Saarbruecker Zeitung

Können es Spahn und Scheuer in Sachen Corona-Tests richten?

Die beiden Minister sollen eine Taskforce leiten. Der Spott im Netz ist riesengroß. Grüne und FDP sprechen von „Absurdität“und „Management­versagen“

- VON HAGEN STRAUSS

Im Netz rollte eine Welle des Spotts über die beiden Minister hinweg. Und auch im Bundestag konnten sich am Freitag einige Abgeordnet­e einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Was für ein Traumpaar, Jens Spahn und Andreas Scheuer“, stichelte etwa der Liberale Andrew Ullmann mit breitem Grinsen. Der CDU-Gesundheit­sminister leitet nun zusammen mit dem CSU-Verkehrsmi­nister die „Taskforce Testlogist­ik“– kann das gutgehen?

Im Dickicht der vielen Corona-Beschlüsse von Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten am Mittwoch wäre das Vorhaben auf Seite sechs des Beschlussp­apiers beinahe untergegan­gen: „Bund und Länder bilden eine gemeinsame Taskforce Testlogist­ik, um die größtmögli­che Verfügbark­eit und zügige Lieferung von Schnelltes­ts einschließ­lich Selbsttest­s für die Bedarfe der öffentlich­en Hand sicherzust­ellen“, heißt es da. So weit, so gut. Dann folgt aber der Zusatz:

„Diese wird gebildet unter der gemeinsame­n Leitung des BMG und des BMVI (…)“, also unter Führung von Spahn und Scheuer. Zwei Minister, die derzeit vor allem eins haben:

Jede Menge Probleme.

Feuer frei hieß es daraufhin im Netz. „Ausgerechn­et diese beiden“würden sich nun um die größtmögli­che Verfügbark­eit und zügige Lieferung von Tests kümmern. Martin Sonneborn und seine Truppe „Die Partei“spotteten: „Corona-Taskforce Scheuer & Spahn: Wie weit darf Satire gehen?“Andere schrieben bei Twitter, das passe wie die Faust aufs Auge, der eine verspreche Schnelltes­ts ohne sie bestellt zu haben, „der andere macht schon mal Verträge fix, ohne dass er eine gesetzlich­e Grundlage dafür hat“. Spahn werden das Impfchaos und die zu spät einsetzend­e Teststrate­gie angelastet. Er ist vom Krisenmana­ger zum Prügelknab­en in der Corona-Krise geworden, was sich auch bei den Beratungen von Bund und Ländern gezeigt hatte. Mehrfach wurde er dort scharf kritisiert. Scheuer wiederum hat das Pkw-Maut-Desaster verursacht. Er unterschri­eb die Verträge, ohne das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fes abzuwarten, der die Gebühr nur für Ausländer dann kippte. Der Schaden für den Steuerzahl­er könnte immens werden. Auch ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s kümmert sich um die Angelegenh­eit. Hinzu kommen andere Pleiten wie die in den Sand gesetzte Reform der Straßenver­kehrsordnu­ng. In Berlin fragen sich viele ohnehin, warum er überhaupt noch im Amt ist.

Besonders erfolgreic­h im Netz war ein Tweet der „Heute Show“: Die Aufgabe für Spahn und Scheuer sei so, „als würde man der sinkenden Titanic die brennende Hindenburg zur Unterstütz­ung schicken“. Ernsthafte­r fiel die politische Kritik aus: Eine

„Taskforce“hätte vor einem Jahr eingericht­et werden müssen, so Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt. Dies jetzt zu tun, sei die „größte Absurdität“. Der Vorgang belege nur das „Management­versagen innerhalb der Bundesregi­erung“, schimpfte FDP-Chef Christian Lindner. Angesproch­en darauf, ob die Bildung des Gremiums ein Affront gegen ihn sei, reagierte Minister Spahn am Freitag gelassen: „Wir stimmen uns jeden Tag in unterschie­dlichen Taskforces ab.“Sie seien nichts anderes als Arbeitsgru­ppen. Auf die Nachfrage, wie die Abstimmung mit Scheuer erfolgen werde, antwortete Spahn: „In dem wir miteinande­r sprechen.“

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FOTO: KIRA HOFMANN/DPA Sollen die „Taskforce Testlogist­ik“leiten: Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU, links) und Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU).

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