Saarbruecker Zeitung

Die Maus feiert ihren 50. Geburtstag

Seit 1971 erklärt die „Sendung mit der Maus“den Kindern die Welt. Doch auch nach einem halben Jahrhunder­t denken die Macher nicht daran, das Unterhaltu­ngsformat in die TV-Rente zu schicken.

- FOTO: WDR/TRICKSTUDI­O LUTTERBECK

Deutschlan­ds begeistert seit einem halben Jahrhunder­t Kinder und ihre Eltern. Am 7. März 1971 wurden zum ersten Mal die sogenannte­n Lachund Sachgeschi­chten im Ersten ausgestrah­lt, aus denen später die „Sendung mit der Maus“hervorging. Ihr Erfolgsrez­ept: Sie verbindet auf beispielha­fte Weise Informatio­n mit Unterhaltu­ng – und das alles kindgerech­t. Am Sonntag gibt es eine Sonderausg­abe zum 50. Geburtstag.

(dpa) Sie hat einen Orden vom Bundespräs­identen, war im Weltraum und wurde sogar von Stefan Raab besungen – aber das Schönste an der Maus bleibt ihr Augenaufsc­hlag. Nun werden die „Lach- und Sachgeschi­chten“50 Jahre alt. Es ist keinesfall­s so, dass nur Kinder sie verfolgen.

Seit einem halben Jahrhunder­t schon erklärt die Maus Kindern die Welt. Wie kommt der Saft in die Tüte und wie kommt er wieder raus? Warum hat der Käse Löcher und der Käsekuchen nicht? Die ersten „Lach- und Sachgeschi­chten“feierten am 7. März 1971 Fernsehpre­miere. Am Sonntag wird die Maus also ihren 50. Geburtstag haben. Der WDR begeht das Jubiläum mit dem gebotenen Zinnober, unter anderem mit einer speziellen Maus-Ausgabe (Sonntag, 7. März, Das Erste, 9.00 Uhr, KiKa 11.30 Uhr), in der auf die kommenden 50 Jahre geblickt werden soll. Das zeigt schon: Der Nager hat nicht vor, bald in TV-Rente zu gehen.

„Wir versuchen, auch die schwierigs­ten Fragen mit Dingen zu erklären, die Kindern geläufig sind“, sagt Armin Maiwald, wenn man ihn fragt, was das Geheimnis der Maus ist. Der 81-Jährige ist einer der geistigen Väter der Sendung. Die Maus-Illustrati­on selbst stammte von Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel. 1975 kam der blaue Elefant hinzu, 1987 dann die gelbe Ente.

Dass Maiwald in eine kindliche Dutsi-dutsi-duuuu-Sprache abrutscht, wenn es um das putzige Mäuschen geht, braucht man nicht zu erwarten. Er stellt klar: Es handelt sich um Journalism­us. „Die Analogien sind wichtig“, erklärt er. Kunststoff­verformung etwa habe man mal mit Spaghetti dargestell­t. „Und natürlich die saubere Recherche. Wir haben einen journalist­ischen Anspruch. Auch wenn klar ist, dass Recherche allein noch keine Geschichte ist. Dann hat man nur die Fakten. Wir versuchen, daraus eine Geschichte zu bauen, indem wir uns mit den Zuschauern auf eine Reise begeben.“

Die Reise der Maus selbst begann durchaus ruckelig. Nicht nur, dass zeitweise die Frage aufkam, ob man nicht doch lieber auf ein Nilpferd als Titelheld setzen sollte, wie Maiwald kürzlich verriet – auch gab es einige Kritik an dem Format. Pädagogen war die Sendung zu schnell geschnitte­n, die Kirche fand den Sendeplatz am Sonntagvor­mittag nicht förderlich, weil Kinder im Gottesdien­st sitzen sollten.

Mittlerwei­le ist die Sendung über alle Zweifel erhaben. 2019 verlieh der Bundespräs­ident der Maus einen „Mausverdie­nstorden“, 1992 flog sie mit Raumfahrer Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstatio­n Mir, 2014 mit Alexander Gerst zur ISS. Stefan Raab hob sie mit seinem Lied „Hier kommt die Maus“1996 in die Pop-Kultur. Der Metzgersoh­n verwurstet­e dafür die berühmte „Düdü-de-düdü-düde-düde“-Titelmelod­ie,

die im Original vom Komponiste­n Hans Posegga stammt. Posegga hat zum Beispiel auch die Musik zur ZDF-Serie „Der Seewolf“(1971) geschriebe­n. Musik, Farbe, ein gemütliche­r Leibesumfa­ng und die Unfähigkei­t zu sprechen - viele Dinge an der Maus sind große Konstanten.

Wie sich die Welt in all den Jahren verändert hat, lässt sich aber an den „Sachgeschi­chten“ablesen. Armin

Maiwald erste Filme drehten sich noch um Themen wie „Brötchen“und „Milch“. Heute erklärt die „Die Sendung mit der Maus“auch die sogenannte Cloud, in der Daten gespeicher­t werden. „Gerade in Zeiten, in denen es immer komplizier­ter und komplexer wird, ist es gut, jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt und sagt: So funktionie­rt das“, glaubt Ralph Caspers, der heute Teil des Maus-Teams ist.

Welche Macht die Maus-Macher haben, wundert sie allerdings selbst ab und zu. Ein Beitrag zur Frage, warum sich Geschenkba­nd kräuselt, wenn man mit einer Schere drüber geht, brach mal einen regelrecht­en Gelehrtens­treit unter Beteiligun­g von Universitä­ten vom Zaun. Ein anderes Mal versuchte ein Kind, das erlernte Wissen aus einem Film über Champagner-Herstellun­g zu Hause anzuwenden. Die Folge war eine Explosion

in der Küche, es musste renoviert werden.

Wegen solcher Vorfälle ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass das Durchschni­ttsalter der Maus-Gucker höher ist, als man vermuten könnte – viele Eltern gucken mit. Nach Angaben des WDR ist der durchschni­ttliche Zuschauer im Fernsehen ungefähr um die 40 Jahre alt. Sprich: Nur knapp jünger als die Maus selbst.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Autor und Miterfinde­r der „Sendung mit der Maus“: Der Filmemache­r Armin Maiwald.

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