Kleine Kicker sind Feuer und Flamme
Das Ende der langen Zeit der Entbehrung: Jetzt darf auch der jüngere Fußball-Nachwuchs wieder auf den Platz.
Ob nun beim SV Auersmacher, beim SV Saar 05 Saarbrücken oder dem SV Röchling Völklingen. Bei vielen Fußball-Vereinen im Regionalverband Saarbrücken ist die Freude groß, dass nach dem coronabedingten Amateursportverbot auf den Sportplätzen endlich wieder Leben einkehrt. Seit Anfang dieser Woche dürfen Nachwuchsfußballer im Alter von bis zu 14 Jahren wieder in Gruppen von bis zu 20 Kindern trainieren.
„Das ist ein wichtiger Schritt. Es ist gut, dass es wieder losgeht. Für die Kinder war das eine starke Entbehrung“, sagt Thomas Bähr. Der Jugendleiter des SV Auersmacher erklärt: „Die Kinder hatten ja lange keine Sozialkontakte, vor allem nicht im privaten Umfeld – das ist ein großer Unterschied.“Jetzt dürfen von den insgesamt etwa 250 Jugendfußballern beim SV Auersmacher „rund 180 Kinder wieder auf den Platz“.
Nur der Nachwuchs im Bereich der B- und A-Jugend muss sich nach wie vor gedulden. Für diese Altersklassen ist der 22. März der frühestemögliche Einstiegstermin, sofern die Inzidenz-Zahlen dies zulassen. Jugendliche dieser Altersstufen dürfen aktuell nur bei Vereinen mit Nachwuchsleistungszentrum trainieren – also beim 1. FC Saarbrücken und bei der SV Elversberg. Dort läuft der Trainingsbetrieb für den Nachwuchs ab der U 15 aufwärts bereits seit längerem wieder.
Das ist ein Umstand, der von manch einem Jugendleiter im Saarland kritisch beäugt wird. Einige sprechen von einem Wettbewerbsnachteil zu Lasten kleinerer Vereine oder fordern gleiches Recht für alle. Thomas Bähr zählt eher zu den Gemäßigten. „Ich sehe das unkritisch, weil es für uns keinen Wettbewerbsnachteil darstellt. Wir spielen nicht gegen diese Mannschaften. Und ich stecke meine Energie lieber in andere Dinge, als mich darüber aufzuregen“, sagt der Auersmacher Jugendleiter.
Lothar Pecka, Jugendleiter des SV Röchling Völklingen, sieht den längeren Trainingsvorlauf im NLZ ebenfalls unproblematisch. „Diese Mannschaften spielen in der Regionalliga oder sogar in der Bundesliga. Das ist schon ein Leistungsunterschied. Und wir wollen ja auch, dass das Saarland überregional gut vertreten wird“, erklärt er. Lothar Pecka freut sich lieber darüber, dass beim SV Röchling im jüngeren Nachwuchsbereich wieder der Ball rollt. Am Montag fiel in Völklingen
mit der D-Jugend der Startschuss. „Es war eine lange Zeit der Entbehrung für die Kinder. Die Freude ist groß, dass wieder Leben auf dem Platz herrscht“, berichtet Lothar Pecka. Auch wenn die Abläufe unter strenger Einhaltung von Abstandsund Hygieneregeln passieren, sieht er einen wichtigen Schritt im Neustart des Trainingsbetriebs.
„Die Kleinen sind natürlich Feuer und Flamme“, sagt Uli Möhler, Jugendleiter von Saar 05 Saarbrücken. Auf der Sportanlage am Saarbrücker Kieselhumes „läuft jetzt alles wieder an“, wenn auch unter weiterhin speziellen Gegebenheiten: „Die Kinder müssen zum Beispiel, wenn es nötig ist, in den Wald pinkeln gehen, weil die Stadt die Toiletten gesperrt hat. Außerdem kommen die Kinder bereits umgezogen ins Training. Wenn sie schwitzen und später auf die Eltern warten, muss man bei den aktuellen Temperaturen aufpassen – das ist alles suboptimal“, sagt Uli Möhler. Das Hygienekonzept habe man Eins zu Eins aus dem Vorjahr – der
Phase vor dem zweiten Lockdown – übernommen: „Das hat damals gut funktioniert.“
Zum Umstand, dass in Vereinen mit NLZ bereits die älteren Jahrgänge wieder trainieren dürfen, sagt Uli Möhler: „Rein sportlich gesehen ist mir das Jacke wie Hose. Wir stehen nicht in Konkurrenz zu den Leistungszentren.
Wenn es um Infektionen und Tote geht, steht der Amateursport halt hinten an. Wenn das aus epidemischer Sicht zu verantworten ist, sollen sie das tun.“Im älteren Nachwuchsbereich sei es ohnehin so, dass die Motivation ohne konkretes Ziel vor Augen auf der Strecke bleibe, meint der Jugendleiter von Saar 05.
„Wir wollen die Saison gerne zu einem Abschluss bringen und hoffen darauf, dass es vielleicht Ende April wieder losgehen und zumindest die Vorrunde noch gespielt werden kann“, sagt Dieter Kurz. Der Kreisjugendleiter des Saarländischen Fußball-Verbandes im Bereich Südsaar erklärt: „Aber das hängt an der Politik und an den Inzidenz-Zahlen.“Im Öffnen des Trainings für die jüngeren Jahrgänge sieht er einen begrüßenswerten Schritt.
Die DJK Püttlingen hat noch nicht mit dem Training begonnen. „Wir sind in der Findungsphase“, sagt Jugendleiter Robert Knecht. Über die Öffnungsperspektive sei man auf jeden Fall froh. Allerdings mache es im Bereich der ganz jungen Fußballer aus seiner Sicht „mit Sechsjährigen eher wenig Sinn. Die Jüngeren wollen einfach miteinander spielen, dazu gehört Körperkontakt“. Und er sagt: „Wir wollen das verantwortungsvoll angehen. Wenn es bei uns einen positiven Befund gibt und etwa selbstständig Berufstätige in unserem Verein in Quarantäne müssten, wäre das für manch einen fatal“, sagt Robert Knecht.
Ab Montag sollen bei der DJK Püttlingen zumindest die DFB-Stützpunktspieler sowie die D-Jugend wieder trainieren. Die Perspektive, dass ab dem 22. März auch Fußball-Spieler ab 15 Jahren aufwärts bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 mit negativem Schnelltest trainieren dürfen, geht für ihn „an der Realität vorbei. Das kann kein Amateurverein leisten“, sagt Robert Knecht. Von daher bleibe es schwer zu sagen, wie es weitergeht. Die Tatsache, dass im NLZ die älteren Jugendfußballer wieder trainieren dürfen, sieht er gelassen: „Ich weiß nicht, wie dort getestet wird, aber das sind ja schon Jugendliche, die sehr diszipliniert sind und nach Höherem streben. Ich habe damit keine Probleme, es ist halt etwas anderes als bei einem ,normalen’ Fußballer.“
„Die Freude ist groß, dass wieder Leben auf dem Platz herrscht.“
Lothar Pecka
Jugendleiter des SV Röchling Völklingen