Dieter Bohlen nicht mehr in DSDS-Jury
Fast zwei Jahrzehnte lang hat Dieter Bohlen der Castingshow „DSDS“seinen Stempel aufgedrückt. Nun wurde bekannt, dass die nächste Jury ohne ihn auskommen werden muss.
(dpa) Die Welt hat sich seit 2002 sehr verändert, eines aber war stets Gewissheit: Jahr für Jahr sitzt Dieter Bohlen in einem Sessel, um mit flotten Sprüchen über einen schief singenden Kandidaten von „Deutschland sucht den Superstar“(DSDS) zu richten. Seit fast 20 Jahren führt der Musikproduzent nunmehr die Jury der RTL-Castingshow an, mit der er im Grunde verschmolzen ist. „DSDS“, das ist Bohlen und umgekehrt – dachte man. Doch nun steht fest: Noch im April ist damit Schluss.
Wie RTL am Donnerstag mitteilte, wird Bohlen nach der aktuellen Staffel keinen Jury-Platz mehr bei „DSDS“einnehmen. Sie endet am 3. April. In der kommenden Ausgabe, die 2022 zu sehen sein wird, werde es erstmals eine komplett neu besetzte Jury geben. Bohlen übergebe „das Kommando“an „starke Nachfolger“, so der Kölner Sender. Ähnliches gelte auch für die Show „Das Supertalent“, in der Bohlen sein Urteil etwa über besonders talentierte Mundharmonikaspieler oder pfiffige Hunde abgab. Der Sender habe sich so entschieden, um seine beiden Hitshows „grundlegend weiterzuentwickeln“, erklärte RTL. „Um frische Impulse zu setzen, gehen wir in der kommenden Staffel auch mit komplett neuer Jury an den Start“, hieß es. Auffällig war, dass Bohlen in der Mitteilung des Senders selbst nicht zu Wort kam. Stattdessen war zu lesen, das „alle Beteiligten im Vorfeld informiert“worden seien. Auch auf Bohlens Instagram-Kanal war in den Stunden nach Bekanntwerden des „DSDS“-Abgangs noch keine Reaktion zu finden.
Um die Tragweite der Entscheidung des Senders zu beurteilen, muss man bedenken, wie wichtig „DSDS“für RTL ist – und auch für Bohlen. Die Show ist zwar nicht mehr der Straßenfeger, der sie nach einem phänomenalen Start 2002 gewesen ist, aber immer noch ein Pfeiler im Programm. 2007 führte der Sender das Format in die Schlacht um den Samstagabend und griff mit Bohlen als Speerspitze die Sendung „Wetten, dass..?“an, die damals noch ein Mythos war.
Der heute 67-Jährige gehörte schon der ersten Jury an, unter deren Ägide Alexander Klaws zum ersten „Superstar“gekürt wurde. Damals musste er sich die erste Jury-Reihe
noch mit dem Musikproduzenten Thomas Stein teilen, der aber irgendwann die Show verließ. Auch ansonsten gab es ein munteres Kommen und Gehen bei „DSDS“– von Heino über Bill Kaulitz bis Xavier Naidoo oder H.P. Baxxter. Nur einer blieb immer da: Dieter Bohlen.
Bohlen prägte zudem den Geist der Show, die bis heute davon lebt, dass wagemutige Möchtegern-Sänger mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung zu kompensieren versuchen. Von Bohlen wurden sie dann mit boshaften Sprüchen à la „Vielleicht kannst du versuchen, mit der Stimme den Leuten die Beine zu enthaaren“flugs wieder nach Hause geschickt. Wer am Ende doch übrig blieb und gewann, dem verhalf er in die Charts. Bohlen war Produzent der meisten „DSDS“-Gewinner. Er war nicht mehr Popstar wie zu Zeiten von „Modern Talking“– sondern Pop-Titan.
Bohlens Einfluss ging so weit, dass man sich manchmal fragen konnte, wer genau über die „DSDS“-Jury entscheidet – RTL oder der Chefjuror mit dem charakteristisch weißen Zähnen. Als etwa entschieden war, dass der Jury-Platz des skandalumwitterten Schlagersängers Michael Wendler nach dessen Eklat nicht nachbesetzt wird, verkündete das Bohlen selbst über seinen eigenen Instagram-Kanal. Diesmal wird nach Lage der Dinge RTL selbst verkünden, wer den Platz des Pop-Titans einnimmt. Die Nachfolger in der Jury sollen „rechtzeitig“bekanntgegeben werden, so der Sender.
„Vielleicht kannst du versuchen, mit der Stimme den Leuten die
Beine zu enthaaren.“
Dieter Bohlen zu einem Kandidaten der Sendung „Deutschland sucht den Superstar.“