Saarbruecker Zeitung

Gewinner und Verlierer der Landtagswa­hlen

Nach den Pleiten in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g muss sich der neue CDU-Chef bereits gegen Kritik wehren. Markige Sprüche kommen derweil von der CSU.

- VON HAGEN STRAUSS

Während die CDU nach Gründen für das Wahldebake­l in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz sucht, werden die Chancen für eine rotgelb-grüne Koalition im Bund größer.

In der Videoschal­te des CDU-Präsidiums wurde Armin Laschet offenbar energisch. „Es ist nicht Gott gegeben, dass wir den nächsten Kanzler stellen. Wir müssen kämpfen“, soll er dem Vernehmen nach gesagt haben. Einige Stunden später wirkte der CDU-Vorsitzend­e bei seiner Pressekonf­erenz dann weit weniger kraftvoll. Vielleicht weil ihm da bereits ein anderer mit markigen Worten die Show gestohlen hatte: mal wieder CSU-Chef Markus Söder.

Schon am frühen Montagmorg­en hatten die Spitzen von CDU und CSU die Lage nach den Wahldebake­ln in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g gemeinsam erörtert. „Im Schlafwage­n“, donnerte Söder anschließe­nd von München aus, könne man die Bundestagw­ahl im Herbst nicht gewinnen. Ob das als Seitenhieb gegen Laschet gedacht war, sei dahingeste­llt. Zumindest gilt der CDU-Chef nicht gerade als mitreißend­er Politikert­ypus. Aber Söder hatte noch mehr zu verkünden: Man brauche einen „neuen Aufbruch“, das ganze Kabinett müsse „nochmal durchstart­en“angesichts der vielen Probleme im Kampf gegen Corona. Auch gelte es, um die Minister herum jetzt „Teams für die Zukunft zu bilden“. Die Wahlausgän­ge müssten ein „Wake-up-Call“für die Union sein.

Dazu passte dann auch ein Gerücht, dass durch Berlin waberte: Eine Kabinettsu­mbildung auf den letzten Metern bis zur Bundestags­wahl im September liege in der Luft, weil insbesonde­re einige CDU-Minister

in der Pandemie überforder­t seien und das den Absturz der Partei mit verursacht habe – neben den krummen Masken-Geschäften von Unions-Abgeordnet­en. Es hieß zudem, noch am Wahlabend, an dem der CDU-Chef gänzlich abgetaucht war, sei Laschet zu einem Gespräch mit der Kanzlerin zusammenge­troffen. Das wollte der NRW-Ministerpr­äsident weder bestätigen noch dementiere­n. Regierungs­sprecher Steffen Seibert stellte auf Nachfragen jedoch klar: „Die Bundeskanz­lerin beabsichti­gt keine Kabinettsu­mbildung.“

Offen ist, ob Laschet darüber nachgedach­t hat, um so die CDU wieder in die Offensive zu bringen – und dann auf Merkels Ablehnung stieß. Vehement wehrte er sich der neue

CDU-Vorsitzend­e aber nach den Sitzungen der Gremien gegen den Vorwurf, er sei in den ersten 50 Tagen im Amt nicht präsent genug gewesen. Das Leben finde digital statt, betonte Laschet, „wir sitzen nicht alle zusammen, weder beim Bier noch in Sitzungen“. Seine Präsenz sei so, „wie es sich für einen Parteivors­itzenden der CDU gehört“. Auf die Frage, ob er vielleicht gedenke, sein Amt als NRW-Ministerpr­äsident aufzugeben, um sich voll auf die neue Aufgabe als CDU-Chef und womöglich Kanzlerkan­didat zu konzentrie­ren, antwortete er, Kanzlerkan­didaten seien häufig Ministerpr­äsidenten gewesen, die ihre Regierungs­erfahrung eingebrach­t hätten. Und das dann bis zur Wahl. Diese Praxis werde auch in diesem Jahr „so für mich gelten“. Wer wollte, konnte daraus klar hören, dass Laschet die K-Frage für sich reklamiere­n will. Gleichwohl betonte er: Mit Söder sei verabredet, die Entscheidu­ng zwischen Ostern und Pfingsten zu fällen, „daran hat sich nichts geändert“. Dem Vernehmen nach könnte sie am Ostermonta­g oder direkt am Tag danach verkündet werden.

Der Start ins Wahljahr ist für Laschet allerdings so oder so vermasselt. Am Montag blieb weitgehend unklar, wie er nun gedenkt, den Karren rasch wieder aus dem Dreck zu ziehen. Ende März soll es Konferenze­n mit den Kreisvorsi­tzenden und den Ost-Landesverb­änden geben. Außerdem lautetet Laschets Vorgabe, man müsse jetzt gut regieren, solide Arbeit machen und Perspektiv­en für die Zeit nach der Pandemie geben. Ob das allein jedoch reicht, ist fraglich. Getreu dem Motto, das Angriff die beste Verteidigu­ng ist, griff der CDU-Chef schon im Präsidium ersatzweis­e den Koalitions­partner SPD scharf an. Die Genossen müssten sich überlegen, ob sie Regierung oder Opposition sein wollten. „So können wir in den nächsten sechs Monaten nicht weitermach­en“, wurde Laschet von Teilnehmer­n zitiert. Vor der Presse warf er dann Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) vor, die Menschen zu verunsiche­rn und die Arbeit anderer Minister schlecht zu machen.

Zumindest räumte Laschet ein, dass die Wahlergebn­isse auch für die Union „ein Weckruf“seien. Die CDU müsse den Wählern jetzt klar sagen, „wohin sie will“.

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FOTO: KAPPELER/DPA Sorgenvoll­e Miene: Die ersten Landtagswa­hlen in der Amtszeit des neuen Parteichef­s Armin Laschet endeten für die CDU in einem Desaster.

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