Forscher glaubt, Behördendeutsch bestärkt Corona-Zweifler
Wissenschaftler der TU Dortmund fordert auf Kongress in Saarbrücken, der Bevölkerung den Sinn der Pandemie-Schutzmaßnahmen besser zu erklären.
(ulo) Zur besseren Bekämpfung der Corona-Pandemie müssen nach den Erkenntnissen des Gesundheitskongresses „Salut!“weit mehr Menschen als bisher von der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen überzeugt werden. Das war der Tenor der virtuellen Verantstaltung am Dienstag, die eigentlich vor Ort in Saarbücken stattfinden sollte. Dem Wissenschaftler Professor Matthias Hastall vom Lehrstuhl strategische Kommunikation der Gesundheit an der Technischen
Universität (TU) Dortmund zufolge sei die Gesundheitskommunikation in Deutschland aber in einem „fürchterlichen“Zustand. So gebe es derzeit immer noch eine große Gruppe von Menschen, die bezweifelten, dass Maskentragen und Impfen etwas brächten. Um das zu ändern, brauche es eine verständlichere Darstellung.
Viele Ärzte und Experten erreichten mit ihrem Mediziner- oder Behördendeutsch die Allgemeinheit jedoch nicht. Und in der Medienberichterstattung
überwiegten oftmals die kritischen Stimmen und Zweifel an den Corona-Maßnahmen, bemängelte Hastall: „Die Menschen müssen verstehen, was dran ist an den Maßnahmen, damit sie ihr Verhalten ändern.“Dazu gelte es auch, angebliche Engelsheiler, Homöopathisten und Verschwörungstheoretiker zu widerlegen.
Der Verein Prävention und Gesundheitsförderung (PuGis) im Saarland stellte auf dem Kongress erfolgreiche digitale Programme zur
Gesundheitsförderung in der Corona-Pandemie vor. Zum Beispiel zur Bewegung im Wohnzimmer vom Kindheitsalter an oder virtuelle Beratungen von Arbeitslosen.
In Mecklenburg-Vorpommern, so legte Petra Lücker von der Universität Greifswald dar, sammeln Forscher aktuell Daten zum Infektionsgeschehen an den Schulen im Land. Ziel sei es, bessere Ideen für Hygienekonzepte zu finden. Erstes Zwischenergebnisse des bis Mitte 2022 terminierten Projektes: Starre einheitliche Corona-Regeln für alle Schulen helfen wegen unterschiedlicher Raum- und Personalgestaltungen vorbeugend wenig, Schulen wollen mehr Flexibiltät. Lücker: „Es ist keine Schule wie die andere, und durch Quarantäne gibt es einen sehr großen Ausfall von Lehrern.“
In Dortmund, so berichtete der Leiter des dortigen Gesundheitsamtes, Dr. Frank Recken, hat man in der ersten Corona-Welle festgestellt, dass die Infektionszahlen in einem Bezirk mit bis zu 65 Prozent
Ausländeranteil weit höher als in anderen Stadtteilen waren. Nachdem Beraterteams der Stadt in Haushalte gingen und den Bürgern mit ausländischen Wurzeln Informationen in deren Muttersprache gaben, besserten sich die Vorsorge- und Hygienemaßnahmen und die Inzidenzzahlen sanken deutlich.
Im Saarland ist derweil das Projekt „Mit Migranten für Migranten“(MiMi) iniiiert worden, das auf Gewaltprävention in der Corona-Pandemie setzt.