Kontaktverfolgung jetzt auch per App
Wenn Gastronomien oder Friseure die Daten ihrer Kunden erfassen müsse, hatten sie dafür immer nur Formulare. Künftig sollen ihnen Smartphones-Apps diese Arbeit deutlich erleichtern.
Die Kontaktnachverfolgung in Restaurants empfanden im Sommer des vergangenen Jahres für viele Gastronomen als bürokratischen Bremsklotz. Die Daten der Gäste mussten aufgenommen, für eine bestimmte Zeit archiviert und gegebenenfalls an das Gesundheitsamt übermittelt werden. Wenn sich Gäste auch unter Namen wie „Donald Duck“oder „Mickey Maus“in die Listen eintrugen, weil sie ihre Daten nicht für andere sichtbar auf Zettel schreiben wollten, war das Ganze ohnehin von fragwürdigem Nutzen. Die Gastronomen waren nicht verpflichtet, zu überprüfen, ob korrekte Adressdaten hinterlegt wurden.
Jetzt sollen Programme der Zettelwirtschaft den Kampf ansagen und es den Betreibern von Lokalen erleichtern, Daten der Gäste im Notfall an das Gesundheitsamt zu übermitteln. Und auch für öffentliche Veranstaltungen haben Softwarefirmen Lösungen entwickelt, damit zum Beispiel Musikfans bald wieder ihre Lieblingskünstler live erleben können.
Alle Apps funktionieren ähnlich. Mit der Kamera des Smartphones wird ein quadratischer Code, ein sogenannter QR-Code, abgescannt. Viele Restaurants haben dazu einen Zettel am Eingang aufgehängt oder den Codeauf den Tisch geklebt. Die meisten Handys erkennen die schwarz-weißen Felder automatisch und zeigen einen Hinweis wie „QR-Code“an. Der Nutzer wird dann auf die entsprechende Webseite im Internetbrowser weitergeleitet, die dem Code hinterlegt wurde. Dort geben die Gäste ihre Kontaktdaten ein. Manchem System genügt schon eine E-Mail-Adresse.
Bei älteren Smartphone-Modellen kann es sein, dass der Besitzer einen Barcode- oder QR-CodeScanner installieren muss. Dazu gibt es in den Appstores von Apple und Google einige Programme wie den „QR & Barcode Scanner“.
Theoretisch könnte auch die Corona-Warn-App (CWA) den CheckIn übernehmen, denn 26 Millionen Deutsche haben die Software bereits auf ihrem Smartphone installiert. Dadurch würden sie kein zusätzliches Programm benötigen. Doch weil die Nutzung der App freiwillig ist, die Check-In-Funktion aber verpflichtend wäre, sehe die Bundesregierung diese Idee skeptisch, erklärten Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums. Schließlich solle die Corona-Warn-App möglichst datensparsam bleiben.
Alternativen gibt es einige. Die Mehrheit der Programme arbeitet der Scan-Funktion der Smartphone-Kamera und benötigt daneben nur den Internetbrowser als zusätzliche Software – wie zum Beispiel der Dienst Recover. Veranstalter und Gastronomen können Lizenzen für das Programm kaufen. Gäste oder Besucher scannen bei Veranstaltungen und Restaurantbesuchen einen QRCode ab, worüber ihre Kontaktdaten anschließend verschlüsselt übermittelt werden. Hat sich ein Gast einmal bei Recover eingeloggt, kann sich die App die Daten merken, sofern er dem zustimmt. Derzeit ist die Software vor allem bei Gastronomie-Betrieben in Nordrhein-Westfalen verbreitet.
Aus dem Saarland kommt eine weitere webbasierte Lösung – Werwarwo.app. Auch diese Software setzt auf die im Smartphone integrierte Kamera ohne weitere Programme. Für Gastgeber ist es zudem möglich manuell Daten von Besuchern in die App einzugeben, wenn diese kein Smartphone besitzen. Am Ende des Besuchs können die Gäste beim Heimgehen den QR-Code erneut abscannen oder der Besitzer des Ladens trägt den Besucher manuell in der Software aus. Frank Wietzel, Geschäftsführer der Illinger Softwarefirma cosmolink, die die App entwickelt hat, erklärt, dass das Programm aktuell von vielen Friseuren eingesetzt werde, die ebenfalls Kontakte nachverfolgen müssen.
Ein weiterer Mitbewerber ist die App Luca, die vom Nutzer auch auf dem Handy installiert wird. Bei Luca registriert sich der Smartphone-Besitzer und kann dann bei Veranstaltungen oder in der Gastronomie mittels QR-Code einchecken. Zwar könnten Nutzer sich theoretisch auch hier mit dem Namen „Donald Duck“eintragen, aber um die App freizuschalten, wird eine SMS verschickt und damit eine Handynummer, über die er kontaktiert werden kann, im Profil des Nutzers hinterlegt.
Alle Apps funktionieren ähnlich. Mit der Kamera des Smartphones wird ein sogenannter QRCode, abgescannt.