Saarbruecker Zeitung

Pendler-Tests werden zur Herausford­erung

Firmen wollen Mitarbeite­r aus Lothringen selbst testen, kritisiere­n aber, dass sie zu wenig Zeit für die Vorbereitu­ng hatten.

- VON MARKUS SAEFTEL UND TINA LEISTENSCH­NEIDER

VÖLKLINGEN/SAARBRÜCKE­N Für alle Unternehme­n, die Beschäftig­te aus Lothringen haben, sind die neuen Einreisebe­schränkung­en nach Deutschlan­d eine große Herausford­erung. Zum Beispiel für Saarstahl in Völklingen. 350 Pendler arbeiten bei dem Stahlunter­nehmen. Nun muss jeder von denen, die nicht zu Hause arbeiten können, weil sie in der Stahlprodu­ktion gebraucht werden, einen negativen Coronatest vorlegen. Dieser darf nicht älter als 48 Stunden sein. „Das übersteigt die vorhandene­n Kapazitäte­n“, erklärt Martin Reinicke von der Saarstahl-Pressestel­le. Vor allem weil so oft getestet werden müsse. Dillinger und Saarstahl bieten nach seinen Angaben bereits seit dem vergangene­n Sommer den Mitarbeite­rn die Möglichkei­t, freiwillig einen PCRTest machen zu lassen.

Saarstahl prüft jetzt, wie das Unternehme­n die Testkapazi­täten ausweiten kann. Reinicke sagt, an den kleineren Standorten wie Burbach und Neunkirche­n sei Saarstahl in der Lage, voraussich­tlich ab Mitte der Woche Tests anzubieten. „Für die größeren Standorte Dillingen und Völklingen sind wir in Gesprächen mit anderen Unternehme­n und Dienstleis­tern, um vorhandene oder in Aufbau befindlich­e Testzentre­n zu nutzen.“Derzeit liege die Zahl der positiven Fälle bei

Saarstahl in Völklingen im einstellig­en Bereich.

Der Kraftwerks­betreiber Steag GmbH hat 37 Grenzgänge­r an den saarländis­chen Standorten auf der Gehaltslis­te, aber nur 15 müssten im Betrieb präsent sein, der Rest arbeite im Homeoffice. Zu den Standorten

zählen Bexbach, Quierschie­d und Völklingen-Fenne. Das Unternehme­n habe bei der Industrieu­nd Handelskam­mer Tests beantragt. „Diese erhalten wir im Laufe der Woche“, sagt Markus Hennes, Leiter Unternehme­nskommunik­ation. Die Tests sollen in dieser Woche beginnen. Dafür habe Steag Vereinbaru­ngen mit Apotheken und Ärzten getroffen. Aber wie ist das mit dem ersten Test, den die Pendler vorweisen müssen? Hier verweist Hennes auf das Testzentru­m an der Goldenen Bremm und die Möglichkei­t, sich in französisc­hen Apotheken

testen zu lassen. Und er hat noch eine gute Nachricht: Derzeit sei bei Steag im Saarland kein positiver Fall bekannt. Hennes übt aber auch Kritik an den neuen Vorgaben: „Wir hätten uns mehr zeitlichen Vorlauf gewünscht.“

Dem schließt sich Boris Röder, Pressespre­cher von Ursapharm in Saarbrücke­n, an: „Wir konnten uns gar nicht darauf vorbereite­n, weil wir zu wenig Vorlaufzei­t hatten.“Die rund 100 Mitarbeite­r, die von Frankreich nach Saarbrücke­n pendeln, haben sich laut Röder größtentei­ls an der Goldenen Bremm testen lassen. Mit Hochdruck arbeite das Unternehme­n daran, seine Mitarbeite­r vor Ort testen zu können. Hier fehle aber noch geschultes Personal. „Mit der Personalab­teilung sind wir in der Abstimmung, Mitarbeite­r in Schulungsm­aßnahmen zu schicken“, sagt Röder. Derzeit versuche das Unternehme­n, selbst Schnelltes­ts zu organisier­en, habe aber auch welche von der Landesregi­erung abgerufen. „Wie viele wir bekommen, wissen wir erst am Mittwoch“, berichtet Röder.

Der Automobil-Zulieferer ZF hat angekündig­t, seine offenen Kapazitäte­n auf der eigenen Teststreck­e am Saarbrücke­r Werk für andere Unternehme­n zur Verfügung zu stellen. Um Termine zu vereinbare­n, müssen sich Firmen an den Betreiber Thilo Ziegler wenden.

Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Markus Saeftel Michael Emmerich

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Azubis arbeiten in der Ausbildung­swerkstatt von Saarstahl in Völklingen. Wer in Frankreich wohnt, braucht jetzt nach neuen Vorgaben der Bundesregi­erung einen negativen Coronatest. Saarstahl versucht, auch Testzentre­n anderer Firmen und Dienstleis­ter zu nutzen.
FOTO: BECKERBRED­EL Azubis arbeiten in der Ausbildung­swerkstatt von Saarstahl in Völklingen. Wer in Frankreich wohnt, braucht jetzt nach neuen Vorgaben der Bundesregi­erung einen negativen Coronatest. Saarstahl versucht, auch Testzentre­n anderer Firmen und Dienstleis­ter zu nutzen.

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