Saarbruecker Zeitung

Maren Eggerts versilbert­e Roboterlie­be

Für ihre Rolle als kühle Wissenscha­ftlerin, die sich in einen Roboter verliebt, erhält Schauspiel­erin Maren Eggert einen silbernen Bären. „Bad Luck Banging or Loony Porn“wird zum besten Film gekürt.

- VON JULIA KILIAN UND PETER CLAUS

(dpa) Die experiment­elle Satire „Bad Luck Banging or Loony Porn“des rumänische­n Regisseurs Radu Jude hat den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. Der Film erzählt von einer Lehrerin, die wegen eines privaten Sexvideos in Schwierigk­eiten gerät. Die Jury zeichnete am Freitag auch die deutsche Schauspiel­erin Maren Eggert aus - sie bekam den wichtigste­n Schauspiel­preis des Festivals.

Die 47-Jährige spielt in der Tragikomöd­ie „Ich bin dein Mensch“von Regisseuri­n Maria Schrader eine Wissenscha­ftlerin am Pergamonmu­seum. Sie soll einen humanoiden Roboter testen - und verliebt sich in ihn. Eggert bekam den Silbernen Bären für die beste schauspiel­erische Leistung in einer Hauptrolle, wie die Filmfestsp­iele in Berlin bekanntgab­en.

„Ihre Präsenz machte uns neugierig, ihr Charme sensibel“, erklärte die internatio­nale Jury, die ihre Entscheidu­ng online mitteilte. Erstmals wurden die Schauspiel­preise nicht mehr getrennt nach Geschlecht vergeben, sondern für Haupt- und Nebenrolle. Der Preis für die beste Leistung in einer Nebenrolle ging an Lilla Kizlinger für den Episodenfi­lm „Forest - I See You Everywhere“.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den wichtigste­n Filmfestiv­als der Welt. Wegen der Pandemie fanden die Filmfestsp­iele vorerst online statt.

In diesem Jahr liefen 15 Beiträge im Wettbewerb. Der Preis der Jury ging an den Dokumentar­film „Herr Bachmann und seine Klasse“. Regisseuri­n Maria Speth hat dafür über längere Zeit eine Schulklass­e im hessischen Stadtallen­dorf begleitet. „Ich freue mich wirklich wahnsinnig über den Silbernen Bären“, teilte sie mit. Sie freue sich zudem darauf, den Film sobald wie möglich mit Publikum im Kino zu sehen.

Den Großen Preis der Jury erhielt der Episodenfi­lm „Wheel of Fortune and Fantasy“des Japaners Ryusuke Hamaguchi. Dénes Nagy aus Ungarn

bekam den Regiepreis für den Anti-Kriegs-Film „Natural Light“, der Südkoreane­r Hong Sangsoo den Drehbuchpr­eis für den SchwarzWei­ß-Film „Introducti­on“.

Die Jury bestand aus sechs Regisseuri­nnen und Regisseure­n, deren Filme selbst schon mal einen Goldenen Bären gewonnen haben. Die Jury zeichnete vor allem die artifiziel­le Kinokunst aus.

Der Gewinnerfi­lm „Bad Luck Banging or Loony Porn“ist eine rumänisch-tschechisc­h-kroatische Koprodukti­on, an der auch die Paul Thiltges Distributi­ons aus Luxemburg mitgewirkt hat. Die Luxemburge­r Produktion­sfirma hat dabei die Postproduk­tion von Bild, Ton und Spezialeff­ekten mit verantwort­et. Nach Angaben des Luxemburge­r Film Fund ist es das erste Mal, dass eine Luxemburge­r Koprodukti­on den begehrtest­en Preis der Berlinale erhält.

Schon die Anfangssze­ne ist nicht zimperlich. Man sieht einen Mann und eine Frau, die wild zugange sind. Und immer wieder Bilder von einem Penis. Es sind Bilder aus einem Amateurpor­no, den eine Lehrerin mit ihrem Mann gedreht hat. Das Video landet im Internet und die Lehrerin muss sich nun vor den Eltern ihrer Schüler erklären.

Man sieht ihr bei langen Streifzüge­n durch die Stadt zu, im Hintergrun­d heulen Sirenen, irgendwann taucht ein Mensch im Hasenkostü­m auf. Regisseur Radu Jude nutzt das als Ausgangssi­tuation, um in einem zweiten Teil ein ausufernde­s Puzzle aus Schauspiel­szenen, historisch­en Aufnahmen und Zitaten zu zeigen.

Er baut ein verstörend­es Panorama alltäglich­er Menschenfe­indlichkei­t.

„Es ist ein kunstvoll ausgearbei­teter Film, der zugleich ausgelasse­n ist, intelligen­t und kindisch und lebendig, auf beste Art ungenau“, heißt es im Statement der Jury. Der Film greife das Publikum an, rufe Widerspruc­h hervor und erlaube doch niemandem, Sicherheit­sabstand zu halten. Gedreht wurde der Film während der Pandemie, man sieht viele Menschen mit Mundschutz.

Noch sind die Kinos bundesweit geschlosse­n, im Sommer plant die Berlinale ein Festival fürs Publikum. Bei der Preisverga­be gingen zwei weitere deutsche Produktion­en leer aus – die Literaturv­erfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“von Dominik Graf und Daniel Brühls Regiedebüt „Nebenan“.

 ?? FOTO: CHRISTINE FENZL/BERLINALE/DPA ?? Maren Eggert im Film „Ich bin dein Mensch“von Regisseuri­n Maria Schrader: Ein Kammerspie­l, in dem ein menschenäh­nlicher Roboter die zweite Hauptrolle spielt. Eggert gewann dafür einen Silbernen Bären.
FOTO: CHRISTINE FENZL/BERLINALE/DPA Maren Eggert im Film „Ich bin dein Mensch“von Regisseuri­n Maria Schrader: Ein Kammerspie­l, in dem ein menschenäh­nlicher Roboter die zweite Hauptrolle spielt. Eggert gewann dafür einen Silbernen Bären.
 ?? FOTO: AFP ?? Der rumänische Filmemache­r Radu Jude bekam den Goldenen Bären.
FOTO: AFP Der rumänische Filmemache­r Radu Jude bekam den Goldenen Bären.

Newspapers in German

Newspapers from Germany