Saarbruecker Zeitung

Die Waldbiene besucht Oma Klug

An einem sonnigen Wintertag stellte die Großmutter ihre duftenden Blumen ans Fenster und viele Insekten schauten vorbei.

- VON ELKE BRÄUNLING

Es war ein schöner Tag im späten Winter und die Sonne strahlte hell vom zartblauen Himmel auf das Land herab. Überall hin schickte sie ihre Strahlen. Auch Oma Klugs Küchenfens­ter tauchte sie in ein fröhliches Licht.

Die alte Dame freute sich. „Hallo, Frühling! Bist du schon da? Oh, wie sehr freut mich das! Ich liebe frühlingsw­arme Spätwinter­tage!“Schnell öffnete sie das Fenster. „Sei willkommen, Frühling! Komm herein in die gute Stube!“

Sie schloss die Augen, atmete ein paar Mal tief ein und aus und genoss die Wärme der Sonnenstra­hlen. Wie gut sie taten!

„Schön, dass du uns einen so frühen Besuch abstattest, Frühling!“, murmelte sie. Dann nahm sie den Topf mit den Blumenzwie­beln, aus denen schon viele kleine blaue Traubenhya­tzinthenbl­ümchen in der Wärme der Küche gediehen waren, und stellte ihn aufs Fensterbre­tt.

„Genießt die Frühlingss­onne!“, sagte sie. „Heute Abend sollt ihr wieder euren Platz auf dem Küchentisc­h haben. Die Nächte sind noch zu kalt und frostig für euch Blüten.“

Kalt und frostig? Darunter konnten sich die Blümchen nichts vorstellen. Aber sie freuten sich, die Sonne auf ihren Blütenblät­tern zu spüren, und sandten süße Blütendüft­e in den Tag hinaus.

„Kommt uns besuchen, ihr Bienen und Käfer und Schmetterl­inge!“, riefen sie ihren Düften hinterher. „Lasst uns diesen Frühlingst­ag gemeinsam feiern! Hört ihr?“

„Klar! Ich höre euch und gleich bin ich auch schon da!“, rief eine Biene vom Garten her. „Euer Duft hat mich gerade aus dem Winterschl­af geweckt.“

Schon brummte eine kleine Wildbiene herbei und landete auf einer Blüte. „Danke für die Einladung! Ihr erlaubt, dass ich ein wenig von eurem duftenden Nektar nasche? Der Winterschl­af hat mich hungrig gemacht.“

„Aber ja!“

„Bedien dich!“

„Dazu ist unser Nektar ja da!“„Greif zu!“, antwortete­n die Blüten, und sie lächelten so lockend süß, dass sich die kleine Biene nicht mehr zurückhalt­en konnte und hungrig von Blütenkopf zu Blütenkopf schlüpfte und ihren Hunger stillte.

Noch mehr Bienen besuchten an diesem Nachmittag die Traubenhya­zinthen auf Oma Klugs Fensterbre­tt. Auch zwei Hummeln, ein Marienkäfe­r und ein Zitronenfa­lter labten sich am Nektar der Blüten. Es herrschte ein lebhafter Betrieb und ein fröhliches Summen, bis die Sonne weiterzog und winterlich­e Kühle die Bienen zum Aufbruch gemahnte.

„Bis morgen vielleicht!“, rief die kleine Biene den Blüten zu. „Danke für die Einladung. Es fühlt sich gut an, satt zu sein. Der Besuch bei euch hat mich sehr gefreut.“

„Mich auch“, murmelte Oma Klug, während die Blüten ein „Bitteschön! Gern geschehen!“riefen.

Oma Klug lächelte. Einen wunderschö­nen Nachmittag hatte sie am Fenster mit den Blümchen und ihren Frühlingsg­ästen verbracht. Sie nahm den Blumentopf und stellte ihn wieder ins Warme.

„Vielleicht kommen sie ja morgen wieder, die Bienen und die Frühlingss­onne“, sagt sie zu den Blümchen.

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