Wo man im Dreiländereck günstig lebt
Egal ob Wohnen, Einkaufen oder Ausgehen – in der Grenzregion variieren die Preise stark. In Luxemburg ist es meist teurer, aber nicht immer.
Wo kann man in der Grenzregion von Deutschland, Luxemburg und Frankreich zum besten Preis einkaufen und tanken?
Wer sich am günstigsten mit Lebensmitteln und Kosmetik eindecken will, kauft in Deutschland ein. Das liegt nicht nur daran, dass es hierzulande mehr Discounter gibt, sondern auch an der allgemeinen Preisstruktur. Einen erheblichen Preisunterschied gibt es zum Beispiel bei Hygiene- und Kosmetikartikeln. Diese werden in Deutschland überwiegend in Drogeriemärkten verkauft. Solche Ketten, die bei den Markenartikeln günstige Preise verhandeln und an die Kunden weitergeben können, gibt es in Frankreich nicht. Im Bereich Ernährung schreibt außerdem das seit 2019 geltende Lebensmittelgesetz den französischen Händlern vor, dass sie diese Produkte mindestens zehn Prozent über dem Einkaufspreis verkaufen müssen. Des Weiteren darf ihr Preis bei einer Rabattaktion nicht um mehr als ein Drittel reduziert werden. Eine Untersuchung von Eurostat zeigt, dass die Durchschnittspreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Deutschland nur ein Prozent oberhalb des EU-Durchschnitts liegen. Mit 15 Prozent ragt Frankreich deutlich darüber hinaus. In Luxemburg wird es mit 24 Prozent noch teurer.
Bei dieser Reihenfolge beim Preis-Level gibt es allerdings Ausnahmen, die sich mit der unterschiedlichen Besteuerung einzelner Produktkategorien erklären lassen. Während die Preise für Alkohol und Tabak in Deutschland dem EU-Durchschnitt entsprechen, sind sie in Frankreich um 26 Prozent teurer und in Luxemburg um vier Prozent
günstiger. Auch der Weg zur Tankstelle ist in Luxemburg am günstigsten. Laut einer europaweiten Erhebung des Automobilclubs TCS lagen 2020 die Preise für Benzin (Super) und Diesel dort im Schnitt bei jeweils 1,18 und 1,07 Euro. In Frankreich kosteten die gleichen Kraftstoffe jeweils 1,44 und 1,33 Euro. In Deutschland war Benzin ein bisschen teurer (1,46 Euro), dafür mussten Dieselfahrer weniger in die Tasche greifen (1,15 Euro).
Wo gibt man mehr weniger Geld im Restaurant und im Kino aus?
Ob bei einem Restaurantbesuch oder einem Hotelaufenthalt – die günstigsten Angebote finden sich im Schnitt auf der deutschen Seite der Grenze. Laut dem Preisniveau-Vergleich von Eurostat sind hierzulande die Dienstleistungen im Gast- und Hotelgewerbe nur etwas teurer als im EU-Durchschnitt (vier Prozent). Sowohl Frankreich als auch Luxemburg zählen zu den Ländern mit relativ hohen Preisen Beide liegen im Schnitt 23 Prozent höher als im Durchschnitt der EU-Länder. Auch wer sich Fast-Food kauft, zahlt in den drei Ländern unterschiedliche Preise. Der gleiche Cheeseburger einer bekannten Fastfood-Kette kostet in Frankreich 1,60 Euro, in Deutschland 1,59 Euro und in Luxemburg 2,35 Euro.
Ähnlich verhält es sich beim Kinospaß: In Saarbrücken und in Trier kostet das Ticket (ohne Ermäßigung, 3-D, Überlänge und Wochenendzuschlag) bei einer Kinokette acht Euro. In vergleichbaren Kinos im lothringischen Freyming-Merlebach und Luxemburg-Stadt müssen Filmfans für ein reguläres Ticket 9,60 beziehungsweise 10,80 Euro bezahlen.
Wo sind Immobilien am günstigsten – auf dieser Seite der Grenze, in Lothringen oder doch in Luxemburg?
Egal ob es um ein Grundstück, ein Haus oder eine Mietwohnung geht, eines steht fest: Wer in Luxemburg wohnen will, muss am tiefsten in die Tasche greifen. Laut dem Observatoire de l’habitat (Beobachtungsstelle für Wohnraum) lag der mittlere Preis für ein bebaubares Grundstück dort in den Jahren 2016 und 2017 bei rund 655 Euro pro Quadratmeter. Seit 2010 wurden die Grundstücke im Schnitt jährlich um sechs Prozent teurer. Dabei zeigen sich aber große Unterschiede zwischen den Landkreisen. So kostet ein Grundstück im ländlichen Norden rund 250 Euro, in der Hauptstadt Luxemburg allerdings liegt der Preis bei 2000 Euro pro Quadratmeter.
Günstiger wird es auf der anderen Seite der Grenze, in Rheinland-Pfalz. Laut dem dortigen Landesamt für Statistik beträgt der Durchschnittspreis für baureifes Land 136 Euro pro Quadratmeter. Wobei die Grundstücke in den kreisfreien Städten mit 526 Euro pro Quadratmeter (Trier: 270) deutlich teurer sind als in den Landkreisen (108 Euro). Solche Preise wie in Luxemburg werden im Saarland auch im teuersten Gebiet, was baureifes Land angeht, also im Regionalverband Saarbrücken, bei weitem nicht erreicht. Nach Angaben des Statistischen Amtes des Saarlandes liegt dort der durchschnittliche Kaufpreis bei 138 Euro pro Quadratmeter. Der Landesdurchschnitt liegt bei 94 Euro pro Quadratmeter und übersteigt den Preis im Département Moselle, wo Grundstücke im Durchschnitt für 58 Euro pro Quadratmeter erworben werden.
Beim Wohnungskauf gleichen sich die Trends. Liegen die Preise im Saarland laut dem Immobilienverband
IVD zwischen 750 (Wadern) und 2000 (Saarlouis) Euro pro Quadratmeter verzeichnet die Immobiliengesellschaft Consortium Immobilier einen Durchschnittspreis von 1941 Euro pro Quadratmeter im Département Moselle. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen ländlichen Gegenden und dem Umkreis von Metz, wo immer über 2000 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Das Gleiche gilt für alle Gemeinden, die sich an der luxemburgischen Grenze befinden. In Rheinland-Pfalz liegt der Durchschnittspreis laut Wohnungsmarktbeobachtung des statistischen Amtes bei 2746 Euro pro Quadratmeter, wobei er in den kreisfreien Städten leicht oberhalb (2876) und in den Landkreisen leicht unterhalb (2646) liegt. Den höchsten Preis für eine Eigentumswohnung müssen Menschen in Trier bezahlen. Hier liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 3817 Euro und dabei sogar noch vor der Landeshauptstadt Mainz (3660). Noch um ein Mehrfaches höher liegen die Preise für eine Wohnung im Großherzogtum – bei durchschnittlich 6000 Euro pro Quadratmeter.
Wo verdient man mehr und zahlt weniger Steuern?
Wie viel Geld Menschen für ihren Wohnraum ausgeben können, hängt maßgeblich davon ab, wie viel sie verdienen. Wer für seine Arbeit den Mindestlohn bezieht, hat in Luxemburg die besten Karten. Dort variiert der Mindeststundenlohn nämlich zwischen 12,72 Euro (unqualifizierte Arbeit) und 15,27 Euro (qualifizierte Arbeit). In Frankreich kommen die Arbeiter auf einen Mindestlohn von 10,25 pro Stunde, während dieser in Deutschland 9,50 Euro beträgt.
Betrachtet man aber den durchschnittlichen Bruttoverdienst in den drei Ländern, sieht die Lage anders aus. Nach Zahlen der Industriestaatenorganisation OECD liegt er für einen Vollzeitbeschäftigten in Luxemburg bei 4627 Euro monatlich – nur in Dänemark wird mehr verdient. Trotz der Unterschiede beim Mindestlohn sind die Verdienstmöglichkeiten in Deutschland (3715 Euro, Saarland 3487 Euro) insgesamt besser als in Frankreich (2946 Euro).
Doch Deutschland gehört in der EU auch zu den Spitzenreitern, was die Sozialabgaben und die Einkommensteuer
betrifft. Bei einem Alleinstehenden ohne Kinder und mit einem Durchschnittseinkommen entsprechen diese hierzulande 39,3 Prozent des Bruttolohns gegenüber 29,9 Prozent in Luxemburg. In Frankreich sinkt dieser Wert sogar auf 27,3 Prozent. Vergrößert sich die Familie, sinken die Steuern und Abgaben am meisten in Luxemburg. Für einen verheirateten Arbeitnehmer mit zwei Kindern und einem weiteren Einkommen im Haushalt betragen sie nur noch 16,6 Prozent des Bruttolohns. In Frankreich sind es noch 20,4 Prozent. In Deutschland wird auch in dieser Konstellation am meisten abgezogen: 31,1 Prozent.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Grenzgänger-Status. Denn Grenzgänger (außer Beamte und Leiharbeiter) bezahlen ihre Steuern am Wohnort. Das heißt, wer im Saarland arbeitet und in Frankreich wohnt, kann je nach Beruf von einem höheren Einkommen und einem niedrigeren Steuersatz profitieren.
Alle Teile der Serie gibt es online: www.saarbruecker-zeitung.de/ mach-mehr-mit-deinem-geld