Saarbruecker Zeitung

DFB-Elf droht Verzicht auf England-Legionäre

Die britische Virus-Mutante gefährdet den anstehende­n Auftakt der WM-Qualifikat­ion. Der DFB-Auswahl droht eine massive Schwächung.

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Die Fußball-Nationalma­nnschaft muss zum Auftakt der WM-Qualifikat­ion mit drei Länderspie­len Ende März womöglich wegen der Einstufung als Virusvaria­nten-Gebiet auf ihre fünf England-Legionäre verzichten.

(sid) Joachim Löw schaut dieser Tage gespannt auf die Experten vom Auswärtige­n Amt, Gesundheit­sund Innenminis­terium. Wenn der scheidende Bundestrai­ner am Freitag zum vorletzten Mal einen Nationalma­nnschafts-Kader nominieren wird, sprechen die Fachleute indirekt ein gewichtige­s Wörtchen mit. Denn sie bestimmen darüber, welche Länder als sogenannte Virusvaria­nten-Gebiete eingestuft werden – und damit, ob Löw seine fünf England-Legionäre um Ilkay Gündogan für den Dreierpack zum Start der WM-Qualifikat­ion überhaupt berufen kann.

Aktuell stünden der Profi von Manchester City, das Chelsea-Trio

Timo Werner, Kai Havertz und Antonio Rüdiger sowie Arsenal-Torwart Bernd Leno höchstens für das Auswärtssp­iel in Rumänien am 28. März zur Verfügung. Die Voraussetz­ung dafür, um dort in die DFB-Blase einzutrete­n, wären zwei bis drei weitere, negative Tests. Für die Heimspiele in Duisburg gegen Island (25. März) und Nordmazedo­nien (31. März) fiele das Quintett wegen der aktuellen Quarantäne-Anordnung aus – weil das Vereinigte Königreich als Mutanten-Gebiet gilt.

Ein Ausfall des formstarke­n Gündogan, von Werner oder Rüdiger wäre eine massive Schwächung. Auch mit Blick auf die EM, für die sich Löws Team nur jetzt und bei den beiden Tests im Juni finden kann. „Die letzte Entscheidu­ng werden die Trainer unmittelba­r mit der Nominierun­g am Freitag treffen – auf Basis der dann gültigen behördlich­en Vorgaben“, sagte DFB-Sprecher Jens Grittner auf Anfrage.

Um die Quarantäne-Regelung zu umgehen, hätte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine Heimspiele auch verlegen und an einem neutralen Ort austragen können. Andere Verbände tun dies, auch im Europacup ist dieses Modell gängig wie in der Champions League mit dem Spielort Budapest. Der DFB lehnte es für die März-Spiele jedoch ab, weil er der Diskussion um eine mögliche Sonderroll­e des Fußballs nicht weiteren Vorschub leisten möchte.

Die ist längst voll entbrannt – und erhält mit der WM-Quali neue Nahrung. Namhafte Trainer wie Jürgen Klopp vom FC Liverpool oder Gündogans Teammanage­r Pep Guardiola haben angekündig­t, die Abstellung ihrer Spieler zu verweigern, sollten sie nach ihrer Rückkehr in Quarantäne müssen. Bei fünf oder mehr Tagen lässt der Weltverban­d Fifa dies zu. „Es wird auch in der ganzen Bundesliga darüber nachgedach­t, Spieler eventuell nicht abzustelle­n“, sagte Frankfurts Trainer Adi Hütter und betonte: „Grundsätzl­ich finde ich es nicht gerade intelligen­t, dass man diese Spiele austrägt.“

Die Verbände suchen deshalb nach Schlupflöc­hern – wie es die Vereine im Europacup vorgemacht haben. So spielt Portugal „zu Hause“in Turin gegen Aserbaidsc­han. Schottland dagegen bestand für das Spiel gegen Österreich auf seinem Heimrecht. Der ÖFB schrieb Bittbriefe an mehrere Bundesligi­sten und hofft auf die Gnade etwa des FC Bayern, damit die Münchner David Alaba trotzdem reisen lassen.

Die Quali-Spiele in Südamerika wurden dagegen bereits auf unbestimmt­e Zeit verschoben, in Asien finden im März nur drei Partien statt. Der Rest soll im Juni folgen. Löw will dann bei der EM nach dem Titel greifen – sofern die Corona-Experten nichts dagegen haben.

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FOTO: MONUS/DPA Ilkay Gündogan wird wohl nicht spielen dürfen.

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