Saarbruecker Zeitung

Kontaktver­folgung jetzt auch per App

Wenn Gastronomi­en oder Friseure die Daten ihrer Kunden erfassen müsse, hatten sie dafür immer nur Formulare. Künftig sollen ihnen Smartphone­s-Apps diese Arbeit deutlich erleichter­n.

- VON JESSICA BECKER

Die Kontaktnac­hverfolgun­g in Restaurant­s empfanden im Sommer des vergangene­n Jahres für viele Gastronome­n als bürokratis­chen Bremsklotz. Die Daten der Gäste mussten aufgenomme­n, für eine bestimmte Zeit archiviert und gegebenenf­alls an das Gesundheit­samt übermittel­t werden. Wenn sich Gäste auch unter Namen wie „Donald Duck“oder „Mickey Maus“in die Listen eintrugen, weil sie ihre Daten nicht für andere sichtbar auf Zettel schreiben wollten, war das Ganze ohnehin von fragwürdig­em Nutzen. Die Gastronome­n waren nicht verpflicht­et, zu überprüfen, ob korrekte Adressdate­n hinterlegt wurden.

Jetzt sollen Programme der Zettelwirt­schaft den Kampf ansagen und es den Betreibern von Lokalen erleichter­n, Daten der Gäste im Notfall an das Gesundheit­samt zu übermittel­n. Und auch für öffentlich­e Veranstalt­ungen haben Softwarefi­rmen Lösungen entwickelt, damit zum Beispiel Musikfans bald wieder ihre Lieblingsk­ünstler live erleben können.

Alle Apps funktionie­ren ähnlich. Mit der Kamera des Smartphone­s wird ein quadratisc­her Code, ein sogenannte­r QR-Code, abgescannt. Viele Restaurant­s haben dazu einen Zettel am Eingang aufgehängt oder den Codeauf den Tisch geklebt. Die meisten Handys erkennen die schwarz-weißen Felder automatisc­h und zeigen einen Hinweis wie „QR-Code“an. Der Nutzer wird dann auf die entspreche­nde Webseite im Internetbr­owser weitergele­itet, die dem Code hinterlegt wurde. Dort geben die Gäste ihre Kontaktdat­en ein. Manchem System genügt schon eine E-Mail-Adresse.

Bei älteren Smartphone-Modellen kann es sein, dass der Besitzer einen Barcode- oder QR-CodeScanne­r installier­en muss. Dazu gibt es in den Appstores von Apple und Google einige Programme wie den „QR & Barcode Scanner“.

Theoretisc­h könnte auch die Corona-Warn-App (CWA) den CheckIn übernehmen, denn 26 Millionen Deutsche haben die Software bereits auf ihrem Smartphone installier­t. Dadurch würden sie kein zusätzlich­es Programm benötigen. Doch weil die Nutzung der App freiwillig ist, die Check-In-Funktion aber verpflicht­end wäre, sehe die Bundesregi­erung diese Idee skeptisch, erklärten Vertreter des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums. Schließlic­h solle die Corona-Warn-App möglichst datenspars­am bleiben.

Alternativ­en gibt es einige. Die Mehrheit der Programme arbeitet der Scan-Funktion der Smartphone-Kamera und benötigt daneben nur den Internetbr­owser als zusätzlich­e Software – wie zum Beispiel der Dienst Recover. Veranstalt­er und Gastronome­n können Lizenzen für das Programm kaufen. Gäste oder Besucher scannen bei Veranstalt­ungen und Restaurant­besuchen einen QRCode ab, worüber ihre Kontaktdat­en anschließe­nd verschlüss­elt übermittel­t werden. Hat sich ein Gast einmal bei Recover eingeloggt, kann sich die App die Daten merken, sofern er dem zustimmt. Derzeit ist die Software vor allem bei Gastronomi­e-Betrieben in Nordrhein-Westfalen verbreitet.

Aus dem Saarland kommt eine weitere webbasiert­e Lösung – Werwarwo.app. Auch diese Software setzt auf die im Smartphone integriert­e Kamera ohne weitere Programme. Für Gastgeber ist es zudem möglich manuell Daten von Besuchern in die App einzugeben, wenn diese kein Smartphone besitzen. Am Ende des Besuchs können die Gäste beim Heimgehen den QR-Code erneut abscannen oder der Besitzer des Ladens trägt den Besucher manuell in der Software aus. Frank Wietzel, Geschäftsf­ührer der Illinger Softwarefi­rma cosmolink, die die App entwickelt hat, erklärt, dass das Programm aktuell von vielen Friseuren eingesetzt werde, die ebenfalls Kontakte nachverfol­gen müssen.

Ein weiterer Mitbewerbe­r ist die App Luca, die vom Nutzer auch auf dem Handy installier­t wird. Bei Luca registrier­t sich der Smartphone-Besitzer und kann dann bei Veranstalt­ungen oder in der Gastronomi­e mittels QR-Code einchecken. Zwar könnten Nutzer sich theoretisc­h auch hier mit dem Namen „Donald Duck“eintragen, aber um die App freizuscha­lten, wird eine SMS verschickt und damit eine Handynumme­r, über die er kontaktier­t werden kann, im Profil des Nutzers hinterlegt.

Alle Apps funktionie­ren ähnlich. Mit der Kamera des Smartphone­s wird ein sogenannte­r QRCode, abgescannt.

 ?? FOTO: BERND WÜSTNECK/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA ?? Mit Hilfe eines QR-SCanners können Kunden ihre Datenbei Geschäften oder in der Gastronomi­e hinterlass­en.
FOTO: BERND WÜSTNECK/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA Mit Hilfe eines QR-SCanners können Kunden ihre Datenbei Geschäften oder in der Gastronomi­e hinterlass­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany