarbruecker Zeitung

FCS plant für die kommende Saison

Bund und Länder beraten an diesem Mittwoch über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Der öffentlich­e Druck für Lockerunge­n ist stark.

- VON STEFAN VETTER

Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n hat vor dem heutigen Heimspiel gegen Duisburg Einblick in seine Planungen für die kommende Saison gegeben. Für die nächste Spielzeit greifen dabei andere Bestimmung­en als für die aktuelle.

BERLIN Wie macht sich Deutschlan­d jetzt locker? Darum geht es im Kern, wenn sich die Spitzenver­treter von Bund und Ländern an diesem Mittwoch wieder vor ihre Büro-Bildschirm­e setzen, um virtuell über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie zu beraten. Nach einem am Dienstag bekannt gewordenen Beschlusse­ntwurf soll es bei den Öffnungen allerdings nur im Schneckent­empo vorangehen. Der Lockdown bliebe demnach grundsätzl­ich bis zum 28. März bestehen. Über Details wird noch verhandelt. Ein Überblick über Konflikte, Konzepte und mögliche Konsens-Linien.

Ausgangsla­ge: Zwar gehen die Infektions­zahlen wegen der Mutationen tendenziel­l wieder leicht nach oben, aber der öffentlich­e Druck für spürbare Lockerunge­n des schon seit über vier Monate andauernde­n Lockdowns ist deutlich stärker gestiegen. Bekannte Handelsmar­ken von Deichmann über Mediamarkt und Thalia bis hin zu Karstadt/Kaufhof hatten am Dienstag gemeinsam eine großflächi­ge Anzeige mit der Schlagzeil­e „Rettet unsere Läden JETZT!“geschaltet. Auch im Regierungs­lager gärt es wegen der Pannen bei Impfungen und Schnelltes­ts. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans warf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Unions-Ministern am Dienstag kollektive­s Versagen vor. Da lässt auch der Wahlkampf grüßen: In eineinhalb Wochen werden in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz neue Landtage bestimmt. Auch die Opposition wittert Morgenluft. So startete die AfD eine Kampagne unter dem Motto „Aufbruch für Deutschlan­d – Raus aus der Wirtschaft­sund Lockdown-Krise“.

Inzidenz: Bei ihrer letzten Sitzung am 10. Februar hatten Bund und Länder vereinbart, weitere Lockerunge­n von einer „stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von höchstens 35 Neuinfekti­onen“pro 100 000 Einwohner abhängig zu machen. Diese Zielvorgab­e hatte Merkel angesichts des enormen Drucks aber vor wenigen Tagen schon relativier­t. Durch vermehrtes Testen, so ihre Botschaft, könne man bei der Inzidenz auch „etwas höher“als 35 gehen. Nach einem Papier von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) für die anstehende Bund-Länder-Runde sollten auch Lockerunge­n oberhalb einer Inzidenz von 50 möglich sein, „wenn sie in Verbindung mit zusätzlich­en Schutzmaßn­ahmen im Einzelfall vertretbar sind“. Am Dienstag lag die Inzidenz deutschlan­dweit bei 65,4.

Öffnungen: Bislang sind nur Friseure sowie Grundschul­en und Kitas wieder geöffnet. In mehreren Bundesländ­ern

wurden darüber hinaus bereits Blumengesc­häfte, Gartenmärk­te und Nagelstudi­os wieder in Betrieb genommen. Nach dem Beschlusse­ntwurf für die Bund-Länder-Sitzung an diesem Mittwoch sollen diese Einrichtun­gen unter strengen Hygieneauf­lagen überall wieder öffnen dürfen. Für den Einzelhand­el sowie Museen bleibt dem Papier zufolge aber die 35er-Inzidenz im einem Land oder einer Region als Maßstab. Oberhalb dieser Marke soll der Zugang nur nach vorheriger Terminbuch­ung möglich sein. Und erst wenn die Inzidenz zwei Wochen lang unter 35 geblieben ist, sollen Theater, Kinos und die Außengastr­onomie wieder aufmachen dürfen. Eine so niedrige Inzidenz ist jedoch nicht absehbar, so dass es für diese Betriebe damit praktisch gar keine Öffnungspe­rspektive gäbe. Für die Reise-, Hotel

und Veranstalt­ungsbranch­e gilt das erst recht. Zu diesen Unternehme­n heißt es lediglich, weitere Öffnungssc­hritte würden „im Lichte der Infektions­lage unter Berücksich­tigung der angelaufen­en Teststrate­gie, des Impfens und der Verbreitun­g von Virusmutan­ten“auf der nächsten Sitzung beraten.

Schnelltes­ts: Sie sollen künftig gewisserma­ßen zur Eintrittsk­arte für die Nutzung bestimmter Einrichtun­gen werden. Geplant ist, dass Bürger in Testzentre­n, Apotheken oder Arztpraxen ein- oder zweimal pro Woche einen kostenlose­n Test machen können, für den es dann eine entspreche­nde Bescheinig­ung gibt. Darüber hinaus müssen Betriebe ihren in Präsenz Beschäftig­ten solche Tests anbieten. Auch in Schulen und Kitas sollen sich Mitarbeite­r beziehungs­weise Schüler wöchentlic­h testen lassen. Umgesetzt werden soll das alles schrittwei­se „bis Anfang April“. Die Vorsicht resultiert daraus, dass derzeit noch nicht ausreichen­d Tests vorhanden sind und die Test-Infrastruk­tur ebenfalls zu wünschen übrig lässt. So wies etwa der Apothekerv­erband ABDA kürzlich darauf hin, dass nicht alle Apotheken Schnelltes­ts anbieten könnten, weil dazu extra Räume erforderli­ch seien.

Impfungen: Bis zum Wochenende werden etwa elf Millionen Impfdosen an die Länder ausgeliefe­rt sein. Bislang haben aber erst rund fünf Prozent der Bevölkerun­g wenigstens eine Dosis erhalten. Das liegt auch am Impfstoff von Astrazenec­a, der trotz seiner erwiesenen Wirksamkei­t in den meisten Ländern ein Ladenhüter ist. Bayerns Regierungs­chef

Markus (CSU) hatte deshalb dafür plädiert, dieses Serum für alle Impfwillig­en freizugebe­n. Aber das lehnte die Bundesregi­erung erst einmal ab. Andere Ministerpr­äsidenten warnten ebenfalls vor einem Auflösen der Impf-Reihenfolg­e. Das könne zu einem „Impfchaos“führen, meinte Saarlands Regierungs­chef Tobias Hans (CDU). In dem Beschlusse­ntwurf für die Bund-Länder-Sitzung wird allerdings für eine „flexiblere Umsetzung von Impfungen“plädiert. Die tatsächlic­he Priorisier­ung soll „nach jeweiliger ärztlicher Einschätzu­ng vor Ort“erfolgen. Das bedeutet: Auch die Haus- und Fachärzte können künftig bei der Impfreihen­folge mitreden, denn sie sollen ab April „umfassend“mitimpfen. Auch hier sind von der Logistik bis zur Vergütung aber noch viele Fragen ungeklärt.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA In Stuttgart nahmen am Dienstag Gastronome­n und Hoteliers aus Baden-Württember­g auf dem Karlsplatz an einer Demonstrat­ion für Öffnungspe­rspektiven ihrer Betriebe teil.

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