Die katholische Kirche steht in der Kritik
Viele Briefe an die SZ beschäftigen sich mit Erzbischof Woelki. Die Leser sind unzufrieden mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
Fastenzeit als Zeit der Neuausrichtung
Es gibt momentan zwei Perspektiven auf die katholische Kirche. Durch die erste sieht man diejenigen, die sich nicht ändern wollen und begangenes Leid am liebsten ignorieren würden. Die zweite Perspektive zeigt eine starke Glaubensgemeinschaft rund um die österliche Botschaft, die vergangene Fehler aufarbeiten will. Ich glaube, dass nur der zweiten Perspektive eine Zukunft bestellt ist und diese auch die überwiegende Mehrheit darstellt. Die Fastenzeit ist auch eine Zeit der Neuausrichtung.
Björn Weber, Schmelz
Es kann nur ein Recht für alle geben
Langsam reicht es. Immer wieder liest und hört man von neuen Missbrauchsfällen in der Kirche, die vertuscht oder stillgeschwiegen wurden. Was bilden sich die selbstherrlichen Kirchenführer ein? Da wird abgelenkt und über Kirchenrecht geschwafelt – die Zeit der Kirchenfürsten ist seit einigen hundert Jahren vorbei. Es wird Zeit, dass die Politik der Kirche ihre Sonderrechte entzieht. Es kann nicht sein, dass hier Straftaten begangen und unter dem Mantel des Kirchenrechts vertuscht werden; Straftäter kommen davon, die Opfer werden sprichwörtlich verhöhnt. Da die Kirchen heute keine bedeutende Rolle mehr spielen – man schaue auf die Vielzahl der Austritte – muss die Politik handeln. Es kann nur ein geltendes Recht für alle geben.
Peter Tenten, Saarlouis
Kirchensteuer endlich abschaffen
Als ob das jetzt eine große Überraschung wäre, dass das Bistum Trier so etwas vertuscht, Ackermann und Co. vor allem die Augen schließen. Noch viel schlimmer ist es, dass niemand der Sünder vor Gericht kommt oder gar verurteilt wird.
Die katholische Kirche ist am Abgrund, und anstatt dass man mal hört, dass sie in einer humanitären Sache unterwegs wären, kommt wieder mal so was. Die seelischen Schäden der Kinder sind nicht mehr zu reparieren, und die anderen kommen ungestraft davon. Jetzt muss endlich mal was dagegen gemacht werden. Auch von Seiten der Politiker muss endlich eine Reaktion kommen. Die staatliche Unterstützung durch die Kirchensteuer muss eingestellt und abgeschafft werden. Deutschland ist das einzige Land, das Kirchensteuer erhebt. Mit welchem Recht wurde so etwas eingeführt? Die Kirche ist ein Verein, es gibt keinen verfassungsgemäßes Recht darauf. Für Hilfen und humanitäre Unterstützung haben die kein Geld. Da kann ich nur sagen: armes Deutschland.
Norbert Marx, St. Wendel
Täterschutz sofort beenden
Es ist zwar löblich, dass mit Dr. Beate Gilles nun eine Frau zur Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wurde, aber das reicht nicht aus, um den Schaden auszugleichen, den Kardinal Woelki mit seinem fatalen Vorgehen in Sachen Missbrauchsfälle anrichtet. Wenn Teile der katholischen Kirche sich weiterhin so schwer damit tun, offen Täter und Opfer zu benennen, werden der Vertrausverlust und die Kirchenaustritte weiterhin stark zunehmen. Der Täterschutz muss sofort beendet werden.
Michael Braun, Saarlouis
Unseliges Zölibat endlich abschaffen
Zur Erinnerung: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein
um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde“– so sagte einst Jesus (Mk 9,42). Schon vergessen? Oder glauben einige Priester selbst nicht mehr an das, was sie uns verkünden? Dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die Kirche in Mitteleuropa bald eine bedeutungslose Kleingruppe wird – das hätten nicht einmal Marx, Freud und Feuerbach zusammen geschafft. Es wäre gut, wenn Rom da genauso aktiv würde wie bei „Maria 2.0“! Und endlich diese unselige Zölibatsverpflichtung abschaffen würde (wie das von den Reformatoren schon vor über 500 Jahren gefordert wurde!). Die meisten Menschen
sind dafür nun mal biologisch nicht geeignet.
Gerhard Bertram, Saarbrücken
Schaffen diese Worte Vertrauen?
„Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verteidigte zum Abschluss der Vollversammlung der Bischöfe in Köln die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche gegen Kritik. Bätzing verwies unter anderem auf Überlegungen, die kirchliche Strafprozessordnung zu ändern, eigene
Strafgerichte einzurichten und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche zu reformieren. Dies müsse nun mit Rom abgestimmt werden. Offen zeigte sich der Bischof gegenüber der Einrichtung einer parlamentarischen Wahrheitskommission.“Zitatende (aus „Klare Worte und Appelle“, SZ vom 26. Februar). Sind das die klaren Worte, Appelle und Wege, die die Vertrauenskrise in der katholischen Kirche beenden können? Spontan fiel mir dabei aus George Orwells Radiohörspiel (1949) und Roman „1984“der Satz ein: „Im Zentrum der Macht herrscht das ,Wahrheitsministerium’, welches nach der Devise verfährt: Die Zukunft kennen wir nicht, die Gegenwart ist schon vorbei, das Einzige, was wir ändern können, ist die Vergangenheit.“Die Beschreibung des Umgangs mit der Macht (in Parteien, kirchlichen Institutionen, Regierung und so weiter) in Orwells Roman ist inzwischen mehr als 70 Jahre alt, aber immer noch so aktuell wie damals.
Heidrun Eickhoff, Heiligenwald
Ohne Päpstin ist das Lug und Trug
Der neue Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz – erstmals weiblich – wird von der katholischen Führung wie eine Monstranz hochgehalten, als wäre das der Beginn des Reformwillens der römisch-katholischen Kirche. Solange es keine Priesterinnen, Bischöfinnen und Kardinälinnen, somit keine Möglichkeit auch einer Päpstin geben kann, ist alles Lug und Trug.
Martin Finé, Saarlouis