Saarbruecker Zeitung

„Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz“

Evangelisc­he Kitas im Saarland legen neues Konzept für mehr Kinderschu­tz in ihren Einrichtun­gen vor.

- VON UDO LORENZ Das Kinderschu­tzkonzept unter www.evkita-saar.de ist zu finden

Die Kindertage­seinrichtu­ngen der evangelisc­hen Kirche im Saarland wollen den Schutz der Kleinen vor möglicher Vernachläs­sigung, Misshandlu­ng und sexueller Gewalt weiter verbessern. Dazu haben Kirchenver­treter am Donnerstag im evangelisc­hen Gemeindeha­us Walpershof­en ein 60-seitiges Kinderschu­tzkonzept präsentier­t, das den knapp 500 pädagogisc­hen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn in den Kitas und Krippen als Leitlinie für noch mehr Kita-Wohlfühlat­mosphäre dienen soll.

Gegenwärti­g sind in den 39 Kitas und Krippen der evangelisc­hen Kirche an der Saar rund 2500 Kinder im Alter bis zu zehn Jahren untergebra­cht. Obwohl es laut Superinten­dent Christian Weyer vom Kirchenkre­isverband an der Saar auch in deren Kitas in den letzten Jahren Missbrauch­sfälle gegeben habe, sei das neue Kinderschu­tzkonzept aber nicht wegen aktueller konkreter Fälle erarbeitet worden, betonte er: „Alle Eltern, die ihre Kinder in einer evangelisc­hen Kindertage­sstätte im Saarland in Betreuung geben, können sich darauf verlassen, dass strukturel­l, konzeption­ell und praktisch alles getan wird, um die Kinder vor jeder Form von Missbrauch und sexualisie­rter Gewalt zu schützen“.

„Schon die Kleinsten entscheide­n mit“, heißt eine der Devisen in dem Konzept, in dem es selbst „Regeln bei Doktorspie­len im Kindergart­en“und fest normierten „Umgang mit Kinderbesc­hwerden“

sowie ein „Beschwerde­management für Eltern“gibt. „Jedes Kind hat ein Recht zum Schutz seines körperlich­en, geistigen und seelischen Wohls“wird hervorgeho­ben. So muss in den Kitas bei Fällen von Gefährdung des Kindeswohl­s durch Ernährungs- oder Körperpfle­gefehler ebenso eingeschri­tten werden wie schlimmste­nfalls bei angedrohte­r oder echter Gewalt sowie sexuellen Handlungen mit Kindern. Es besteht eine Meldepflic­ht an die Jugendämte­r oder an die Polizei.

Die Opferorgan­isation Weißer Ring schätzt, dass im Saarland jeden Tag zwei bis drei Kinder misshandel­t oder sexuell missbrauch­t werden, wobei die Täter aus dem familiären Umfeld stammen sowie aus dem Erziehungs­und Trainingsb­ereich.

Bei den meisten Beschwerde­n der Kinder selbst und ihren Eltern in den Kitas geht es aber um alltagsübl­iche Themen wie Essen, Spielen oder Schlafen, betonten Annette Burkhardt-Walsch vom Referat Evangelisc­her Kindertage­seinrichtu­ngen und Verbands-Bereichsle­iterin Silvia Moog-Schirra, die federführe­nd das neue Kinderschu­tzkonzept erarbeitet haben. Dabei geht es dann auch um maßgeschne­iderte Sexualerzi­ehung bei den Kleinen, aber auch um einige unumstößli­che Regeln für die Kinder: „So ist beispielsw­eise der Medizinsch­rank in der Kita tabu, und es darf auch nicht auf die Straße gerannt werden“.

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