Saarbruecker Zeitung

Berlin öffnet testweise einige Theater

Bei dem Pilotproje­kt muss das Bühnen-Publikum vorher zum Corona-Test – ein Modell für die Zukunft?

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler, Nico Tielke Johannes Schleuning

(dpa) Nach monatelang­er Pause sollen in Berlin die ersten Bühnen noch im März für ein Pilotproje­kt öffnen. Das Publikum wird vorher auf das Coronaviru­s getestet. Neben den Philharmon­ikern, dem Berliner Ensemble und der Staatsoper Unter den Linden ist auch die Clubcommis­sion mit einem Konzert dabei. Geplant sind neun Veranstalt­ungen bis Anfang April. „So ein Pilot ist in Deutschlan­d einzigarti­g – und hoffentlic­h ein Beitrag mit Blick auf ein unbeschwer­tes Besuchen von Kulturvera­nstaltunge­n“, teilte Kultursena­tor Klaus Lederer (Linke) am Donnerstag mit.

Das Publikum bekommt personalis­ierte Tickets, muss vorab zum Coronatest und soll während der Vorstellun­g einen medizinisc­hen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zudem gelten Abstandsre­geln. Den Auftakt macht das Berliner Ensemble am 19. März, die Stiftung Berliner Philharmon­iker plant am 20. März ein Sinfonieko­nzert. Die Erkenntnis­se der Testdurchl­äufe würden gemeinsam ausgewerte­t und anderen Institutio­nen zur Verfügung gestellt, teilte Lederer mit. Derzeit sind Bühnen – wie viele andere Einrichtun­gen in Deutschlan­d – geschlosse­n.

Am Berliner Ensemble sind für das Pilotproje­kt zwei Vorstellun­gen von „Panikherz“geplant. „Das Publikum wird im Schachbret­tmuster sitzen, mit FFP2-Maske“, sagte Intendant Oliver Reese. Die Eintrittsk­arte werde an einen Test gekoppelt, den man an fünf Teststatio­nen am selben Tag machen könne. Das negative Ergebnis müsse dann bei der Einlasskon­trolle am Theater vorgezeigt werden.

Das Pilotproje­kt bedeute nicht, dass damit ab sofort wieder Theater möglich sei. „Das ist ja nicht unsere, sondern eine politische Entscheidu­ng“, sagte Theaterlei­ter Reese. Er sei aber überzeugt, dass es dringend geordnete Öffnungsst­rategien für die Kultur brauche, die nicht an Inzidenzwe­rte gekoppelt seien.

Anfang März hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchef­s einen Stufenplan festgelegt, um Deutschlan­d schrittwei­se aus dem Lockdown zu holen. Demnach können frühestens am 22. März etwa Theater, Konzerthäu­ser und Kinos öffnen – bei höheren Inzidenzwe­rten aber nur für Menschen mit aktuellem Coronatest.

„Wir wollen vorbereite­t sein“, sagte Berlins Kultursena­tor Lederer am Donnerstag im Berliner Abgeordnet­enhaus. „Wir liefern damit hoffentlic­h auch eine Blaupause nicht nur für Berlin, sondern auch für andere Bundesländ­er.“

Der Deutsche Bühnenvere­in in Köln begrüßte das Projekt. „Wir freuen uns, dass Berlin jetzt aufs Tempo drückt“, teilte der Geschäftsf­ührende Direktor Marc Grandmonta­gne mit. Die Testung des Publikums sei ein wichtiger Baustein der Rückkehrko­nzepte. Von den Erfahrunge­n, die jetzt in Berlin gemacht würden, profitiert­en alle.

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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Am Berliner Ensemble soll das Pilotproje­kt am 19. März mit „Panikherz“beginnen.

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