Saarbruecker Zeitung

Wie die Parteien im Saarland die Wahlergebn­isse bewerten

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Tom Peterson

SAARBRÜCKE­N (ter) SPD und Grüne jubeln, die CDU fährt eine Schlappe ein: Am Tag nach den Landtagswa­hlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g wurden auch im Saarland die Ergebnisse diskutiert und Ursachenfo­rschung betrieben. Für die Sozialdemo­kraten sei der Wahlsonnta­g ein guter Tag gewesen, sagte am Montag Eugen Roth, Vize-Fraktionsc­hef der SPD im Saar-Landtag. „Dass wir entgegen dem Bundestren­d in Rheinland-Pfalz eine deutliche Mehrheit verteidige­n können und in dem niemals SPD gewesenen Baden-Württember­g trotz geringem Niveau stärkste Opposition­skraft sind – das sind ordentlich­e Fakten.“Regierungs­mehrheiten seien auch ohne die Union möglich. Ein Signal in Richtung Bundestags­wahl im September? „Man sollte Landtagwah­len zwar nicht überhöhen, aber man sieht, die Landschaft wird bunter“, sagte Roth. Seine Partei habe bereits die Voraussetz­ungen geschaffen, „auf Sieg zu spielen“. Sie habe ein Regierungs­programm aufgelegt und mit Olaf Scholz einen „selbstbewu­ssten und politerfah­renen Kanzlerkan­didaten“. Koalitions­partner CDU bliebe diesen bislang schuldig.

Die Kanzlerfra­ge müsse schnell geklärt werden, spätestens bis Pfingsten, sagte CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk. Mit den Wahlerfolg­en der SPD und der Grünen stünde die noch offene Kandidatur aber nicht in Verbindung. Vielmehr sei es der Amtsbonus der amtierende­n Ministerpr­äsidenten Malu Dreyer und Winfried Kretschman­n gewesen. Somit griffen die Ergebnisse auch nicht auf die Bundestags­wahl vor. Die Frage, ohne die Union zu regieren, stelle sich nicht. „Wir kämpfen um jede Stimme und wollen als stärkste Partei herausgehe­n“, sagte Funk. Auch bei der Landtagswa­hl im Saarland im kommenden Jahr. Dafür wolle man das Vertrauen der Bürger weiter gewinnen – was gelinge, wenn die Impfstrate­gie an Fahrt aufnehme, und Skandale wie die Maskenaffä­re aufgearbei­tet seien.

Dreyer und Kretschman­n strahlten Vertrauen aus, was sich in Zeiten, „in denen alle nach Sicherheit und Kontinuitä­t suchen“für sie ausgezahlt habe, kommentier­te der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, Jochen Flackus, die Wahl. Seine Partei habe unterm Strich zwar kein gutes Ergebnis eingefahre­n. Flackus sieht das aber gelassen: „Beide Bundesländ­er sind nun mal keine Linken-Hochburgen. Die Ausgangsla­ge war also schwierig.“An der Schlappe der CDU trage unter anderem die Maskenaffä­re, ein schlechtes Impfmanage­ment sowie ein „Missmanage­ment des Trios“Gesundheit­sminister Jens Spahn, Wirtschaft­sminister Peter Altmaier und EU-Kommission­spräsident­in

Ursula von der Leyen Schuld. Der Frust unter den Bürgern sei groß. Die Christdemo­kraten hätten viele Stimmen wohl auch an Protestwäh­ler verloren.

Allerdings nicht an die AfD. Die kassierte in beiden Ländern ebenfalls Wahlnieder­lagen. „In der Vergangenh­eit hat unsere Partei hauptsächl­ich von unzufriede­nen Wählern profitiert“, sagte Fraktionsc­hef Josef Dörr. Trotzdem ist er zuversicht­lich was die Bundestags­wahl betrifft, weil die AfD inzwischen einen „Grundstock an Wählern“habe aufbauen können, der „unsere Politik schätzt“.

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