Saarbruecker Zeitung

Ideen im Doppelpack

Die Zwillinge Lina und Klara Kessler, 21 Jahre jung, haben in Bliesransb­ach schon einiges angestoßen.

- VON HEIKO LEHMANN

Im vergangene­n Jahr musste das Bliesransb­acher Volksfest Nummer eins, die Kirmes, wegen Corona ausfallen. Das Kirmes-Essen an Kirmes-Montag gab es aber trotzdem. Der normale Weihnachts­markt in Bliesransb­ach konnte auch nicht stattfinde­n, aber dafür der erste „Drive-In-Weihnachts­markt“, bei dem man im Auto vorfahren konnte und Essen und Getränke durchs Fenster gereicht bekam. Die Ideen zum etwas anderen Kirmes-Essen und zum erfolgreic­hen Auto-Weihnachts­markt hatten die Zwillinge Lina und Klara Kessler. Beide sind 21 Jahre alt, aber: „Ich bin eine Minute älter“, sagt Lina, bevor beide anfangen zu lachen.

Bei der Frage, was sie so alles gemeinsam machen, kommt wie aus der Pistole geschossen von beiden gleichzeit­ig: „Alles!“Und wieder müssen sie lachen. „Naja, zumindest haben wir alles zusammen gemacht, bis wir etwa 16 Jahre alt waren. Dann gab es schon erste Unterschie­de“, erklärt Klara Kessler. Sie mag es, mit Zahlen zu arbeiten, und macht zurzeit eine Ausbildung zur Steuerfach­angestellt­en.

Lina interessie­rt sich für Kinder und Medizin und ist angehende Kinderkran­kenschwest­er. Es ist einer von zwei großen Unterschie­den im Leben der beiden Bliesransb­acher

Zwillinge. Wenn es darum geht, zusammen für den Familienbe­trieb kreativ zu sein, denken beide nahezu gleichzeit­ig dasselbe.

Ihr Uropa hat vor 94 Jahren das Gasthaus Kessler in Bliesransb­ach eröffnet. Die Wirtschaft ist heute noch im Familienbe­sitz und wird von ihren Eltern geführt. „Wir zwei machen freitags den Schnitzelt­ag und fahren aktuell auch die Essen zu den Menschen nach Hause. Wir überlegen uns gerade, was wir machen können, wenn sich die Leute zumindest draußen vor der Wirtschaft wieder treffen dürfen. Vielleicht machen wir ein kleines Fest mit Bierwagen“, sagt Klara Kessler, und Lina nickt.

Sind denn Zwillinge eigentlich wirklich so gleich, wie man immer glaubt? Denken die fast immer dasselbe? „Also in ganz vielen Situatione­n schon. Dann handeln wir auch gleich. Wir brauchen auch nicht zu reden, um uns zu verstehen. Das ist schwer nachzuvoll­ziehen, und unsere Eltern verstehen es auch nicht“, sagt Lina Kessler.

Im vergangene­n Februar waren die beiden auch Mit-Ideengeber­innen für die Online-Kappensitz­ung in Sitterswal­d. Vor fünf Jahren wechselten Lina und Klara von den Bliesransb­acher Heckeholer zu den Sitterswal­der Kappeskepp. „Sagen wir mal, es gab im Bliesransb­acher Verein Differenze­n“, sagt Klara, und beide wollen es dabei belassen. Sie blicken lieber nach vorne und schauen auf künftige Projekte. Vielleicht sogar auf die gemeinsame Führung des eigenen Gasthauses.

Doch da kommt der ganz große, zweite Unterschie­d der beiden ins Spiel: Klara ist die Bodenständ­ige, die Bliesransb­ach über alles liebt und am liebsten für immer in ihrem Ort bleiben möchte. Im vergangene­n Jahr hat sie sogar den elterliche­n landwirtsc­haftlichen Betrieb übernommen und düst seither auch mit dem Traktor über die Felder. „Mir reicht mein Ort, ich finde es hier toll“, sagt sie.

Ihre Schwester Lina lebte von Juni 2018 bis Juni 2019 in Australien. „Es war wunderbar, und ich möchte wieder hin. Ich muss die Welt sehen und entdecken. Bliesransb­ach kenne ich. Kinderkran­kenschwest­er kann ich überall sein“, sagt Lina, und Klara schüttelt den Kopf. „Ich habe Lina zwei Wochen in Australien besucht. Das hat mir gereicht“, sagt Klara, und beide müssen wieder lachen.

Was nach den Ausbildung­en aus den Kessler-Zwillingen wird, ist noch offen. Bis dahin werden aber mit Sicherheit noch einige Projekte verwirklic­ht, von denen bislang nur die zwei etwas wissen.

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Die Kessler-Zwillinge Lina (links) und Klara aus Bliesransb­ach denken und handeln fast immer gleich, doch es gibt einen großen Unterschie­d.
FOTO: HEIKO LEHMANN Die Kessler-Zwillinge Lina (links) und Klara aus Bliesransb­ach denken und handeln fast immer gleich, doch es gibt einen großen Unterschie­d.

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