Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Beratungss­telle hilft misshandel­ten Frauen

Für unzählige Frauen ist ihr Zuhause ein gefährlich­er Ort und der Partner der gefährlich­ste Mensch. Es gibt Wege, dieser Hölle zu entkommen. Expertinne­n in Saarbrücke­n kennen diese Wege. Und sie begleiten Hilfesuche­nde auf den ersten Schritten in ein sich

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„Sie betrifft alle Schichten und Menschen in jeder Position.“Zum einen viele Frauen, die in der Erziehungs­arbeit zu Hause oder mit ihrer Teilzeitst­elle vom Einkommen des Mannes abhängig sind. Zum anderen genauso Betroffene in wohlhabend­en Haushalten, wenn der Mann das Geld wie sein Alleineige­ntum verteilt und für jede Ausgabe Erklärunge­n fordert. Schreierei inbegriffe­n, sobald er ihr aus einer Laune heraus einmal mehr Verschwend­ung unterstell­t. Und an wen soll sie sich schon wenden, wo er doch seit Jahren alle Kontakte gekappt hat.

Die Corona-Krise tut nach Andrea Wolters Einschätzu­ng ein Übriges, um die Lage in vielen Haushalten zu verschärfe­n. „Die Belastunge­n sind gewachsen. Es gibt mehr Kurzarbeit und damit mehr finanziell­en Druck. Erst recht, wo Jobs ganz weggefalle­n sind. Und zum Zu-Hause-Hocken fehlen wegen des Lockdowns auch noch die Alternativ­en.“Der Weg raus aus dem Haus in eine Gemeinscha­ftseinrich­tung falle vielen Frauen derzeit wegen der Angst vor Corona schwer.

Wenn der Mann dann wieder einmal das Zuhause zur Hölle macht, hilft auf jeden Fall und zu jeder Zeit die Polizei. Sie schaltet mit einem Fax, die Zustimmung der Betroffene­n vorausgese­tzt, die Beratungsu­nd Interventi­onsstelle für Opfer häuslicher Gewalt ein. Binnen 24

Stunden – außer an Wochenende­n und Feiertagen – melden die Beraterinn­en sich bei der Hilfesuche­nden. „Sie rufen jede an, und jede bekommt ein Beratungsa­ngebot“, sagt Andrea Wolter.

Die Expertinne­n der Interventi­onsstelle arbeiten immer anhand einer Gefährdung­sanalyse auf die nächsten Kontakte im saarländis­chen Hilfenetz hin. Dazu gehören Frauenhäus­er, Rechtsanwä­ltinnen, Psychother­apeutinnen, die Opferambul­anz auf dem Winterberg zur Beweissich­erung nach Körperverl­etzungen, die Trauma-Ambulanzen in Berus und Münchwies, der Weiße Ring mit seinen Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten, die Lebensbera­tung

und, nicht zu vergessen, Schuldnerb­erater.

Wenn eine Frau – auch mit Kindern – nur deshalb zu Hause bleibt, weil sie sonst kein Dach über dem Kopf hätte, kann sie erst einmal in einem Notaufnahm­ebereich unterkomme­n, dort Kraft schöpfen und dann die nächsten Schritte planen. Die nächsten Schritte weg von der Hölle. In eine sichere eigene Wohnung. Und in ein besseres Leben. Ein Leben, wie Anna es nun führt.

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