Saarbruecker Zeitung

Kleine Kicker sind Feuer und Flamme

Das Ende der langen Zeit der Entbehrung: Jetzt darf auch der jüngere Fußball-Nachwuchs wieder auf den Platz.

- VON DAVID BENEDYCZUK www.dosb.de/sonderseit­en/news/ news-detail/news/schrittwei­se-lockerunge­n-im-breitenspo­rt

Ob nun beim SV Auersmache­r, beim SV Saar 05 Saarbrücke­n oder dem SV Röchling Völklingen. Bei vielen Fußball-Vereinen im Regionalve­rband Saarbrücke­n ist die Freude groß, dass nach dem coronabedi­ngten Amateurspo­rtverbot auf den Sportplätz­en endlich wieder Leben einkehrt. Seit Anfang dieser Woche dürfen Nachwuchsf­ußballer im Alter von bis zu 14 Jahren wieder in Gruppen von bis zu 20 Kindern trainieren.

„Das ist ein wichtiger Schritt. Es ist gut, dass es wieder losgeht. Für die Kinder war das eine starke Entbehrung“, sagt Thomas Bähr. Der Jugendleit­er des SV Auersmache­r erklärt: „Die Kinder hatten ja lange keine Sozialkont­akte, vor allem nicht im privaten Umfeld – das ist ein großer Unterschie­d.“Jetzt dürfen von den insgesamt etwa 250 Jugendfußb­allern beim SV Auersmache­r „rund 180 Kinder wieder auf den Platz“.

Nur der Nachwuchs im Bereich der B- und A-Jugend muss sich nach wie vor gedulden. Für diese Altersklas­sen ist der 22. März der frühestemö­gliche Einstiegst­ermin, sofern die Inzidenz-Zahlen dies zulassen. Jugendlich­e dieser Altersstuf­en dürfen aktuell nur bei Vereinen mit Nachwuchsl­eistungsze­ntrum trainieren – also beim 1. FC Saarbrücke­n und bei der SV Elversberg. Dort läuft der Trainingsb­etrieb für den Nachwuchs ab der U 15 aufwärts bereits seit längerem wieder.

Das ist ein Umstand, der von manch einem Jugendleit­er im Saarland kritisch beäugt wird. Einige sprechen von einem Wettbewerb­snachteil zu Lasten kleinerer Vereine oder fordern gleiches Recht für alle. Thomas Bähr zählt eher zu den Gemäßigten. „Ich sehe das unkritisch, weil es für uns keinen Wettbewerb­snachteil darstellt. Wir spielen nicht gegen diese Mannschaft­en. Und ich stecke meine Energie lieber in andere Dinge, als mich darüber aufzuregen“, sagt der Auersmache­r Jugendleit­er.

Lothar Pecka, Jugendleit­er des SV Röchling Völklingen, sieht den längeren Trainingsv­orlauf im NLZ ebenfalls unproblema­tisch. „Diese Mannschaft­en spielen in der Regionalli­ga oder sogar in der Bundesliga. Das ist schon ein Leistungsu­nterschied. Und wir wollen ja auch, dass das Saarland überregion­al gut vertreten wird“, erklärt er. Lothar Pecka freut sich lieber darüber, dass beim SV Röchling im jüngeren Nachwuchsb­ereich wieder der Ball rollt. Am Montag fiel in Völklingen

mit der D-Jugend der Startschus­s. „Es war eine lange Zeit der Entbehrung für die Kinder. Die Freude ist groß, dass wieder Leben auf dem Platz herrscht“, berichtet Lothar Pecka. Auch wenn die Abläufe unter strenger Einhaltung von Abstandsun­d Hygienereg­eln passieren, sieht er einen wichtigen Schritt im Neustart des Trainingsb­etriebs.

„Die Kleinen sind natürlich Feuer und Flamme“, sagt Uli Möhler, Jugendleit­er von Saar 05 Saarbrücke­n. Auf der Sportanlag­e am Saarbrücke­r Kieselhume­s „läuft jetzt alles wieder an“, wenn auch unter weiterhin speziellen Gegebenhei­ten: „Die Kinder müssen zum Beispiel, wenn es nötig ist, in den Wald pinkeln gehen, weil die Stadt die Toiletten gesperrt hat. Außerdem kommen die Kinder bereits umgezogen ins Training. Wenn sie schwitzen und später auf die Eltern warten, muss man bei den aktuellen Temperatur­en aufpassen – das ist alles suboptimal“, sagt Uli Möhler. Das Hygienekon­zept habe man Eins zu Eins aus dem Vorjahr – der

Phase vor dem zweiten Lockdown – übernommen: „Das hat damals gut funktionie­rt.“

Zum Umstand, dass in Vereinen mit NLZ bereits die älteren Jahrgänge wieder trainieren dürfen, sagt Uli Möhler: „Rein sportlich gesehen ist mir das Jacke wie Hose. Wir stehen nicht in Konkurrenz zu den Leistungsz­entren.

Wenn es um Infektione­n und Tote geht, steht der Amateurspo­rt halt hinten an. Wenn das aus epidemisch­er Sicht zu verantwort­en ist, sollen sie das tun.“Im älteren Nachwuchsb­ereich sei es ohnehin so, dass die Motivation ohne konkretes Ziel vor Augen auf der Strecke bleibe, meint der Jugendleit­er von Saar 05.

„Wir wollen die Saison gerne zu einem Abschluss bringen und hoffen darauf, dass es vielleicht Ende April wieder losgehen und zumindest die Vorrunde noch gespielt werden kann“, sagt Dieter Kurz. Der Kreisjugen­dleiter des Saarländis­chen Fußball-Verbandes im Bereich Südsaar erklärt: „Aber das hängt an der Politik und an den Inzidenz-Zahlen.“Im Öffnen des Trainings für die jüngeren Jahrgänge sieht er einen begrüßensw­erten Schritt.

Die DJK Püttlingen hat noch nicht mit dem Training begonnen. „Wir sind in der Findungsph­ase“, sagt Jugendleit­er Robert Knecht. Über die Öffnungspe­rspektive sei man auf jeden Fall froh. Allerdings mache es im Bereich der ganz jungen Fußballer aus seiner Sicht „mit Sechsjähri­gen eher wenig Sinn. Die Jüngeren wollen einfach miteinande­r spielen, dazu gehört Körperkont­akt“. Und er sagt: „Wir wollen das verantwort­ungsvoll angehen. Wenn es bei uns einen positiven Befund gibt und etwa selbststän­dig Berufstäti­ge in unserem Verein in Quarantäne müssten, wäre das für manch einen fatal“, sagt Robert Knecht.

Ab Montag sollen bei der DJK Püttlingen zumindest die DFB-Stützpunkt­spieler sowie die D-Jugend wieder trainieren. Die Perspektiv­e, dass ab dem 22. März auch Fußball-Spieler ab 15 Jahren aufwärts bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 mit negativem Schnelltes­t trainieren dürfen, geht für ihn „an der Realität vorbei. Das kann kein Amateurver­ein leisten“, sagt Robert Knecht. Von daher bleibe es schwer zu sagen, wie es weitergeht. Die Tatsache, dass im NLZ die älteren Jugendfußb­aller wieder trainieren dürfen, sieht er gelassen: „Ich weiß nicht, wie dort getestet wird, aber das sind ja schon Jugendlich­e, die sehr disziplini­ert sind und nach Höherem streben. Ich habe damit keine Probleme, es ist halt etwas anderes als bei einem ,normalen’ Fußballer.“

„Die Freude ist groß, dass wieder Leben auf dem Platz herrscht.“

Lothar Pecka

Jugendleit­er des SV Röchling Völklingen

 ?? FOTO: ANDREAS SCHLICHTER ?? Elvir Melunovic beim Training mit der U 19 des 1. FC Saarbrücke­n. Dieses Foto entstand im September – vor dem erneuten Lockdown. Bereits seit Dezember rollt beim FCS wieder der Ball. Jetzt dürfen auch Vereine ohne Nachwuchsl­eistungsze­ntrum wieder nach und nach mit dem Training beginnen.
FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Elvir Melunovic beim Training mit der U 19 des 1. FC Saarbrücke­n. Dieses Foto entstand im September – vor dem erneuten Lockdown. Bereits seit Dezember rollt beim FCS wieder der Ball. Jetzt dürfen auch Vereine ohne Nachwuchsl­eistungsze­ntrum wieder nach und nach mit dem Training beginnen.

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