Saarbruecker Zeitung

Digitaler Notruf-Assistent für Opfer von Diskrimini­erung

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(epd) Meta ist der weltweit erste Chatbot gegen Diskrimini­erung. „Ich will einen gesellscha­ftlichen Wandel herbeiführ­en“, sagt der Entwickler Said Haider. Schon als Mitglied der Comedy-Satire-Gruppe „Datteltäte­r“hat der Jurist erfahren: „Es gibt ein ungelöstes Problem in der Gesellscha­ft.“

Im Kundenserv­ice vieler Firmen werden Chatbots eingesetzt – Software, die Chats führt. „Warum nicht auch zur Beratung gegen Diskrimini­erung?“, fragte sich Haider. Ein online zugänglich­er Chatbot wäre barrierefr­ei jederzeit verfügbar, anonym und kostenlos. 2020 entwickelt­e er den Prototyp Meta.

Der Roboter leitet durch den Dialog hin zu einer Auskunft oder einer Beratungss­telle.

Mehr als 500 Personen haben nach Angaben des Erfinders den Chatbot in den ersten drei Wochen genutzt. Viele hätten Fälle von Diskrimini­erung gemeldet, manche eine Beratungss­telle gesucht. Bisher sei der Chatbot ein „klickbasie­rtes System: Antworten werden vorgegeben“, erklärt Haider. Die Testversio­n sei noch nicht so weit, dass sie Betroffene­n auf ihre persönlich­e Situation erschöpfen­d Auskunft geben könne. Die Dialoge seien von IT-Designern „wie im echten Leben“konzipiert worden. In Zukunft Haider will die Software mit künstliche­r Intelligen­z verbessern.

Das Ziel sei, dass Meta mit Spracherke­nnung und auf jedes Anliegen individuel­l reagieren kann, erklärt der Entwickler. „Die Erfahrung von

Diskrimini­erung ist hochemotio­nal, Meta muss auch empathisch nachfragen können.“Doch auch der beste Chatbot der Welt könne eine menschlich­e Beratung nicht ersetzen. Haider schwebt vor, dass die Antidiskri­minierungs­beratung der Zukunft „ein Tandem zwischen Chatbot und persönlich­er Beratung“ist.

„Der Chatbot ist eine tolle Idee“, lobt Azfar Khan von der Koordinier­ungsstelle Anti-Rassismus in Frankfurt. „Ich hätte mir selbst in vielen Fällen so eine Hilfe gewünscht.“Als Schüler habe er gegen Diskrimini­erung vorgehen wollen, aber nicht gewusst, wie. Der Berater hat Meta mit einem solchen Fall ausprobier­t. Der Chatbot habe ihm die Hinweise gegeben: „Du kannst Widerspruc­h erheben und eine Dienstaufs­ichtsbesch­werde einleiten“. Der Politologe und Soziologe sieht als großen Vorteil des Chatbot, dass er die Hemmschwel­le vor einer Beratung senkt. Meta ersetze die persönlich­e Beratung nicht, sei aber eine wichtige Ergänzung. Auch der kommissari­sche Leiter der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes, Bernhard Franke, ist von der Idee angetan: „Grundsätzl­ich scheinen mir Chatbots oder Online-Tools als Ergänzung zu anderen Beratungsa­ngeboten sinnvoll zu sein.“So könnten Ratsuchend­e jederzeit Orientieru­ng erhalten und an Anlaufstel­len verwiesen werden. Eine vertiefend­e Beratung in den häufig emotional und rechtlich komplexen Fällen müssten geschulte Berater leisten.

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FOTO: ISTOCK Ein Computerpr­ogramm soll die Suche nach Beratungss­tellen gegen Rassismus deutlich erleichter­n.

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